Sachsens AfD muss sich selbst hinterfragen

Die sanfte Tour ist das nicht. Bewerber für den sächsischen AfD-Vorstand sehen Deutschland als maroden Staat kurz vor der Selbstzerstörung, ihre Partei als einzige Rechtsstaatspartei und das Land weit weg vom demokratischen, rechtsstaatlichen Zuständen. Mit der von AfD-Bundeschef Tino Chrupalla nach dem Attentat von Hanau erneut geforderten rhetorischen Mäßigung hat das wenig zu tun. Freilich: Die AfD war immer gut darin, Stimmung mit zu erzeugen, von der sie profitiert. Kritik und die Warnung vor Chaos machen sich gut, wenn man in der Opposition ist.
Chrupalla hat seine Gründe, wenn er die Mitglieder zum Innehalten auffordert. Einerseits, weil der AfD die Beobachtung durch den Verfassungsschutz droht. Andererseits, weil sie ohne Partner dasteht. In Erfurt hat sie zwar gezeigt, dass sie mitbestimmen kann – dann aber die Grenzen aufgezeigt bekommen.
Die AfD steht, wie so oft, vor einer Grundsatzfrage. Radikale Töne hat sie als Wachstumsmotor gebraucht. Verzichtet sie nun darauf, um koalitionsfähig zu werden? Co-Parteichef Jörg Meuthen hat die Regierungsfähigkeit als Ziel ausgegeben, hält sich nun aber auffällig zurück. Chrupalla bedient zwar mit der Warnung vor Bürgerkrieg ebenfalls die in der Partei beliebte Katastrophenrhetorik. Er beweist aber auch einen gewissen Mut. In seiner Bewertung von Hanau distanziert er sich zumindest in Nuancen von Parteisenior Alexander Gauland. Überall Freunde in der AfD macht er sich damit nicht. Eine rasche Klärung ist unwahrscheinlich. Spannend ist, welches Lager mittelfristig die Partei dominiert.