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Niesky bietet schnellen Ladestopp

Am Zinzendorfplatz kann das E-Auto jetzt in einer halben Stunde vollgeladen werden.

Von Steffen Gerhardt
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Drei Männer an der Elektro-Tanke: Stadtwerkechef Holger Ludwig, Frank Mrusek als stellvertretender Oberbürgermeister und Enso-Regionalleiter Gunther Herzig (von links) nehmen die Schnellladesäule für Elektroautos am Zinzendorfplatz in Betrieb.
Drei Männer an der Elektro-Tanke: Stadtwerkechef Holger Ludwig, Frank Mrusek als stellvertretender Oberbürgermeister und Enso-Regionalleiter Gunther Herzig (von links) nehmen die Schnellladesäule für Elektroautos am Zinzendorfplatz in Betrieb. © André Schulze

So wie an der Zapfsäule für Benzin oder Diesel sich die Zahlen summieren, lässt sich an einer Schnellladestation für Elektroautos der Ladezustand der Akkus auf einem großen Display mitverfolgen. Dazu braucht es gut eine halbe Stunde, bis der „Stromer“ mit Elektroenergie wieder vollgetankt ist. Im Gegensatz zur Zapfsäule, wo der Kraftfahrer schnell mal einen Fünfziger los wird, kostet ein Volltanken an der Ladestation nur vier Euro. Ein Pauschalpreis, ganz gleich, wie weit die Akkus im E-Mobil leer gefahren sind.

Ein unschlagbarer Preis gegenüber den Fahrzeugen mit Verbrenner, sagt der Nieskyer Stadtwerkechef Holger Ludwig. Seit Dienstag steht auf dem Zinzendorfplatz, Ecke Poststraße, eine Schnellladestation. Zusammen mit dem Energieversorger Enso-Netz wurde sie in den vergangenen Wochen errichtet. Das Besondere ist, so Ludwig, dass es sich dabei um einen Hyper-Charger, also um einen Schnelllader handelt, der bis zu 150 Kilowatt bietet. Mit dieser Leistung lässt sich der Akku eines Pkw in gut einer halben Stunde vollladen. „Es gibt zwei Stellplätze für Pkw und drei verschiedene Ladeanschlussmöglichkeiten mit einer Leistung von 150, 50 und 22 Kilowatt“, erklärt Ludwig. Wer die volle Leistung nutzen möchte, sollte aber ein Fahrzeug mit einer hohen Ladeleistung fahren.

Für die Enso ist dieser Schnelllader ein weiterer Schritt zur E-Mobilität in der Oberlausitz. Wie Gunther Herzig, Regionalbereichsleiter der Enso-Netz für den Landkreis Görlitz, sagt, wurde Niesky und insbesondere der Zinzendorfplatz aufgrund seiner zentralen Lage auch zur B 115 und der Autobahn ausgewählt. Die Enso und die SWN schlossen sich dazu in der vom Landkreis geführten Kooperationsgemeinschaft „Neißemobilität“ zusammen. Diese ermöglichte eine finanzielle Förderung des Projektes. Denn die nächsten Jahre bleibt die Stromzapfsäule ein Zuschussgeschäft, darüber sind sich Holger Ludwig und Gunther Herzig einig. „Lebensqualität kommt über Infrastruktur. Deshalb sind wir hier in Vorleistung gegangen, um die Voraussetzungen für eine sich entwickelnde E-Mobilität zu schaffen“, sagt Holger Ludwig.

Im Landkreis Görlitz steckt die strombasierte Mobilität noch in den Kinderschuhen. Zum 1. Januar waren im Landkreis 121 Elektroautos zugelassen, 2018 waren es 93. Dazu kommen 641 Hybridfahrzeuge (2018: 542), die mit Strom und Kraftstoff fahren. Die Argumente hoher Anschaffungspreis, geringe Reichweite und dünnmaschiges Netz an Ladestationen, schreckt noch viele Autofahrer ab, auf ein Elektroauto umzusteigen. Denn die Wege übers Land sind oft länger, als wenn man nur in der Stadt unterwegs ist.

Dass die Elektroladesäulen noch nicht so stark frequentiert werden, diese Erfahrung macht die Stadt Rothenburg. Vor dem Rathaus steht eine solche Säule. Die Stadtverwaltung kommt zu dem Schluss, dass es zwei einheimische Stammkunden sind, die ihre beiden E-Autos dort laden. Elektromobilisten von außerhalb steuern Rothenburg so gut wie gar nicht an. Nur die Besitzer von Elektrofahrrädern nutzen die Ladestation auf dem Marktplatz gern und häufig. Nicht wenige sind dabei auf dem Oder-Neiße-Radweg unterwegs.

In der Stadt Niesky gibt es noch eine zweite Möglichkeit, sein Elektroauto wieder mit Energie zu versorgen. Am Eiscafé Becker auf der Rothenburger Straße. Seit über einem Jahr sind dort drei Ladestationen mit einer Leistung von je 35 Kilowatt an die Hauswand montiert. Zwei speziell für Fahrzeuge der Marke Tesla und eine nach Euronorm. Auch hier stehen die Elektrofahrzeuge noch nicht Schlange, aber es wird angenommen, sagt Christa Becker. Vor allem Fremde und Durchreisende nutzen die Möglichkeit, ihr Auto wieder vollzuladen. Das Stromzapfen kostet bei Beckers fünf Euro pro Ladevorgang. Diese Summe wird aber über einen Verzehrgutschein im Restaurant verrechnet.

Die Enso, so Regionalleiter Herzig, will ihr Netz an Schnellladesäulen im Landkreis verdichten. Als Nächstes geplant ist ein solches Gerät wie in Niesky in Rothenburg auf dem Schlossplatz.

Bleibt die Frage, wie die Schnellladestation am Zinzendorfplatz funktioniert? Dazu Holger Ludwig: Es gibt derzeit zwei grundsätzliche Varianten. Der Autobesitzer lädt sich die App „E-Charging“ von Sunhill Technologies auf sein Smartphone und verknüpft diese mit seinem Telefonbetreiber. So lässt sich der Ladevorgang über die App an der Säule steuern. Oder man sucht sich selbst einen Anbieter für E-Ladekarten im Internet. Mit der Chipkarte lässt sich die Säule dann ebenso bedienen.

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