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Nieder Seifersdorfer setzen auf ihre Milch

Die Agrargenossenschaft investiert in einen neuen Stall – und die zwei alten Anlagen kommen auch noch dran.

Von Steffen Gerhardt
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Die Vorstände Matthias Rompe (links) und Roland Lätsch zeigen den neuen Stall in Nieder Seifersdorf. Hier finden 318 Milchkühe in vier Gruppen Platz.
Die Vorstände Matthias Rompe (links) und Roland Lätsch zeigen den neuen Stall in Nieder Seifersdorf. Hier finden 318 Milchkühe in vier Gruppen Platz. © André Schulze

So richtig heimisch fühlen sich die Kühe in ihrem neuen Stall noch nicht. Kein Wunder, sind sie doch erst vergangene Woche umgezogen. „Es ist auch für die Tiere ein Umgewöhnen, plötzlich in einer neuen Umgebung zu leben“, sagt Roland Lätsch, Vorstand der Agrargenossenschaft Nieder Seifersdorf und für die Stallanlagen zuständig. Denn Stroh sucht man in der neuen Anlage vergebens. Stattdessen stehen die Milchkühe auf Gummimatten, die weitaus hygienischer und auch gelenkschonender sind als herkömmliches Stroh.

Zudem hilft diese Umstellung, den Arbeitsaufwand zu senken, fügt Matthias Rompe als kaufmännischer Vorstand hinzu. Denn das Stroh muss von den Feldern geholt, eingelagert, in die Ställe gebracht und von dort auch wieder entfernt werden. Das ist jetzt nicht mehr notwendig. Nur in den beiden anderen Ställen stehen die Kühe noch auf Stroh. Doch auch das soll sich bald ändern, sagt Rompe.

Gegenwärtig ist die Agrargenossenschaft froh, ihren neuen Stall in Betrieb genommen zu haben. Er bietet Platz für 318 Milchkühe – und jede einzelne von ihnen kann sieben Quadratmeter Fläche nutzen. Eine Besonderheit ist die Herdenhaltung in dem Objekt. Vier Abteilungen gibt es, in denen jeweils 80 Kühe eine soziale Gemeinschaft bilden. „Denn auch bei Kühen gibt es eine Rangordnung in der Herde, die sich durchsetzt. Diese soziale Bindung ist bei Einzeltierhaltung nicht so gut möglich“, erklärt Matthias Rompe. Er nennt das Gebäude auch nicht Stall, sondern „Spa“, weil es „tierwohlgerecht“ gebaut und mit diesem Prädikat versehen ist. Breite Gänge, viel Licht, gute Zirkulation, keine Spaltenböden und Auslauf, all das dient dazu.

Dafür hat die Agrargenossenschaft 4,2 Millionen Euro investiert, 1,3 Millionen kamen als Zuschuss aus dem Fördertopf. Der 84 Meter lange und 35 Meter breite Stall ersetzt damit den DDR-Stall, der bisher an dieser Stelle stand. Dieser wurde für den Neubau abgerissen. Die beiden anderen, ebenfalls aus LPG-Zeiten stammenden Ställe, bleiben aber stehen und werden modernisiert. „Das ist unsere nächste bauliche Herausforderung“, sagt Vorstand Rompe. Nur die äußere Hülle bleibt stehen, alles andere wird baulich verändert, um auf das Niveau des neuen Stalls zu kommen. „Wir wollen doch keine unserer Kühe benachteiligen“, sagt schmunzelnd Matthias Rompe, auch wenn dafür weitere 1,2 Millionen Euro ausgegeben werden.

In den umgerüsteten und mit Photovoltaikanlagen versehenen Altställen stehen die Milchkühe ebenfalls auf Gummimatten. Damit ist das Zeitalter der Stroheinstreu bei den Nieder Seifersdorfern endgültig vorbei. Und auch die als Entsorgungsplatz dienende Mistplatte hat dann ausgesorgt. „Geht es den Kühen gut, dann ist auch ihre Milch gut.“ Darum geht es nicht nur Vorstand Rompe. Wer einen guten Milchpreis erzielen will, der muss Qualität liefern. Und das ist nur mit einer entsprechenden Tierhaltung zu machen.

Derzeit ist der Milchpreis wieder knapp unter die 30 Cent gefallen. Für ihre Qualitätsmilch bekommen die Nieder Seifersdorfer in diesem Monat mit Zuschlägen 31 Cent statt der 29,7 Cent für den Liter Milch, wobei Milch eigentlich in Kilogramm gerechnet wird. Das ist immer noch zu wenig. Um kostendeckend in Nieder Seifersdorf produzieren zu können, müssten die Molkereien 37 oder 38 Cent zahlen.

Dass die Nieder Seifersdorfer zu ihrer Milch stehen, zeigt nicht nur die jetzt beendete Investition, sondern auch der Umbau der beiden anderen Ställe. Die Aufträge dazu sind bereits ausgelöst, heißt es vom Vorstand. Denn mit dem Umbau fühlen sich nicht nur die Kühe wohler, sondern auch die Menschen, die dort arbeiten. 17 Arbeitkräfte sind in der Tierproduktion beschäftigt und müssen sich bald um rund 580 Rinder, darunter rund 400 Milchkühe, kümmern. In den Zeiten, wo die Genossenschaft eine Baustelle ist, wurde der Tierbestand auf 380 Rinder gesenkt. Zudem ist die Jungrinderaufzucht ausgelagert worden, um Platz zu haben.

Mit dem neuen Stall kommen die Nieder Seifersdorfer auch den ökologischen Anforderungen näher. „Bisher hatte es noch keine Kuh so gut wie in dem neuen Stall“, betont Roland Lätsch. Die Milchkühe können sich nicht nur im Stall frei bewegen, sie haben auch Freigang nach draußen. Die Gülle wird ihnen fortlaufend und automatisch förmlich unter dem Hintern weggeschoben und landet über ein Pumpen- und Rohrsystem in der eigenen Biogasanlage. Nur die Gärreste kommen als Dünger zu bestimmten Zeiten aufs Feld, was die Geruchsbelästigung mindert. Dafür wollen die Nieder Seifersdorfer noch ein Gärrestlager bauen.

Zu der Biogasanlage kommt noch die Pflanzenproduktion, die elf Mitarbeiter zählt. Sie bewirtschaften eine Fläche von knapp 1.680 Hektar. 

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