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Schützt Möhrensaft vor Sonnenbrand?

Warum man mit Sonnencreme nicht sparen soll und Vorbräunen im Solarium nichts bringt, erklärt ein Dermatologe.

Von Stephanie Wesely
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Nicht jeder wird bei Sonneneinstrahlung braun. Wer eine so helle Haut und eher rötlich-blondes Haar hat wie die Dame links, sollte Sonnenbäder meiden, denn dann verbrennt man nur. Das Risiko für Hautkrebs steigt.
Nicht jeder wird bei Sonneneinstrahlung braun. Wer eine so helle Haut und eher rötlich-blondes Haar hat wie die Dame links, sollte Sonnenbäder meiden, denn dann verbrennt man nur. Das Risiko für Hautkrebs steigt. © Jörg Carstensen/dpa

Die Haut ist mit einer Oberfläche von knapp zwei Quadratmetern nicht nur das größte Organ des Menschen, sie hat auch ein bemerkenswertes Gedächtnis: Jede Stunde, die der Mensch in der Sonne verbringt – oder in einem Solarium – wird als Lebenszeitdosis an UV-Strahlung gespeichert. Wer beruflich oder in der Freizeit besonders lange und intensiv direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, sollte daher besonders aufmerksam sein und Früherkennungsangebote wie den Hautcheck nutzen.

Lässt sich die Haut aufs Sonnen vorbereiten?

Das Trinken großer Mengen an Möhrensaft oder die Einnahme von Betacarotin-Tabletten führen zu einer leichten Bräune der Haut. Doch nicht die Vorbräunung mache den Schutz vor Sonnenbrand aus, erklärt Dermatologe  Dr. Tobias Forschner. „Betacarotin ist ein sogenannter Radikalenfänger. Er bereitet die Hautzellen auf den Stress durch freie Sauerstoffradikale vor.“ Es sei also ein leichter Sonnenschutz von innen. Interventionsstudien hätten gezeigt, dass damit das Auftreten von Sonnenbrand vermindert werden konnte. Neben Betacarotin haben auch Lycopin (in Tomaten), die Vitamine A, C und E sowie Polyphenole zellschützende Eigenschaften. Damit kann die hauttypabhängige Eigenschutzzeit der Haut maximal verdoppelt werden, so Forschner.

Aufenthalte im Sonnenstudio hingegen bauen keinen Hautschutz auf. „In Solarien wird vor allem UV-A-Strahlung eingesetzt, die in tiefere Hautschichten vordringt. Sonnenbrand entsteht aber durch energiereiche UV-B-Strahlung auf der Hautoberfläche“, sagt Forschner. Sinnlos seien auch Selbstbräuner, weil sie lediglich ein externes Pigment in die Haut einschleusen, ohne einen zusätzlichen Schutz aufzubauen.

Welcher Lichtschutzfaktor ist der richtige?

Das ist abhängig vom Hauttyp. Der auf der Sonnencreme angegebene Lichtschutzfaktor wird mit der Eigenschutzzeit der Haut multipliziert. Das ergibt die Zeit, die man, ohne Sonnenbrand zu bekommen, in der Sonne bleiben kann. Nachcremen verlängert diese Zeitspanne nicht. Der Lichtschutzfaktor sollte möglichst hoch sein – für Kinder nicht unter 40. Hellen Hauttypen wird Faktor 30 bis 40 empfohlen, dunkleren Faktor 20.

Welche Hauttypen gibt es?

Es gibt sechs Hauttypen, die sich anhand der Färbung der Haut bei Tageslicht und der natürlichen Haarfarbe unterscheiden. Am empfindlichsten ist Typ 1 mit heller, fast weißer Haut und rötlich-blondem Haar. Diese Menschen bräunen gar nicht. Die Haut hat nur zehn Minuten Eigenschutzzeit. Typ 2 hat ebenfalls eine helle Haut, meist auch helles Haar und bräunt in der Sonne etwas. Seine Eigenschutzzeit beträgt maximal 20 Minuten. Typ 3 ist ein Mischtyp mit mittlerer Hautfarbe und eher dunklem Haar. Er bräunt schnell und hat eine Eigenschutzzeit von maximal 30 Minuten. Hauttyp 4 ist der mediterrane Hauttyp mit bräunlich-oliver Haut und einer schnellen Bräunung. Er kann ohne Schutz länger als 30 Minuten in der Sonne bleiben. Typ 5 und 6 haben dunkelbraune bis schwarze Haut, schwarzes Haar und können sich problemlos ungeschützt in der Sonne aufhalten.

Was hat es mit dem UV-Index auf sich?

Der Wert beschreibt den am Boden erwarteten Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung. Je höher der UV-Index ist, desto schneller kann bei ungeschützter Haut ein Sonnenbrand auftreten, informiert das Bundesamt für Strahlenschutz. In Deutschland werden im Sommer Werte von 8 bis 9, in den Hochlagen der süddeutschen Gebirgsregionen sogar bis 11 erreicht. Am Äquator können Werte von 12 und höher auftreten. Bei einem UV-Index von 3 bis 5 besteht eine leichte gesundheitliche Gefährdung, ab Werten von 6 eine hohe. Dann sollte man sich in der Mittagszeit möglichst nicht draußen aufhalten oder unbedingt in den Schatten gehen. Körperbedeckende Kleidung, Hut, Sonnenbrille und Sonnencreme mit ausreichendem Lichtschutzfaktor für unbedeckte Körperstellen sind dringend nötig. Wasser- oder Schneeflächen erhöhen den UV-Index.

Wie cremt man sich richtig ein?

Sonnencreme sollte 20 bis 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden. Jedoch nicht zu sparsam. Dermatologe Tobias Forschner empfiehlt zwei Milligramm Sonnencreme pro Quadratzentimeter Haut. Ein 1,80 Meter großer Erwachsener braucht etwa 40 Milliliter – das sind drei Esslöffel. Wird wie empfohlen nach dem Schwimmen oder Schwitzen nachgecremt, reicht eine 200-Milliliter-Flasche höchstens fünf Tage. Im Urlaub sollte man also mehrere Flaschen im Gepäck haben, oder vor Ort nachkaufen. Laut Stiftung Warentest haben international bekannte Markenprodukte im Ausland eine vergleichbare Qualität wie in Deutschland, sind aber oft teurer.

Wie teuer sind gute Sonnencremes?

Die Zeitschrift „Öko-Test“ hat in ihrer Juniausgabe Sonnencremes auf bedenkliche Inhaltsstoffe untersucht. Dazu zählen zum Beispiel sogenannte PEG-Derivate, Paraffine oder Silikone. Sechs von 20 Produkten wurden deshalb mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bewertet. Weitere zehn Cremes enthielten chemische UV-Filter, die hormonell wirken und damit zum Beispiel der Fruchtbarkeit schaden können. Frei von solchen Stoffen waren Produkte von Eco Cosmetics, Laverana und Dado-Cosmed, sie kosten 20 bis 40 Euro pro 200 Milliliter.

Die Stiftung Warentest hat für ihr Juli-Heft Cremes, Lotionen und Sprays mit hohem und sehr hohem Sonnenschutzfaktor bewertet. „Sehr guten“ Sonnenschutz gibt es demnach schon ab 1,10 Euro pro 100 Milliliter (Elkos Sun/Edeka). Ebenfalls mit „sehr gut“ schnitten unter anderem Sundance von dm und Lavozon von Müller (je 1,23 Euro/100 ml) sowie Sunozon von Rossmann (1,63 Euro/100 ml) ab.

Wie gefährdet sind „Sonnenterrassen“?

Als Sonnenterrassen bezeichnet man die Hautpartien, die beim Aufenthalt im Freien oft ungeschützt der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind: Stirn, Nasenrücken, Ohren, Wangen, Lippen, aber auch Unterarme, Handrücken, Dekolleté und Unterschenkel sind besonders gefährdet. Männer mit lichtem Haar oder Glatze haben eine zusätzliche Problemzone. Sonnenterrassen müssen gut geschützt werden, denn an diesen Stellen zeigen sich meist zuerst Anzeichen von Hautkrebs.

Was ist der Unterschied zwischen weißem und schwarzem Hautkrebs?

Basalzell- und Plattenepithelkarzinome gehören dem Krebsinformationsdienst (KID) zufolge zum weißen Hautkrebs. Dieser geht meist von der obersten Hautschicht aus und bildet in sehr seltenen Fällen Tochtergeschwülste. Deshalb hat er in der Regel eine gute Prognose. Aktinische Keratosen sind Vorstufen des weißen Hautkrebses. Man erkennt sie an rötlichen, rötlich-braunen oder auch hautfarbenen Stellen mit weißlicher Schuppung oder Verhornung. Meist haben sie zwischen fünf Millimeter und einen Zentimeter Durchmesser, die Flecken können sich aber auch zu flächigen Hautveränderungen von mehreren Zentimetern Größe zusammenschließen. Weißer Hautkrebs wird meist operativ entfernt, bestrahlt oder durch Vereisung zerstört. Auch äußerlich aufgetragene Chemo- oder Immuntherapie komme infrage, so der KID. Schwarzer Hautkrebs, das maligne Melanom, breitet sich rasch über das Lymphgefäßsystem oder die Blutbahn im Körper aus. Eine zunehmende Zahl von Pigmentflecken und ein unkontrolliertes Wachstum der Flecken können Anzeichen dafür sein. Kann das Melanom nicht vollständig operativ entfernt werden, erfolgt eine medikamentöse Behandlung, zum Beispiel mit Immuntherapien.

Ihre Fragen zu Sonnenschutz und Hautkrebs beantworten Dermatologen am Donnerstag, dem 4. Juli, von 8 bis 17 Uhr unter Rufnummer 0800 2811811 (gebührenfrei aus allen deutschen Netzen).