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Radfahrer fühlen sich unsicher in Dipps

Die Stadt holt bei ihrer ersten Teilnahme an der Fahrradumfrage einen schlechten Platz. Doch sie hat auch Stärken.

Von Franz Herz
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Hier fehlt ein Radweg. Eckhart Böhm fährt von der Stadt in Richtung Gewerbegebiet Reinholdshain.
Hier fehlt ein Radweg. Eckhart Böhm fährt von der Stadt in Richtung Gewerbegebiet Reinholdshain. © Egbert Kamprath

Bekannt ist der Dippoldiswalder Eckhart Böhm als Musiker und Nachtwächter. Als solcher bietet er Stadtführungen an. Aber er ist auch ein engagierter Radfahrer und legt praktisch alle Wege, die er in der Stadt zu erledigen hat, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurück. Egal, ob er sein Kind in die Kita bringt, Einkäufe erledigt oder andere Besorgungen macht. Selbst im Winter schätzt er das Fahrrad. „Das können Sie leicht über eine Schneewehe heben. Probieren Sie das mal mit dem Auto“, sagt er.

Daher kennt er die Bedingungen für Radfahrer in Dippoldiswalde und ist nicht erstaunt, dass die Stadt im neuen Fahrradklimatest des Allgemeinen Fahrradclubs (ADFC) schlecht abgeschnitten hat. Er kritisiert vor allem, dass von der Kernstadt aus wichtige Einrichtungen der Stadt wie die Grundschule in Reichstädt das Naherholungsgebiet an der Malter oder die Einkaufsmöglichkeiten in Reinholdshain nicht mit Radwegen erschlossen sind. Wie sehen die Teilnehmer an der Umfrage des Fahrradclubs die Situation in Dippoldiswalde ?

Die Gesamtumfrage: 125 Teilnehmer sagen ihre Meinung

An der Umfrage des ADFC haben sich in Dipps letzten Herbst 125 Personen beteiligt. Das ist keine repräsentative Zahl, aber doch beachtlich, mehr als in Freital oder Heidenau. 50 Teilnehmer mussten es mindestens sein, welche die 27 Fragen beantworteten, damit Dippoldiswalde in die Auswertung kam. Diese Schwelle hat die Stadt in früheren Jahren nicht erreicht. Nun ist es das erste Mal, und dabei hat sich Dipps gleich eine schlechte Note eingefangen: eine 4,4 im Bereich zwischen 1 und 6. In der Klasse der Städte bis 20 000 Einwohner langte das nur für hintere Plätze. In Sachsen kam Dipps auf Platz 18 von 19, nur Hohenstein-Ernstthal ist noch weniger fahrradfreundlich. In der Nähe haben Bannewitz die Note 3,6 erhalten, Heidenau eine 3,7, Tharandt eine 3,8, Dresden eine 4,0 und Pirna, Freital, Freiberg und Olbernhau je eine 4,2. Bundesweit liegt Dipps auf Rang 181 von 186. Aber Stärken hat die Stadt doch.

Dippser Stärken: Keine Angst vor Fahrraddieben und Platz in der Bahn

Ein Problem, das vor allem Groß- und Universitätsstädte kennen, gibt es in Dippoldiswalde kaum: Fahrraddiebstähle. Die Umfrage kam hier zu einer Note von 3,1, das ist besser als der bundesweite Durchschnitt. Weiter wird positiv im Vergleich mit anderen Städten vermerkt, dass in Dippoldiswalde Falschparken auf Radwegen kontrolliert wird und dass die Busse des Regionalverkehrs sowie die Weißeritztalbahn Fahrräder mitnehmen. Gerade die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft bemüht sich, das Radfahren zu fördern. Dafür hat sie einen eigenen Flyer mit Routenvorschlägen veröffentlicht, und ihre Gepäckwagen bieten mehr Platz für Fahrräder, als bisher genutzt wird, informierte Betriebsleiter Mirko Froß. Hier wäre also noch eine Steigerung möglich.

Schwachpunkte: Wenig Wegweiser und keine Förderung fürs Radfahren

Die Teilnehmer der Umfrage vermissen Werbung und Unterstützung fürs Radfahren. Diese Punkte erhielten die schlechtesten Noten. Auch bemängelte die Mehrheit, dass es keine Möglichkeit gibt, Leihfahrräder einfach zu mieten. Wobei am Campingplatz Paulsdorf und im Fahrradgeschäft „Adrenalin Radsport“ von Erik Träger in Dippoldiswalde Leihfahrräder angeboten werden. Das nutzen aber in erster Linie Urlauber. In Dipps fehlt ein Angebot, schnell ein Rad irgendwo zu leihen und wieder abzustellen. So etwas gibt es eher in Großstädten. Weiter werden bemängelt: fehlende Wegweiser, die Wegeführung an Baustellen, die Breite der Radwege oder das Sicherheitsgefühl für Radfahrer.

www.fahrradklima-test.de