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Sechs Jahre gesucht - Traumhaus gefunden

Ein Zuhause in der Kamenzer Altstadt war der Wunsch einer jungen Familie. Bei der Suche griff sie zu unkonventionellen Mitteln.

Von Ina Förster
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Jana Walloch und ihr Mann Enrico, der zum Fototermin arbeiten musste, haben ihr Traumhaus an der Bautzner Straße 40 in Kamenz gefunden - nach sechs Jahren Suche.
Jana Walloch und ihr Mann Enrico, der zum Fototermin arbeiten musste, haben ihr Traumhaus an der Bautzner Straße 40 in Kamenz gefunden - nach sechs Jahren Suche. © Matthias Schumann

Für Familie Walloch steht schon seit Jahren fest: Wir wollen in Kamenz bleiben, hier sesshaft werden und ein Haus kaufen. Neubau kam nicht in Frage.

Jana und Enrico, die beiden Mittdreißiger,  lieben ihren Kiez in der  Altstadt. "Wir bewegen uns seit Jahren hier in dem Viertel. Erst zwölf Jahre an der Querstraße, dann zogen wir an die Wallstraße um. Nun sind endlich die eigenen vier Wände  an der Bautzner Straße 40  an der Reihe", erzählt die Zweifach-Mama.

Seit 2014 war das Paar auf der Suche nach dem passenden Objekt. "Man hat ja ganz genaue Vorstellungen", meint Jana Walloch. "Vielleicht hat es auch deshalb solange gedauert."  Sie selbst hat in der Immobilienbranche gearbeitet. Kennt sich aus im Metier. Preis, Lage, Zustand des Objektes müssen stimmen. Und der berühmte erste Funke muss obendrein überspringen. 

Berge voller Bauschutt - jeder Häusle-Sanierer kennt das. Doch Wallochs füllen alles in große Eimer. Diese holt ein Freund ab, der den Schutt zur Befüllung eines Bauloches in seinem Haus braucht. Nachhaltiger geht es nicht. 
Berge voller Bauschutt - jeder Häusle-Sanierer kennt das. Doch Wallochs füllen alles in große Eimer. Diese holt ein Freund ab, der den Schutt zur Befüllung eines Bauloches in seinem Haus braucht. Nachhaltiger geht es nicht.  © Matthias Schumann

Immerhin zehn unterschiedliche Objekte hatte sich das junge Paar über die Jahre näher angeschaut. "Oft klangen die Angebote erst einmal verlockend und entpuppten sich dann als nicht passend für uns", erzählt Jana Walloch. Die 34-Jährige plaudert von ihren Erlebnissen. "Bei manch einem kamen wir nicht einmal bis ins Haus hinein und wurden vorher schon gefragt, was wir gedenken, zu bieten", sagt sie. 

So etwas gehe natürlich gar nicht. Wer kauft schon die Katze im Sack? Da der Immobilienmarkt gerade boomt und Häuser heiß begehrt sind, würden die Wogen der Unverschämtheit schon manchmal hochschlagen. Überteuerte Vorstellungen für völlig marode Altstadthäuser seien leider keine Seltenheit. 

Stöbert man ein bisschen in den Immobilienanzeigen, reichen die Kaufpreise in der Stadt aktuell pro Quadratmeter von 350 bis 2.200 Euro. Eine riesige Spanne. Dafür bekommt man recht unterschiedliche Objekte - vom sofort beziehbaren Eigenheim im Grünen bis zum ungünstig gelegenen  Eckhaus mit vielen Mängeln.

Fragen, fragen, nochmals fragen

Enrico und Jana Walloch stammen  aus Kamenz. Sie kennen hier jede Ecke und viele Leute. "Wenn man sich mit dem Thema Hauskauf beschäftigt, dann kommt unweigerlich der Punkt, wo man seine Beziehungen spielen lassen muss. Oder einfach nachfragt. Und das permanent",  sagt sie lachend.  Denn die Objekte, die man auf einschlägigen Internetseiten findet,  entsprechen nicht unbedingt den Vorstellungen. Meistens sind sie über einen längeren Zeitraum auf Immobilien-Seiten zu finden. Das spricht oft nicht fürs Haus. "Die Schnäppchen gehen oft unter der Hand weg", weiß die junge Frau.

Auf ihrer fast sechsjährigen Suche nach dem Traumhaus haben Wallochs zu einigen unkonventionellen Methoden gegriffen. "Wir waren viel spazieren. Haben geschaut, wo es dunkle Fenster gibt, die auf Leerstand hinweisen. Und dann haben wir herumgefragt, wer jemanden kennt, der jemanden kennt. Auf dem  Anger beispielsweise gibt es viele solcher Häuser", weiß Jana Walloch.

Das Paar hat dann nette kleine Zettel mit seinem Kaufinteresse handschriftlich verfasst und in die Briefkästen geworfen. Doch meistens hat sich niemand gemeldet. Die Objekte stehen  leer, weil es ungeklärte Erbfolgen gibt oder die Besitzer im Altersheim leben und selbst keine Kraft haben, sich um einen Verkauf zu kümmern. 

Wenn man ein altes Haus saniert, dann stößt man auch auf so manches kleine Fundstück in Decken und Fußböden. Hier eine alte SZ aus dem Jahr 1981.
Wenn man ein altes Haus saniert, dann stößt man auch auf so manches kleine Fundstück in Decken und Fußböden. Hier eine alte SZ aus dem Jahr 1981. © Matthias Schumann

"Man hat wirklich einiges gelernt", sagt Jana. In den sechs Jahren kamen auch ihre Kinder Emily und Alwin zur Welt. "Als wir dann unser Traumhaus an der Bautzner Straße 40 fanden, waren wir überglücklich. Das fühlte sich schon bei der ersten Besichtigung richtig an. Der Funke, den wir brauchten!" 

Im ehemaligen Gardinengeschäft Uhlemann wurden die Wallochs  fündig und verliebten sich sofort in das alte Gemäuer. Das Haus war bis zuletzt liebevoll von der Familie gehegt und gepflegt worden, bis die Besitzerin im letzten Frühjahr im Altersheim verstarb. "Man hätte eigentlich sofort einziehen können, aber man hat doch eigene Vorstellungen", so Jana Walloch. 

Nachdem man sich auf einen fairen Preis geeinigt hatte, wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Und seitdem wird gewerkelt. Es kribbelt in den Fingern. Besonders dem Hausherren. Enrico Walloch ist Elektroniker, er freut sich nach Feierabend auf eine kräftige Portion Sanierungsspaß. Als Erstes gab es eine Abriss-Party, bei der Freunde beim Entkernen halfen. 

Die 140 Quadratmeter Wohnfläche sind bereits total entkernt. Nun geht es an den Ausbau. Glücklicherweise kennt die Familie viele Handwerker. Noch im Herbst will sie einziehen. 
Die 140 Quadratmeter Wohnfläche sind bereits total entkernt. Nun geht es an den Ausbau. Glücklicherweise kennt die Familie viele Handwerker. Noch im Herbst will sie einziehen.  © Matthias Schumann

Das Haus an der Bautzner Straße wurde in der jetzigen Form erst nach dem letzten großen Stadtbrand 1842 errichtet. Es ist gut in Schuss, auch das Dach und die Holzfenster. Nun geht es an Decken und Böden, Heizung und das Bad. Vor ein paar Tagen scheiterte Enrico Walloch schon einmal kurz an einer dicken Granitwand im Wohnzimmer, als er Kabelkanäle für die neue Elektrik  fräsen wollte. Sicher nicht die letzte Hürde. 

Die Keller in der Kamenzer Altstadt sind traumhaft. Entweder haben sie noch Tonnengewölbe oder sogar Kreuzgewölbe. Das Haus an der Bautzner Straße 40 wurde in der jetzigen Form erst nach dem letzten großen Stadtbrand 1842 errichtet. Die Keller sind aber m
Die Keller in der Kamenzer Altstadt sind traumhaft. Entweder haben sie noch Tonnengewölbe oder sogar Kreuzgewölbe. Das Haus an der Bautzner Straße 40 wurde in der jetzigen Form erst nach dem letzten großen Stadtbrand 1842 errichtet. Die Keller sind aber m © Matthias Schumann

Auf insgesamt 140 Quadratmetern Wohnfläche kann sich die junge Familie ausbreiten. Es ist ein bisschen verwinkelt, aber genau deshalb wollte sie ein Altstadthaus haben. "Es ist individuell, man kann und muss sich Gedanken machen", freut sich Jana Walloch schon auf die Einrichtungsmöglichkeiten.  Im Herbst würden sie gern einziehen.

Vieles gibt es zu tun. Aber glücklicherweise kennen sie viele Handwerker. "Als wir Anfang 20 waren, haben wir mal kurz darüber nachgedacht, nach Dresden zu ziehen. Doch heute sind wir glücklich in Kamenz. Die Stadt hat alles, was wir brauchen. Und wird auch immer jünger", freuen sich die beiden auf ihr Abenteuer Haus-Sanierung.

Platz ist auch im kleinsten Hinterhof. Wallochs freuen sich jetzt schon auf entspannte Grillabende. Früher befand sich hier die Fleischerei Noack. Überall sieht man noch alte Fleischerhaken an den Wänden. Einen großen Garten braucht die Familie  nicht. Me
Platz ist auch im kleinsten Hinterhof. Wallochs freuen sich jetzt schon auf entspannte Grillabende. Früher befand sich hier die Fleischerei Noack. Überall sieht man noch alte Fleischerhaken an den Wänden. Einen großen Garten braucht die Familie  nicht. Me © Matthias Schumann

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