Von Ingo Kramer
Löbau hat eine, Niesky hat eine, Zittau baut gerade an einer – nur in Görlitz gab es bisher keine frei zugängliche Kletterwand. Für Enno Deege, Sozialarbeiter in der Ca-Tee-Drale und überaus kletterbegeistert, ein Unding: „Es gibt zwar eine Wand im Tivoli, aber die gehört der Hochschule und ist für die Öffentlichkeit nur eingeschränkt nutzbar.“ Umso mehr hat er sich gefreut, als er von den Plänen der Stadt Zgorzelec Wind bekam: Am neuen Skatepark hinter der Schwimmhalle könnte auch eine Klettermöglichkeit gebaut werden. „Mit dem Fahrrad ist das nur fünf Minuten von der Stadtbrücke entfernt, für die Görlitzer also ganz schnell erreichbar“, sagt er.
Im Nu wurde aus dem Kletterturm ein polnisch-deutsches Projekt: Die Stadt Zgorzelec als Bauherr, die Görlitzer Kletterer mit ihren Erfahrungen als Planer. „Wir haben uns für einen Standort unter freiem Himmel entschieden, damit der Zugang unkompliziert möglich ist“, sagt Enno Deege. Das Ergebnis ist rot-grün und seit Anfang Juli fertig: Ein acht Meter hoher Kletterturm, der sogar ein Dach erhalten hat, damit er auch bei Regen und zu allen Jahreszeiten nutzbar ist. Sein Inneres besteht aus Edelstahltraversen, außen sind besandete Glasfaserplatten angebracht.
Der Turm ist in mehrere Richtungen nutzbar: Sportler können auf jeder der vier jeweils zwei Meter breiten Seiten bis ganz nach oben, aber auch auf gleichbleibender Höhe ringsherum klettern. Auch die Schwierigkeitsstufen variieren, denn beim Bau wurde darauf geachtet, dass der Turm einen natürlichen Felsen möglichst gut nachahmt – inklusive Überhang. Die Griffabstände sind so gewählt, dass der Turm hauptsächlich für Jugendliche und Erwachsene gute Bedingungen bietet. Für Kinder hingegen sind die Bedingungen in der Ca-Tee-Drale an der Christoph-Lüders-Straße besser. Dort entstehen zudem gerade weitere Wände zum Klettern.
Jeder, der will, kann den Turm in Zgorzelec nun eigenverantwortlich nutzen – und zwar täglich von 9 Uhr bis zur Dämmerung. Die Bauherren übernehmen keine Haftung. Entsprechende Schilder hängen bisher nur auf Polnisch, sollen aber auch noch auf Deutsch angebracht werden. Der Sicherheitsdienst auf dem Gelände schreitet lediglich bei unsachgemäßer Benutzung ein. Zusätzlich will die Ca-Tee-Drale regelmäßige Kletterzeiten anbieten. „Bisher sind wir immer montags, von 19 bis 21 Uhr, dort“, erklärt Enno Deege.