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So geht die Oberschule mit Drogen um

Im vergangenen Jahr gab es einen Vorfall in Neustadt. Schulleiter Klaus Anders reagiert mit mehreren Angeboten.

Von Siri Rokosch
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Auf dem Gelände an der Skaterbahn in Neustadt sollen immer wieder Drogen verkauft worden sein.
Auf dem Gelände an der Skaterbahn in Neustadt sollen immer wieder Drogen verkauft worden sein. © Daniel Schäfer

Der Schulleiter der Friedrich-Schiller-Oberschule Neustadt, Klaus Anders, will vermehrt mit Präventionsangeboten seine Schüler vor dem Drogenkonsum bewahren. Hintergrund ist unter anderem ein Vorfall aus dem vergangenen Jahr. 

Damals hatte die Sebnitzer Polizei Ermittlungen gegen einen Schüler der sechsten Klasse und dessen Vater eingeleitet, die angeblich mit Betäubungsmitteln in Verbindung standen. Das Schulgebäude selbst sei aber als Tatort nicht benannt worden. Der Vater hatte offenbar selbst Marihuanaprodukte angebaut. Wie sein Sohn damit in Berührung kam, ist nicht bekannt. 

Schulleiter Klaus Anders hatte sich bereits vor Weihnachten mit der Polizei, dem Neustädter Bürgermeister Peter Mühle (NfN) und den ASB-Sozialberatern, die täglich an der Schule beratend arbeiten, zusammengesetzt: "Damals haben wir die Namen der Jugendlichen und Kinder von der Polizei bekommen, die den Beamten als Drogendealer hier in Neustadt bekannt sind", sagt Klaus Anders sächsische.de. "Keiner der fünf genannten Jugendlichen ist derzeit an unserer Schule. Nur einer war vor zwei Jahren Schüler bei uns. Alle anderen sind uns nicht bekannt", sagt Klaus Anders. 

Nach Aussage von verschiedenen Zeugen hocken vor allem auf dem Gelände am Sportforum im Neubaugebiet Maxim-Gorki-Straße, an der Skaterbahn und an der Kirche junge Menschen, die kleine Päckchen gegen Geldscheine tauschen.

In der Friedrich-Schiller-Oberschule selbst gebe es keine Drogen: "Wir greifen da hart durch. In einem begründeten Verdachtsfall dürfen wir sogar die Schließfächer der Schüler öffnen, unter Zeugen", sagt Schulleiter Klaus Anders. Dies sei in der Vergangenheit bereits getan worden, aber ohne dabei Drogen gefunden zu haben. Nun hat er für dieses Jahr wieder verschiedene Präventions-Aktionen geplant, die unter Federführung der ASB-Schulsozialarbeiterin Kristina Kohla stehen werden. 

Seit 2012 ist sie täglich als Ansprechpartnerin für Mädchen und Jungen mit Problemen im Schulgebäude anwesend. Sie kündigt an: "Am 26. Mai wird es den Tag der Drogenprävention für die achten Klassen geben. Dazu kommt Andreas Schimkat, ein Suchttherapeut aus der Sozialtherapeutischen Wohnstätte Sebnitz zu uns. Er hat bereits selbst Erfahrungen mit Drogen gemacht und kommt mit seiner offenen und anderen Art sehr gut bei den Schülern an. Und natürlich erklärt er das Thema ganz anders als wir."

In diesem Jahr ist darüber hinaus auch ein Elternabend geplant. Dabei sollen auch Eltern für das Thema sensibilisiert und für betroffene Kinder Anlaufstellen in Neustadt  genannt werden. 

"Für die siebenten Klassen haben wir einen Sucht-Parcours geplant", sagt die Schulsozialarbeiterin. Dabei könnten die Kinder auf fünf Etappen selbst interaktiv Erfahrungen sammeln: "So gibt es zum Beispiel eine Rausch-Brille. Wer diese trägt, sieht alles wie ein stark betrunkener Mensch. Es ist verschwommen und schief. Man erkennt nichts mehr", erklärt Kristina Kohla. Mit dieser Brille auf der Nase sollen die Siebtklässler unter anderem Kleingeld aus einem Portemonnaie zusammensuchen und es einem fiktiven Busfahrer geben.

Auch in der ASB-Sozialeinrichtung Mehrgenerationenhaus am Sportforum in Neustadt wird Kindern, Jugendlichen und Eltern geholfen. Dort gibt es dauerhaft Präventions- und Beratungsangebote, um die Kinder vor dem Drogenkonsum zu warnen. Das ASB-Mehrgenerationenhaus beschäftigt zwei Sozialarbeiter, die jeden Tag in der Friedrich-Schiller-Oberschule in Neustadt und der Ludwig-Renn-Oberschule in Stolpen als Ansprechpartner für die Kinder da sind.

Wie Anne Hauer, die Leiterin der Einrichtung sagt, sei die Drogenproblematik in Neustadt bekannt: "Einerseits wissen wir aus unserer offenen Kinder- und Jugendarbeit davon, andererseits durch unsere intensive Schulsozialarbeit in der Friedrich-Schiller-Oberschule." Auch sei bei Kindern im Mehrgenarationenhaus schon Drogenbesteck gefunden worden, sagt die Leiterin der Einrichtung: "Es ist mehr geworden als in den Vorjahren. Immerhin nehmen die Kinder unsere Informationsangebote zur Drogenprävention meistens an. Wir begleiten sie auch, wenn sie zur Suchtberatung gehen und helfen ihnen aus der schweren Situation heraus", erklärt Anne Hauer.

Das ASB-Haus stünde allen Menschen offen, auch Eltern können sich dort Rat und Hilfe holen, wenn sie vermuten, dass ihr Kind mit Drogen in Berührung gekommen sein könnte. Hier sieht Anne Hauer auch eine große Verantwortung im Elternhaus: "Wenn die Eltern ihren Kindern einen ungesunden Konsum von legalen, wenn nicht sogar illegalen Drogen vorleben, wollen viele Kinder dies auch selbst testen. Eltern sollten sich mehr Zeit für ihre Kinder nehmen, nach ihren Sorgen und Wünschen fragen und ein gutes Vorbild sein." 

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