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So soll sich der Wasapark ändern

Die Stadt will ein Wohngebiet, doch die Eigentümer fühlten sich überrumpelt. Jetzt wird an einem Kompromiss gearbeitet.

Von Nina Schirmer
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So sehen die ersten Bauentwürfe für den neuen Wasapark aus: Dort, wo jetzt der rote und der weiße Block stehen, kommen Mehrfamilienhäuser hin. Die Riesestraße wird als Rad- und Fußweg fortgesetzt.
So sehen die ersten Bauentwürfe für den neuen Wasapark aus: Dort, wo jetzt der rote und der weiße Block stehen, kommen Mehrfamilienhäuser hin. Die Riesestraße wird als Rad- und Fußweg fortgesetzt. © Visualisierung: IPROconsult

Radebeul. Der Wasapark wurde Radebeul aufgezwungen, so empfinden es viele Bürger bis heute. Ohne Rücksicht auf die Umgebung wurden in den 70er-Jahren die Gebäude des damaligen VEB Kraftwerksanlagenbau mitten in die Stadt gezimmert. Was für viele dort nicht hinpasst, soll sich jetzt verändern. Inzwischen gibt es Pläne, das Gelände zu einem Wohngebiet umzugestalten. 

Wichtig zu wissen: Nicht die Eigentümer hatten diese Idee, sondern die Stadt möchte die Veränderung. Die Investoren, eine Familie aus Spanien, die Gebäude in ganz Europa unterhält, erfuhr durch einen Vertreter von den Plänen und erwägte sogar eine Klage dagegen. Die konnte zwar abgewendet werden und inzwischen wird an einem Kompromiss gearbeitet. Fest steht aber: Die Eigentümer sitzen am längeren Hebel. Sie sind nicht gezwungen, zu bauen. Es steht ihnen frei, am Wasapark gar nichts zu verändern, wenn ihnen die Umbaupläne nicht lukrativ erscheinen.

Was die Planer vorschlagen: 
151 neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern

Im Auftrag der Eigentümer hat die Planungsfirma Ipro Consult aus Dresden erste Entwürfe für das Areal entwickelt, die jetzt bei einer Bürgerversammlung vorgestellt wurden. Die Entwürfe – noch ist nichts festgelegt, alles kann noch verändert werden – sehen Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 151 Wohnungen vor. Der weiße und der rote Riegel werden komplett abgerissen, genauso wie Nebengebäude in der Mitte und das Eckhaus an der Meißner Straße. Die neuen Mehrfamilienhäuser sollen drei Geschosse plus Dach bekommen. 

Der große blaue Block bleibt stehen als Schallschutz für das Wohngebiet dahinter und gewissermaßen auch als Reminiszenz an den alten Wasapark, erklärte Planer Daniel Reich. Allerdings soll das Gebäude deutlich niedriger werden. Die sechste Etage wird abgetragen und die fünfte zurückgesetzt. Dort sollen in erster Linie Büros unterkommen. Durch das Gebiet wird sich eine öffentliche Straße ziehen, in Tiefgaragen sind 264 Stellplätze geplant.

In den 70er-Jahren wurde der Wasapark mitten in die Stadt gebaut. Viele Radebeuler empfinden die Gebäude bis heute als Missstand, der nicht zur Umgebung passt.
In den 70er-Jahren wurde der Wasapark mitten in die Stadt gebaut. Viele Radebeuler empfinden die Gebäude bis heute als Missstand, der nicht zur Umgebung passt. © Norbert Millauer

Was die Bürger sagen:
Sorge wegen hoher Häuser und Baumfällungen

Dass die großen Wasapark-Blöcke verschwinden sollen, gefällt den allermeisten, die zur Bürgerversammlung gekommen sind. Mit dem, was dort neu entstehen soll, sind aber nicht alle zufrieden. Ein Kritikpunkt: Die neuen Häuser sind zu hoch und sollten besser nur zwei Geschosse bekommen. „Das ist mir persönlich zu brutal“, sagte ein Anwohner. „Das passt nicht zum Charakter der Umgebung“, äußerte ein anderer und merkte an, dass die Gebäude aus den 90er-Jahren an der Meißner Straße nicht als Maßstab dienen sollten. 

Unmut gibt es auch darüber, dass eine große, alte Eiche an der Pestalozzistraße für die Wohnhäuser weichen soll. Außerdem wird deutlich mehr Verkehr in der Umgebung befürchtet, wenn dort viele neue Nachbarn hinziehen. Manche haben auch die Sorge, das neue Wohngebiet könnte ein abgeschlossener Raum werden und für die Öffentlichkeit wegfallen. Letzterem widersprach Wolfram Kotte, Vertreter der Eigentümer, deutlich. „Das Gelände wird viel offener, als es jetzt ist“, sagte er. Neben einer neuen öffentlichen Straße solle auch die Riesestraße als Geh- und Radweg durch das Areal führen mit Anbindung an die Meißner Straße.

Das große blaue Bürogebäude an der Meißner Straße soll als Schallschutz bleiben, aber geköpft werden: Die sechste Etage fällt ganz weg, die fünfte wird zurückgesetzt.
Das große blaue Bürogebäude an der Meißner Straße soll als Schallschutz bleiben, aber geköpft werden: Die sechste Etage fällt ganz weg, die fünfte wird zurückgesetzt. © Visualisierung: IPRO Consult

Bezüglich der Gebäudehöhen verwies Planer Daniel Reich darauf, dass in der Umgebung auch weitere Dreigeschosse ständen, darunter in der Schumann- und der Pestalozzistraße. Die Eiche müsse tatsächlich nach jetzigem Entwurf gefällt werden, sagte er. Das sei zwar noch verhandelbar, doch wenn an dieser Stelle nicht gebaut wird, müssten zusätzliche Flächen an anderer Stelle entstehen, zum Beispiel durch weitere Geschosse.

Was die Eigentümer fordern:
16.000 Quadratmeter vermietbare Fläche

Die Vorgaben haben die Planer von den Eigentümern bekommen. Die fordern: Mindestens 16.000 Quadratmeter vermietbare Fläche müsse entstehen. Deren Vertreter Wolfram Kotte erklärte: „Die Eigentümer wollen eigentlich nichts verändern am Wasapark. Der Kompromiss ist schon ausgereizt.“ Er rechnet mit rund 44 Millionen Euro reinen Baukosten. Das müsse sich für die Investoren lohnen. Anderenfalls bleibe der Wasapark, wie er ist. „Wenn das hier scheitert, werden die Gebäude saniert und weiter als Büros genutzt“, so Kotte. Grundsätzlich sendeten die Eigentümer aber ein positives Signal zur Umgestaltung, aber eben mit ihren Auflagen.

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