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Neuen Aufgaben stets gewachsen

Stetiges Lernen und viel Mut machten Ulrich Standtke aus Hoyerswerda im Berufsleben erfolgreich.

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Ulrich Standtke im Skulpturenpark Hoyerswerda
Ulrich Standtke im Skulpturenpark Hoyerswerda © Foto: Katrin Demczenko

Mehrere Berufsabschlüsse zu besitzen ist von Vorteil, hat der Hoyerswerdaer Ulrich Standtke erlebt. In den 1960ern kombinierte er sein Abitur mit dem Abschluss als Facharbeiter für Betriebs-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (BMSR). In den 1970ern leitete er in Hoyerswerda eine Gaststätte der DDR-Handelsorganisation (HO) und absolvierte in der Zeit eine Ausbildung zum Kellner. Die HO delegierte ihn zum Rat des Kreises in die Abteilung Wohnungswirtschaft. Die Arbeit dort war verbunden mit einem berufsbegleitenden Studium zum Diplomstaatswissenschaftler in Potsdam, erzählte Ulrich Standtke. Er beendete es 1986 mit 40 Jahren.

Im Herbst 1989 arbeitete er noch beim Rat des Kreises, beobachtete wie andere Bürger die rasanten gesellschaftlichen Veränderungen und fragte sich, was daraus wird. Weil er zu DDR-Zeiten Kontakt zu Verwandten in der Bundesrepublik pflegte und Westberliner Radiosender hörte, war Ulrich Standtke von der deutschen Einheit 1990 „kein bisschen überrascht“.

Nach dem Zusammenbruch der DDR und den Umwälzungen, die auch die Kommunalstrukturen betrafen, musste er im Frühjahr 1990 zur HO zurückkehren. „Die Firma hieß zu dem Zeitpunkt schon Glig Handelsgesellschaft mbH“, erzählte er. Dort verdiente der vierfache Vater aber so wenig Geld, dass er im Februar 1991 im Interesse seiner Familie einen Aufhebungsvertrag unterschrieb.

Ohne sich irgendwo beworben zu haben, fuhr er von Hoyerswerda zur Arbeitssuche nach Bayern, im Gepäck seine Berufsabschlüsse, den Lebenslauf und viel Mut. Am ersten Tag schlief er in Bayreuth, las den Nordbayrischen Kurier und fand eine Annonce der Firma Hörtig-Rohrpost-Technik, die einen Mechaniker suchte, erzählte Ulrich Standtke. Als BMSR-Techniker fühlte er sich der Aufgabe gewachsen, Rohrpostsysteme in Krankenhäusern und größeren Verwaltungsgebäuden mit aufzubauen und klopfte bei dem Unternehmen an die Tür. Noch am selben Tag bekam er einen Vorstellungstermin beim Chef, der dem arbeitswilligen Hoyerswerdaer sogleich die Firma zeigte. „Ich hatte mir Kapitalismus schlimmer vorgestellt“, sagte Ulrich Standtke, der bald Teil dieses Teams war. Er arbeitete bis 1997 auf Baustellen im ganzen Bundesgebiet und wurde wegen einer Umstrukturierung im Unternehmen arbeitslos.

Nun absolvierte er einen Lehrgang als Technischer Betriebswirt, den ihm das Arbeitsamt Hoyerswerda vermittelt hatte. Die berufliche Perspektive ergab sich aber bei der Freizeitsportgemeinschaft (FSG) Medizin. Über eine Bekannte wurde er neugierig auf den Behindertensport des Vereins, weil er damals schon ehrenamtlich beim Psychomotorikverein „Zappelhase“ tätig war. Ulrich Standtke nahm Kontakt zur FSG auf, machte Abschlüsse als „Übungsleiter für Reha-Sport“ sowie als Rettungsschwimmer und wurde beim Verein über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme beschäftigt. Nachdem diese geendet hatte, konnte er dort als Übungsleiter für körperlich behinderte Kinder und Jugendliche weiterarbeiten, bis er 2009 in Rente ging. Nun fand er endlich mehr Zeit für den Garten und regelmäßiges Laufen gehört seitdem auch zum Leben von Ulrich Standtke.