Großenhain im gelockerten Modus

Großenhain. Melina ist glücklich. Das vierjährige Mädchen hopst fröhlich zwischen den Spielgeräten im Großenhainer Stadtpark umher. Endlich darf sich die Kleine wieder so bewegen, wie sie es vor der Coronakrise auch gern getan hat. "Es ist schön, sie so zu sehen! Für die Kinder ist es ohnehin nicht so einfach, das alles zu verstehen", bekennt Mama Yvonne Seurig. Zwar versuche sie, ihre Kleine so gut es eben ginge, zu beschäftigen. Das Miteinander mit ihren Freunden fehle der Tochter aber dennoch.
Seit Montag kommt Melina nun aber in den Genuss der gelockerten Corona-Verordnung. Demnach dürfen Sachsens Mädchen und Jungen nun wieder Spielplätze benutzen. Zwar noch nicht ganz so ungezwungen wie vor Beginn der Pandemie, aber immerhin. "Wir haben noch nicht alle wieder geöffnet.
All jene, die wir abschließen können, sind noch zu. Aber alle anderen dürfen unter Einhaltung der geltenden Vorschriften betreten werden", sagt Sven Mißbach. Wie Großenhains Oberbürgermeister betont, gebe es dafür zurzeit noch keine eindeutigen hygienischen Nutzungskonzepte. Ebenso wie andere Städte, orientiere man sich an Mecklenburg-Vorpommern.
Praktisch bedeute das: Der Abstand zwischen den spielenden Kindern und jeweiligen Aufsichtspersonen von anderthalb Metern müsse eingehalten werden. Spielgeräte dürften nicht gleichzeitig benutzt werden, zuhause sollten gründlich die Hände gewaschen werden, und wer aufgrund seines Alters oder durch etwaige Vorerkrankungen zur Risikogruppe zähle, sollte den Platz nicht betreten. Entsprechende Schilder, so Sven Mißbach, würden in den kommenden Tagen noch angebracht. "Wir werden nicht rund um die Uhr die Einhaltung der Verhaltensregeln kontrollieren können. Aber wir werden auf jeden Fall stichprobenartig vorbeischauen."

Gut besucht war auch gleich am ersten Tag die Karl-Preusker-Bücherei. "Und wir freuen uns auch sehr, nun endlich wieder für unsere Kunden da sein zu können", verrät Leiterin Kathrin Schäfer. Zwar gelte es wie in jedem Geschäft sonst auch, Abstandsregeln einzuhalten, sich beim Betreten der Bücherei die Hände zu desinfizieren und die Wahl des Buches mit einem Mundschutz im Gesicht zu treffen.
Lediglich fünf Personen könnten das zur gleichen Zeit in der Einrichtung tun. Aber dennoch sei die Ausleihe möglich und das wäre für viele Nutzer bereits ein enormer Gewinn. Mehrfach hätten sich viele von ihnen erkundigt, wann es soweit sei. Ein paar notwendige Hinweise beachte man zugunsten von Büchern, Filmen oder CD sicher gern.
Hinweise und Verhaltensregeln, die dazu beitragen sollen, eine zweite Infektionswelle zu verhindern. Gegenwärtig, so Sven Mißbach, sehe es für Großenhain ganz gut aus. Von den 18 mit dem Covid-19 infizierten Röderstädtern seien 16 inzwischen genesen. Nur noch fünf befänden sich in häuslicher Quarantäne.
"Das ist sicher auch der Vorteil, dass wir in einer ländlichen, nicht so hoch verdichteten Region wohnen, in welcher die Gefahren einer Ansteckung viel stärker lauern. Hier hatten viele Menschen auch die Gelegenheit, sich konsequent auf ihre Grundstücke oder in ihre Gärten zurückzuziehen", vermutet Großenhains Oberbürgermeister. Dass man jetzt mit Lockerungen dem wachsenden Bedürfnis nach Normalität Rechnung trage, könne er gut nachvollziehen.
Von diesen Lockerungen der Corona-Einschränkungen ab dieser Woche könnten auch das Museum Alte Lateinschule bzw. das Bauernmuseum Zabeltitz profitieren. Doch hier sind die hygienischen Voraussetzungen wegen der Corona-Pandemie noch nicht geschaffen. Die Stadt hat sich daher entschlossen, beide Einrichtungen erst am 17. Mai zum Internationalen Museumstag zu eröffnen. Dann soll es im Museum am Kirchplatz wie geplant um die aktuelle Archäologieausstellung gehen.
Zwar muss das SkZ Alberttreff noch geschlossen bleiben. Doch hier plant man schon für die Zeit nach den jetzigen Corona-Regeln, die bis zum 20. Mai laufen. Kleine Veranstaltungen mit bis zu 30 Teilnehmern sind ja erlaubt. Am 21. Mai, zu Christi Himmelfahrt, könnten deshalb vielleicht die diesjährigen Kreativtage stattfinden. Ein Antrag dazu ist beim Landratsamt schon gestellt.
In den Fahrschulen der Region sind die Fahrlehrer am Organisieren. Zwar dürfen seit 4. Mai Fahrstunden auf Mopeds, Motorrädern und Lkw bzw. Traktoren wieder stattfinden. "Doch ich muss ja erstmal meine Fahrschüler kontaktieren und Termine machen", sagt Jürgen Hadwiger in der Gabelsbergerstraße. Ab Dienstag soll es richtig losgehen.
Prüfungen nimmt die Dekra laut Hadwiger noch nicht ab, auch Gruppenunterricht findet hier derzeit nicht statt. Fahrstunden in Pkw sind noch nicht erlaubt, da der Mindestabstand von 1,50 Metern nicht eingehalten werden kann. Eine Maskierung als Alternative zum Schutz ist allerdings hinterm Steuer verboten.
In der Fahrschule Gießmann in der Meißner Straße will Achim Gießmann zuerst seine Schüler auf Lkw und Traktor mit Fahrstunden "abarbeiten". Bei Moped und Motorrad dürfen wir die entsprechenden Schutzanzüge nicht mehr ausleihen, das müssen die Fahrschüler selbst mitbringen", sagt der Fahrlehrer. Seiner Information nach soll es diese Woche doch schon Fahrprüfungen geben. Ab nächster Woche dann auch Theorie-Unterricht.
Doch das ist nur in Kleingruppen und mit Auflagen erlaubt. Achim Gießmann organisiert sich eine Plexiglas-Trennwand, die er auf das Lehrerpult stellen kann. Selbst Plaste-Visiere hat der Fahrlehrer für die Fahrstunden bestellt. "Es herrscht viel Unsicherheit über das, was möglich ist", gibt Achim Gießmann zu. Und greift wieder zum Hörer, um weitere Fahrschüler, die seit 18. März in der Warteschleife hängen, anzurufen.
Vorsichtiger Optimismus herrscht bei Großenhainer Sportvereinen. Sie waren am Montagfrüh vom Rathaus über die Freigabe der Außenanlagen der Sportstätten informiert worden. "Unsere Sportler sind heiß darauf, wieder auf die Bahn zu dürfen", so Ute Enger, Vorsitzende des Großenhainer Rollsportvereins.
Schon am Wochenende hätte es zahlreiche ungeduldige Anfragen gegeben. Jetzt gehe es in die unmittelbare Planung von Trainingseinheiten, natürlich unter Beachtung der Regeln: Sicherheitsabstand, maximal fünf Sportler in einer Trainingsgruppe, Umziehen unter freiem Himmel.
"Wir werden versuchen, das Training zeitlich entsprechend zu staffeln", kündigt Ute Enger an. Gerade bei den jüngeren Jahrgängen liege viel Verantwortung bei den Trainern. "Aber es sollte schon funktionieren", glaubt die Vereinschefin. An Wettkämpfe in absehbarer Zeit ist allerdings noch nicht zu denken.
Etwas überrascht von den plötzlichen Lockerungen ist Alexander Gleis, Geschäftsführer des Großenhainer Fußballvereins. "Das war vor dem Wochenende noch nicht so abzusehen", sagt er. Überstürzen will man deshalb beim GFV jetzt nichts. Mitte der Woche wird sich der Vereinsvorstand mit dem möglichen Trainingsbeginn in kleineren Gruppen befassen.
Auch hier gelten die bekannten Einschränkungen: Abstand, die Nutzung von Umkleidekabinen und Duschen im Sportlerheim sind tabu. Daher "werden wir es mit Bedacht und langsam anlaufen lassen", so Alexander Gleis. Insbesondere für die jüngeren Jahrgänge sei es möglich, dass das Training noch ein bisschen warten muss. Das hänge auch davon ab, wann die kleinen Kicker wieder in die Schule dürfen. So oder so: "Wir sind vorbereitet", so Alex Gleis.
Hallenhandball wird auch in den nächsten Wochen noch kein Thema sein. Wohl aber Handball unter freiem Himmel. "Wir wollen, dass jeder unserer Spieler einmal pro Woche trainieren kann", formuliert Dirk Kreutzmann, 1. Vorsitzender des Handballclubs Großenhain (HCG), das Ziel.
Weil die Rödertalhalle im Sportpark nicht genutzt werden darf, wolle man auf den Basketballplatz sowie die Laufbahn im Stadion ausweichen. Wie das unter den Hygieneschutzregeln funktionieren kann, werden zunächst die Frauen- und Männerteams zum Ende der Woche testen. Danach werde besprochen, wie der Nachwuchs einsteigt. "Mit Bedacht", sagt Dirk Kreutzmann.
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