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Millionenprojekt Radebeul-West

Fürs Sanierungsgebiet gibt es die neuesten Verkehrzahlen – die sind anders als gedacht.

Von Peter Redlich
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Zwischen Meißner Straße und dem Anger Kötzschenbroda gibt es den dichtesten Verkehr. Doch genau in der Mitte soll die Bahnhofstraße beruhigt werden. Eine Herausforderung für die Planer im Sanierungsgebiet Radebeul-West.
Zwischen Meißner Straße und dem Anger Kötzschenbroda gibt es den dichtesten Verkehr. Doch genau in der Mitte soll die Bahnhofstraße beruhigt werden. Eine Herausforderung für die Planer im Sanierungsgebiet Radebeul-West. © Anne Hübschmann

Radebeul. Radebeul ist zweigeteilt. Das fein sanierte und neu gebaute Radebeul-Ost mit seinem Zentrum um Hauptstraße und Sidonienstraße. Und das vernachlässigte Gebiet in Radebeul-West rund um die Bahnhofstraße. Gäbe es nicht Altkötzschenbroda als Lichtblick, es wäre schlecht bestellt um den Westteil der Stadt.

Das soll sich ändern, deshalb wurde das Sanierungsgebiet Zentrum Radebeul-West beschlossen – schon vor über vier Jahren. Es ist drüber geredet worden. Es gibt einen Stadtteilladen als Bürgertreff und eine Stadtteilmanagerin, auch ein Bürgerfest und einige kleine Verbesserungen, wie neue Bänke, Papierkörbe und Blumen für den Bahnhofsvorplatz. Doch die großen Würfe fehlen noch. Das soll sich schon in den nächsten Monaten ändern. Dafür wurde auch der Verkehr gezählt. Mit einem Ergebnis, das anders ausfällt als erwartet.

Die wichtigsten Vorhaben zwischen Meißner Straße und Bahnhofstraße

Klar festgelegt sind die großen Vorhaben schon: Der Bahnhof Kötzschenbroda soll der Mittelpunkt mit seinem Vorplatz im neuen Sanierungsgebiet werden. Die Stadt will auf der Westseite Gelände von der Bahn kaufen und mehr Parkplätze schaffen. Die Hauptachse ist die Bahnhofstraße mit den Geschäften und einem Wochenmarkt, den sich hier viele Anwohner wünschen. Gestritten wurde um die Anordnung der Parkplätze und der Bäume.

Das baulich größte Vorhaben wird der neue Schulcampus werden, der mit und rund um die Oberschule und Grundschule Kötzschenbroda geplant ist. Ein Anbau für die Grundschule soll dazugehören. Die Oberschule wird neu gebaut auf dem Areal des jetzigen Kindergartens an der Harmoniestraße. Die bisherige Oberschule soll den Hort Kötzschenbroda künftig beherbergen, damit auch in der Evangelischen Grundschule an der Wilhelm-Eichler-Straße mehr Platz wird.

Das vierte große Bauviertel im Sanierungsgebiet wird das Areal vom Netto-Markt bis zur alten Kaiserpost. Rossmann will hier seine neue Filiale errichten und plant gemeinsam mit dem Grundstücksbesitzer vom Netto und der Stadt einen zusammenhängenden kleinen Einkaufspark.

Was die Verkehrszählung über ganz Radebeul-West ergeben hat

Wesentliche Grundlage für die Planungen sind die Verkehrsströme im Gebiet. Nach dem ersten Halbjahr 2019 wollte die Stadtverwaltung dazu Zahlen vorlegen, vor allem um zu klären, wie die Bahnhofstraße als Mittelpunkt künftig ganz oder auch nur an bestimmten Tagen verkehrsberuhigt und wie möglichst viel Lkw-Verkehr vermieden werden kann.

Gezählt wurde dafür an einem normalen Wochentag im Frühjahr. Wie viele Fahrzeuge rollen vom Osten, vom Norden und vom Westen nach Radebeul-West rein und raus. Die Zähler haben deshalb auf Nummernschilder geachtet, um festzustellen, was Durchgangsverkehr ist, und wobei es sich um Verkehr im Gebiet handelt. Der allerdings auch aus anderen Bereichen Radebeuls oder den Nachbarorten stammen kann, die alle das Kennzeichen MEI tragen.

Radebeuls OB Bert Wendsche (parteilos): „Wir hatten mit wesentlich mehr eindeutig erkennbarem Durchgangsverkehr gerechnet und diesen etwa je zur Hälfte zum Quellverkehr vermutet.“ Nach den Zählungen fahren allerdings nur ein Fünftel bis ein Drittel der Fahrzeuge durch Radebeul-West. Den dichtesten Verkehr hat das Gebiet Bahnhofstraße.

Doch vor allem in der mittleren und unteren Bahnhofstraße sollen die Autoströme reduziert werden, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern, sagt Wendsche. Schwierig sei auch die Lage des bislang größten Parkplatzes Festwiese – am Ende der Verkehrsverbindungen. Die meisten, die dort hin wollen, fahren durch die Bahnhofstraße. Der nächste Auftrag an die Planer ist jetzt, die Neuordnung der Verkehrsströme unter Beachtung der Einkaufslagen in Radebeul-West.

Welche Planungen derzeit alles im Hintergrund ablaufen

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wird derzeit intensiv an den großen Bauvorhaben in Radebeul-West geplant. Bis zum Herbst will die Stadt ihren Raumbedarf für Bibliothek und Begegnungszentrum an den Besitzer des Bahnhofes melden, damit dieser konkret für eine künftige Nutzung planen kann.

Die Arbeiten am neuen Schulcampus schreiten voran, auch nachdem im Stadtrat beschlossen wurde, dass die Kita-Kinder von der Harmoniestraße in die Kita Thomas Müntzer an der Meißner Straße mit geplantem neuen Anbau umziehen können. Am Rossmann-Projekt wird intensiv gearbeitet. Und an der Güterhofstraße gibt es Pläne für ein neues Ärztehaus.

Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos): „Das Sanierungsgebiet Zentrum Radebeul-West hat ein errechnetes Investitionspotenzial von 36 Millionen Euro. Wenn das voll ausgeschöpft wird, bedeutet das knapp 20 Millionen Euro Fördermittel. Selbst wenn wir nur einen Teil davon verwirklichen, müssen wir diese Chance nutzen.“