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Was wollen Münchner Ökos an der A 13?

Ein bayerisches Umweltunternehmen und die Stadtwerke Leipzig wollen sich gemeinsam in der Gemeinde Schönfeld engagieren. 

Von Jörg Richter
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Hinter dem Autobahnparkplatz Wiesenholz soll ein Solarpark entstehen. Der Schönfelder Gemeinderat stimmte dem Bau jetzt mit einer knappen Mehrheit zu.
Hinter dem Autobahnparkplatz Wiesenholz soll ein Solarpark entstehen. Der Schönfelder Gemeinderat stimmte dem Bau jetzt mit einer knappen Mehrheit zu. © Foto: Kristin Richter

Schönfeld. Es ist schon erstaunlich, dass Schönfeld zum erweiterten Umfeld von Leipzig zählt. Eigentlich liegt Dresden doch viel näher. Doch für die erst im Mai 2018 gegründete Mitteldeutsche Erneuerbare Energien Verwaltungs GmbH (MEE) aus Leipzig liegt Schönfeld tatsächlich im zukünftigen Arbeitsbereich. Das Unternehmen ist eine Kooperation der Leipziger Stadtwerke und der Münchener Umweltfirma Green City AG und beabsichtigt, am Autobahn-Parkplatz Wiesenholz West einen Solarpark zu errichten. Er soll rund 1,1 bis 1,2 Hektar groß werden. Das ist jedenfalls der Plan, den MEE-Geschäftsführer Dirk Woldrich erst im Hauptausschuss der Gemeinde Schönfeld und nun auch im Gemeinderat vorgestellt hat.

Schon zu Beginn der Sitzung beantragte Gemeinderat Sigmar Dörschel, dass die Abstimmung zum Solarpark von der Tagesordnung genommen werden sollte. Er habe die entsprechenden Unterlagen erst letztes Wochenende erhalten und sich noch nicht genügend in das Thema einarbeiten können. „Ich fühle mich überrannt“, sagt er. Drei weitere Gemeinderäte fanden das auch und stimmten für seinen Antrag. Doch zehn Räte waren dagegen, immerhin sei das Solarpark-Projekt hinreichend im öffentlichen Hauptausschuss besprochen worden.

Als der Solarpark in der Tagesordnung an der Reihe war, stellte Woldrich das Projekt noch mal in Kürze vor. Der Solarpark soll 750 KW erzeugen. Er ist verhältnismäßig klein und zähle noch zu den „Bagatellanlagen“, für die keine öffentlichen Ausschreibungen notwendig werden, so Woldrich. Die hier gewonnene Sonnenenergie soll 20 Jahre ins Stromnetz eingespeist werden. Bei einer Vergütung von 7,2 Cent pro Watt bedeutet das einen Jahresumsatz von 54 000 Euro. Für die MEE springe ein Gewinn von jährlich rund 40 000 Euro heraus, so Woldrich.

Ein Trinkgeld für die Gemeinde

Im Vergleich dazu scheinen die 1 500 Euro, die die Gemeinde Schönfeld jährlich erhält, eher wie ein Trinkgeld. „Aber das ist auch Geld, das dem Gemeindehaushalt zu Gute kommt“, sagt Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. Immerhin sind es in 20 Jahren zusammen 30 000 Euro. Zudem gibt es die Option, den Solarpark zweimal zu je fünf Jahren zu verlängern.

Für Weigel ist es wichtiger, dass vor allem die beiden Grundstücksbesitzer einen finanziellen Nutzen davon haben. „Für sie ist das auf alle Fälle lohnenswerter als eine Verpachtung.“ Außerdem würden keine Flächen versiegelt, könnte der Solarpark auch ein Kleinod für Insekten werden.

Sigmar Dörschel hatte dann aber doch noch ein paar Nachfragen. Was kann die Feuerwehr im Falle eines Brandes ausrichten? Ist der Rückbau nach 20 Jahren gewährleistet?

Woldrich antwortete darauf, dass die meisten Feuerwehren brennende Solaranlagen kontrolliert abbrennen lassen. Zudem verpflichtet sich MEE, den Solarpark nach 20 Jahren komplett zurückzubauen. Sollte es dann aber das Unternehmen nicht mehr geben, springt eine Rückbau-Bürgschaft ein. Die Mitteldeutsche Erneuerbare Energien Verwaltungs GmbH hinterlege dafür 35 000 Euro auf eine Bank, auf die die Gemeinde zurückgreifen kann. „Vorher gibt es keine Baufreigabe“, so Woldrich.

Trotz aller beantworteter Fragen blieben einige Gemeinderäte skeptisch. Noch jung sind die Erinnerungen, als ein ähnliches Projekt scheiterte. Im vergangenen Jahr wollte ein Chemnitzer Unternehmen auf der gleichen Autobahnseite, aber etwa einen Kilometer nördlicher, einen Solarpark errichten. Damals lehnte aber einer der beteiligten Grundstückeigentümer ab. Und auch im Gemeinderat fand das Projekt keine Zustimmung. Bei der aktuellen Abstimmung votierten drei Gemeinderäte gegen den Solarpark und drei enthielten sich. Mit acht Ja-Stimmen gab es eine knappe Mehrheit für das Projekt der Mitteldeutsche Erneuerbare Energien Verwaltungs GmbH.

Interessant ist, dass es für dieses Unternehmen zwischen der Green City AG aus München und den Stadtwerken Leipzig bislang nur eine Kooperationsvereinbarung gibt. „Wir sind noch nicht in die GmbH eingestiegen“, bestätigt ein Sprecher der Stadtwerke Leipzig. Vorher müsse noch der dortige Stadtrat der Kooperation zustimmen.

Green City bereits in Thiendorf aktiv

Die Green City AG ist aus einem der größten Umweltschutzvereine Münchens, dem Green City e. V., hervorgegangen. Seit 2005 baut und betreibt das Unternehmen Solaranlagen, Wind- und Wasserkraftwerke. Nach eigenen Angaben hat Green City bisher rund 500 000 Solarmodule installiert, 38 Windkraftanlagen errichtet und elf Wasserkraftwerke realisiert. Auch in der Region waren die Münchner schon aktiv. In Thiendorf erbauten sie 2011 eine Biogasanlage, die sich im Nachhinein aber als störanfällig und unrentabel erwies.