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Remondis macht Container dicht

Wer seinen Sommerurlaub zum Ausmisten nutzen will, sollte die olle Kleidung lieber noch im Schrank lassen. Abgeholt wird sie zurzeit nämlich nicht.

Von Catharina Karlshaus
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Ein Anblick, den Remondis Betriebsleiterin Stephanie Wohmann nicht gern sieht: da der Entsorger selbst die Kleidercontainer zugeklebt hat, stapeln sich nun die vollen Mülltüten daneben.
Ein Anblick, den Remondis Betriebsleiterin Stephanie Wohmann nicht gern sieht: da der Entsorger selbst die Kleidercontainer zugeklebt hat, stapeln sich nun die vollen Mülltüten daneben. © Foto: Anne Hübschmann

Großenhain/Riesa. Zwei Taschen hat sie gepackt. Eine kleinere dritte schleppt die hinterherlaufende Tochter. "Das ist das Gute an Corona gewesen! Wir haben so viel Zeit Zuhause verbracht, da haben wir die Gelegenheit gleich mal genutzt, um ein paar Klamotten auszusortieren", erklärt die Röderstädterin lachend und geht mit großen Schritten auf den Kleidercontainer am Topfmarkt zu. Was die dreifache Mutter nicht ahnen kann - ihr Enthusiasmus und die gute Laune werden gleich einen empfindlichen Dämpfer erfahren. Rot-weiße Absperrbänder an der Einwurf-Öffnung signalisieren, dass es heute wohl nichts werden wird mit dem Abliefern von inzwischen ungeliebten Hosen, Pullovern und T-Shirts. Während die Frau samt meckernder Tochter und den drei Taschen wieder unverrichteter Dinge den Heimweg antritt, erkundigt sich die SZ beim Entsorgungsunternehmen Remondis in Quersa. Und siehe da, Betriebsleiterin Stephanie Wohmann hat einiges zum Thema zu sagen.

An verschiedenen Standorten in Großenhain ist es seit letzter Woche nicht mehr möglich, Kleidung in die dafür von Remondis aufgestellten Container zu werfen. Frau Wohmann, war ich zufälligerweise nur zur falschen Zeit am falschen Ort?

Nein! Waren Sie nicht! Wir haben in der vergangenen Woche in Großenhain ganz bewusst die Öffnungen der Kleidercontainer für den Einwurf gesperrt, seit Montag bringen wir entsprechende Absperrbänder auch in Riesa an. Durch die Corona-Krise hat sich der Markt für Altkleider extrem verschlechtert. Wir haben keinerlei Möglichkeit, die Sachen in die weitere Verwertung zu geben.

Das bedeutet praktisch, wie viele Container werden künftig nicht mehr zur Verfügung stehen?

Im Raum Riesa und Großenhain betrifft das 150 Standorte. Es ist natürlich unser Bestreben, so schnell als möglich zur normalen Entleerung aller 14 Tage zurückzukehren, doch im Moment ist dieser Service einfach nicht zu leisten. Seit dem Frühjahr sind die Container immer übervoll gewesen und wir haben versucht, dem verstärkten Ansturm nachzukommen. Aber nun mussten wir eine Entscheidung treffen, da die Kapazitäten unserer Vertragspartner erschöpft sind.

Sie meinen jene Firmen, die für die ordnungsgemäße Weitergabe der Kleidung, Schuhe und Taschen sorgen?

Richtig! Leider finden sich in unseren Containern aber nicht nur die von Ihnen angesprochenen Dinge! Bei uns im Betriebshof Quersa wird der Inhalt ja schon einmal geprüft und nach Qualität sortiert. Ich muss sagen, dass wir gut 30 Prozent Restmüll, Grünschnitt und Lebensmittelabfälle aussortieren. Darüber hinaus ist die Kleidung sehr oft stark mit Flecken oder gar Urin und Kot verschmutzt beziehungsweise durch Beschädigungen völlig unbrauchbar. Deshalb können wir gar nicht alles weitergeben. All jene Kleidungsstücke, die es jedoch durch unsere Kontrolle schaffen, werden nach Bitterfeld/Wolfen gebracht, wo unser dortiger Partner für die weitere Verwertung sorgt. Aufgrund der Pandemie sind die hygienischen Anforderungen dafür verständlicherweise jedoch inzwischen um einiges höher geworden und ein Weitertransport wesentlich komplizierter. Deshalb mussten wir jetzt die Reißleine ziehen und bitten unsere Kunden herzlich um Verständnis.

Wie lange müssen sich denn Aufräumwillige gedulden, bis sie wieder die Container befüllen können?

Das können wir leider noch nicht sagen! Wir hoffen aber natürlich, dass sich der Markt schnell wieder erholt und es sich nur um eine kurze Pause handelt. Ich möchte jedoch eindringlich darum bitten und geradezu an die Einwohner appellieren, keine Taschen oder Beutel vor die Container zu stellen! All die Sachen sollen wirklich Zuhause gelagert werden. Wir haben dafür absolut keine Kapazität und es sieht alles andere als schön aus, wenn die Tüten in der Gegend herumliegen.