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Schöner Ausblick beim Warten auf den Bus

Aus einem zerstörten Bushäuschen in Oberoderwitz ist ein Hingucker geworden. Annett Paul freut sich darüber besonders.

Von Anja Beutler
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Annett Paul vor der Bushaltestelle in Oderwitz, die jetzt ihr Foto extragroß ziert.
Annett Paul vor der Bushaltestelle in Oderwitz, die jetzt ihr Foto extragroß ziert. © Matthias Weber

Oderwitz' Bürgermeisterin Adelheid Engel hat aus der Not eine Tugend gemacht. Die parteilose Ortschefin hat sich immer wieder geärgert, dass es Unbekannte in ihrer Zerstörungswut auf die Bushäuschen im Ort abgesehen hatten. "Deshalb haben wir überlegt, ob man nicht einmal etwas ganz anderes ausprobieren kann", erinnert sich Frau Engel. Im Blick war dabei eine Bushaltestelle mit riesengroßem Foto. Sozusagen ein Ortsbild mitten im Ort an der Haltestelle am Gasthof Zwahr. Das Motiv dazu hat am Ende eine Wahl-Oderwitzerin geliefert.

Annett Paul hat das Bild mit der Neumann-Mühle im Vordergrund und der Lausche am Horizont mit ihrer Kamera eingefangen. Und sie hat mit dieser eher ungewöhnlichen Sichtachse sogar die Bürgermeisterin überzeugt und umgestimmt. Eigentlich war nämlich bereits ein Motiv gefunden. Doch das Foto eines anderen Fotografen konnte wegen der geringen Auflösung nicht so groß gedruckt werden. Deshalb sollte Annett Paul mit ihrer Technik das erste Motiv noch einmal neu fotografieren. Doch die 43-Jährige nutzte die Gunst der Stunde und zeigte Adelheid Engel noch weitere Motive aus ihrem reichen Oderwitz-Fundus. "Ich habe mich sehr gefreut, dass die Wahl auf mein Bild gefallen ist und ich bin sehr dankbar, dass ich das machen durfte", sagt Frau Paul.

Das Fotografieren begleitet die Frau, die aus Dresden stammt und seit 1995 in Oderwitz lebt, noch gar nicht so lange: "Ich bin 2009 arbeitslos geworden und habe in dieser Zeit angefangen, mich intensiv mit dem Fotografieren zu beschäftigen", erklärt sie. Dass sie dafür Gespür und Händchen hat, ist inzwischen nicht zu übersehen: Kleine Ausstellungen hatte sie in den vergangenen Jahren immer wieder und auch an Schulen gibt sie ihr Wissen weiter: "Erst war ich an der Parkschule in Zittau und jetzt bin ich an der Oderwitzer Oberschule, wo ich ein Ganztagsangebot betreue", sagt sie. Drei ihrer Schüler waren inzwischen schon beim Kreiswettbewerb erfolgreich. "Da scheine ich ja etwas rüberzubringen", sagt die Frau, die mit Mann und zwei Kindern in Oberoderwitz wohnt, mit einem Augenzwinkern.

Ihre Leidenschaft sind neben Landschaftsaufnahmen Tier- und Naturfotos und die Sportfotografie, wo sie für Bildagenturen und Veranstalter arbeitet. Doch auch Porträts und generell Menschenbilder hat sie für sich entdeckt und wird dies im Oktober und November in der Neugersdorfer Sparkasse in einer kleinen Ausstellung zeigen.

Den schönen Blick auf Neumann-Mühle und Lausche einzufangen, war am Ende übrigens gar nicht so einfach wie gedacht. "Als wir uns für das Motiv entschieden hatten, spielten Wetter und Jahreszeit nicht mit", sagt Bürgermeisterin Engel. Ein Winterbild sollte es ja nicht werden. Im Frühjahr ließ das neue Grün lange auf sich warten, danach konnte die Fotografin nicht auf das Feld, weil dort Getreide stand. "Anfang August habe ich das Foto endlich machen können", erinnert sich Frau Paul. Gedruckt wurde es in Großschönau und bietet nun Abwechslung beim Warten auf den Bus.

Wird diese Haltestelle ein Einzelstück bleiben? Adelheid Engel schmunzelt: "Wir wollen gern in Niederoderwitz auch noch eine solche Haltestelle machen", sagt sie vorsichtig. Ihre Zurückhaltung hat finanzielle Gründe, denn die Gemeinde muss in so eine Neuerung investieren. Ob Annett Paul dann wieder ein Bild liefern darf? "Sehr gern, ich hätte etwas im Angebot", sagt die freiberufliche Fotografin, die auch auf Facebook eine große Schar an Fans hat. Motive habe sie genug. Und genau deshalb wird sie für 2020 einen eigenen Oderwitz-Kalender herausbringen.

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