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Neukirchs Schullandheim hat mehr Platz

Einen stolzen Betrag und viel Liebe zum Detail hat der Schullandheime-Verein in seine Neukircher Einrichtung gesteckt. Die soll auch neue Gästegruppen anlocken.

Von Franziska Springer
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Die Leiterin des Neukircher Schullandheimes Annett Thomas fühlt sich schon jetzt sichtlich wohl im neugestalteten Projektraum im Keller. Am Montag wird hier zum ersten Mal gebastelt.
Die Leiterin des Neukircher Schullandheimes Annett Thomas fühlt sich schon jetzt sichtlich wohl im neugestalteten Projektraum im Keller. Am Montag wird hier zum ersten Mal gebastelt. © Steffen Unger

Neukirch. Der Stolz auf das Geschaffene ist Andreas Stelzmann anzumerken, wenn er Gäste durch das von Grund auf renovierte Schullandheim in Neukirch führt. Gemeinsam mit seinem Team hat der geschäftsführende Vorsitzende des landkreisweit agierenden Schullandheime-Vereins die letzten drei Monate des vergangenen Jahres genutzt, um die ehemalige Schule an der Wilthener Straße einer gehörigen Verjüngungskur zu unterziehen. Überlebt haben das nur die Zeichnungen der heimischen Tierwelt im Treppenhaus. Darüber hinaus ist so ziemlich alles neu – und manches noch nicht ganz fertig.

Der ganze Stolz von Andreas Stelzmann und Heimleiterin Annett Thomas ist der neuentstandene Projektraum, der im heimeligen Gewölbekeller seinen Platz gefunden hat. Bis zu 15 Kinder finden hier beste Bedingungen, um zu töpfern, Körbe zu flechten oder sich mit Aufbau und Geschichte der oberlausitz-typischen Umgebindehäuser zu beschäftigen. Den jungen Besuchern altes, traditionelles Handwerk näherzubringen, ist im Neukircher Schullandheim gleichermaßen Geschäftsmodell und kulturelles Anliegen.

Auf schmalen Regalen entlang der Wand finden sich Beispiele für die kleinen, bastelbaren Kostbarkeiten, die hier unter pädagogischer Anleitung durch das Heimpersonal entstehen können. Noch kein Fleck ist auf den praktischen Holztischen und den gemütlichen Sitzbänken in Lederoptik zu sehen, alles ist penibel aufgeräumt. „Das wird sich ab kommendem Montag ändern“, sagt Annett Thomas mit einem wissenden Lächeln. Dann nämlich wird die erste Kindergruppe den neuen Kreativort der Einrichtung einweihen. Nur wenige Schritte weiter befindet sich das neue Büro. Um mehr Platz für Übernachtungsgäste zu schaffen, zog die Heimleitung in den Keller. So kann das Schullandheim nun bis zu 50 Gäste beherbergen.

Knapp 70 000 Euro investiert

Neben dem Büro ist im Heizraum ein neuer Brennofen für die neu entstandenen Kunstwerke aus Ton eingezogen, „sicher vor allzu neugierigen Kinderhänden“, wie Stelzmann betont. 3 000 Euro hat das gute Stück gekostet – zwar großzügig mit 70 Prozent vom Freistaat gefördert, aber durch den Verein vorfinanziert. Wie auch der Rest der neuen Einrichtung, zu der neben modernen Möbeln, einem Kicker- und Billardtisch auch schon bald ein mit Holz beheizbares Badefass im Außengelände der ehemaligen Schule gehören wird.

„Nachdem im September 2018 die Einrichtung als Wohnheim für minderjährige Flüchtlinge geschlossen wurde, war die bisherige Ausstattung endgültig komplett verlebt“, sagt Andreas Stelzmann. Knapp 70 000 Euro hat die umfangreiche Verjüngungskur insgesamt gekostet. Etwa 26 000 Euro davon steuerte der Verein selbst bei. „Ganz schön viel für eine Einrichtung, die noch nichts erwirtschaftet hat“, findet Stelzmann. Insbesondere, weil in den ersten drei Monaten diesen Jahres gerade einmal 100 Gäste im Schullandheim übernachteten. So viele Besucher kommen normalerweise pro Woche.

Dass ihm Gäste wegbleiben, weil das Heim etwa drei Jahre lang nicht durch Schulklassen und Kindergruppen genutzt werden konnte, glaubt Stelzmann nicht. „Es ist für die gesamte Tourismusbranche typisch, dass die Übernachtungszahlen am Jahresbeginn einbrechen“, sagt er. Darüber hinaus nehmen immer weniger Lehrer die Möglichkeit wahr, überhaupt mit ihren Klassen Reisen zu unternehmen. „Die Schulen sind diesbezüglich sehr viel sensibler geworden“, hat Stelzmann beobachtet, gibt aber Entwarnung. Der Mai sei bereits jetzt restlos ausgebucht und auch die Reservierungen über die Sommermonate seien zufriedenstellend.

Um künftig auch in der für das Gastgewerbe zähen Winterzeit Besucher anzulocken, planen Andreas Stelzmann und Annett Thomas ab sofort auch andere Besuchergruppen verstärkt anzusprechen. „Die neue Technik in unserem Aufenthaltsraum – neben einem Fernseher gibt es jetzt auch einen Beamer – eignet sich besipielsweise bestens für Seminare“, erklärt der Chef. Zudem bieten die mit einer geräumigen Küche ausgestatteten Räume unterm Dach beste Bedingungen für Familienurlaube oder private Feiern. Mit dem Badefass, auf dessen Lieferung der Vereinsvorsitzende täglich wartet, hofft er, auch in der kalten Jahreszeit Übernachtungsgäste nach Neukirch zu locken. „Schließlich sind wir eine Region, in der man auch im Winter bestens Urlaub machen kann“, findet er,