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Ran an die Schaufeln

Familie Böhmer baut Stolpens denkmalgeschützte Turnhalle um. Geplant ist ein modernes ASB-Sozialzentrum.

Von Anja Weber
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Für die Bauherren Jana und Arnd Böhmer geht es jetzt los. Beim Spatenstich griff ASB-Geschäftsführer Alexander Penther (rechts) auch noch mal selbst zum Spaten.
Für die Bauherren Jana und Arnd Böhmer geht es jetzt los. Beim Spatenstich griff ASB-Geschäftsführer Alexander Penther (rechts) auch noch mal selbst zum Spaten. © Dirk Zschiedrich

Vor fast genau einem Jahr haben Jana und Arnd Böhmer ihr großes Projekt das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. 

Der Turnhallenboden ist jetzt bereits verschwunden. Die Bauleute haben sich praktisch schon bis in den Keller vorgegraben. Die Halle ist entkernt. Mit dem symbolischen Spatenstich beginnen nun Umbau, Sanierung und Neubau.

Insgesamt werden etwa 2,2 Millionen Euro in das denkmalgeschützte Objekt investiert. Voraussichtlich ab Mai 2020 können hier dann 15 Tagespflegepatienten betreut werden. Außerdem erhält die ASB-Sozialstation einen modernen Standort für die ambulante Pflege und es entstehen drei behindertengerechte Wohnungen. Mit diesen drei Punkten erfüllten die Bauherren auch die Kriterien für Leader-Projekte.

„Wir wollen, dass der Wohnraum nicht nur barrierefrei, sondern auch bezahlbar bleibt. Außerdem haben wir hier ein denkmalgeschütztes Haus und alle möglichen Probleme. Deshalb sind wir auf Zuschüsse von außen angewiesen und froh, dass es so geklappt hat“, sagt Arnd Böhmer.

Der Gebäudeteil der ursprünglichen Turnhalle bleibt erhalten. 
Der Gebäudeteil der ursprünglichen Turnhalle bleibt erhalten.  © Dirk Zschiedrich

Für ASB-Geschäftsführer Alexander Penther ist das mehr als eine glückliche Fügung. Seine Sozialstation befindet sich derzeit praktisch ein Haus unter der Turnhalle. Dort ist der Platz zu eng. „Wir sind in Stolpen schon mehrmals umgezogen, zuletzt mit 16 Mitarbeitern. Jetzt haben wir hier am Standort 50 Mitarbeiter und angesichts des Bedarfs könnten es noch mehr werden“, sagt er. Dazu komme, dass der ASB derzeit zum Beispiel Menschen aus Wehlen oder Lohmen in die Tagespflegeeinrichtung nach Neustadt fahren muss. Für behinderte oder in ihrer Funktion eingeschränkte Menschen eine große Belastung. Mit der Tagespflege in Stolpen entfallen so unnütze Wege.

Und da der ASB-Ortsverband derzeit auch selbst in Neustadt baut, sei es ihm ganz recht gewesen, dass er hier als Mieter einziehen kann. Dazu kommt, dass der ASB bereits im jetzigen Objekt Mieter von Familie Böhmer ist. Und darüber sei man dann auch ins Gespräch gekommen. Gleiche Ideen hatte auch die Stadt Stolpen, die seit 2006 in Besitz der alten Turnhalle ist. „Wir hatten auch schon Gespräche mit dem ASB geführt. 

Deshalb sind wir froh, dass sich nun doch so eine Lösung anbietet und Stolpen auch den sozialen Standort weiter ausbauen kann“, sagt Bürgermeister Uwe Steglich (FDP). Denn mit dem Neubau der Schulturnhalle an der Pirnaer Landstraße wurde dieses Objekt nicht mehr benötigt und hing wegen hoher Sanierungskosten als Klotz am Bein der Stadt. Immerhin wurde die Turnhalle bereits 1916 in Betrieb genommen und bis 2016 genutzt. Der Sanierungsstau war nicht zu übersehen. Und die Stadt wollte das Haus unbedingt loswerden.

2017 wurde das Objekt an Familie Böhmer verkauft. Und die Bauherren haben bereits einen Vorgeschmack darauf bekommen, was es heißt, jetzt ein so großes Gebäude, was noch dazu unter Denkmalschutz steht, zu sanieren. Arnd Böhmer kann da einiges darüber berichten. Zur Hälfte sind inzwischen die Bauaufträge vergeben. Allerdings klemmt es bei der Elektrik. Bis jetzt sei es noch nicht gelungen, eine Firma zu finden. Die größeren Firmen seien ausgebucht und für kleinere Betriebe mit wenigen Beschäftigten ist wiederum das Stolpener Projekt zu groß.

Ergänzt wird der Altbau durch einen Neubau für die Wohnungen, der sich im Bereich Promenade einfügt.
Ergänzt wird der Altbau durch einen Neubau für die Wohnungen, der sich im Bereich Promenade einfügt. © Visualisierung: Planungsbüro Grützner

Darüber hinaus wurde erst später festgestellt, dass ein Stück des vorderen Eingangsbereiches sich in Eigentum des Freistaates befindet. Das bringt zusätzliche Verhandlungen mit sich. Außerdem konnte auch die Zufahrt über die Promenade nicht so einfach genutzt werden. Ursprünglich sei man davon ausgegangen, dass der Weg der Stadt gehöre. Dem ist nicht so. Er gehört mit zur Burg Stolpen und damit dem Freistaat.

Doch von Widrigkeiten wollen sich die Bauherren nicht beirren lassen. Immerhin ist es ja auch gelungen, an den zu sanierenden Altbau einen Neubau für die barrierefreien Wohnungen zu integrieren, und das sogar unter Denkmalschutzauflagen mit Balkonen. Darüber hinaus legen die Bauherrenfamilie Böhmer und Planer Jens Grützner bei Umbau und Sanierung besonderen Wert auf energieeffizientes und ökologisch nachhaltiges Bauen.

So wird das Objekt über eine Erdwärmesondenanlage beheizt. Im Sommer dient diese auch zu Kühlzwecken. Außerdem wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Zum nachhaltigen Umgang mit Niederschlagswasser ist eine Regenwasserzisterne zur Grundstücksbewässerung geplant. Beim Umbau des Parkplatzes wird eine Ladestation für Elektroautos mit geplant. Die Zeitschiene für die Umsetzung ist zwar eng gesetzt, doch man wolle nichts übers Knie brechen.

Allerdings sei der ursprüngliche Einzugstermin mit März 2020 doch ziemlich sportlich gewesen, sagt Arnd Böhmer. Aber man habe geahnt, dass man bei dem Projekt auf viele Unbekannte stoßen würde. Bis Oktober soll nun der Rohbau stehen. Noch vor Weihnachten soll die Fassade fertig sein, damit über den Winter der Innenausbau erfolgen kann.