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Die Spur der Steine

Achate, versteinertes Holz und bekannte Zabeltitzer Diamanten liegen vielerorts. Eine Schau gibt Tipps, wo man sie findet.

Von Kathrin Krüger
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Der Ortrander Heimatvereinschef Danny Duismann sammelte auch im Großenhainer Umland wertvolle Stücke für die Ausstellung „Funde am Wegesrand“.
Der Ortrander Heimatvereinschef Danny Duismann sammelte auch im Großenhainer Umland wertvolle Stücke für die Ausstellung „Funde am Wegesrand“. © Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain/Ortrand. Von Dichterfürst Goethe stammt das Zitat „Man sieht nur, was man weiß.“ Wer könnte das besser bestätigen als Danny Duismann, Vorsitzender des Heimatvereins 1912 Ortrand und Umgebung und passionierter Steinesammler. Bei seinen Streifzügen durch die Großenhainer Pflege wird der Ortrander oft fündig. Weil er weiß, was es sucht. „Heimatfreunde wie Erich Thieme aus Ponickau und Dr. Dietrich Hans-pach haben mein Interesse geweckt“, erzählt Duismann, wie er schon als Kind mit diesen Gaben der Natur vertraut wurde.

Der Ortrander hat nun mit Heimatfreunden im Vereinshaus in der alten Haagstadtschule an der Barbara-Kirche eine sehenswerte kleine Kabinettausstellung aufgebaut. Sie wird am Montag offiziell eröffnet. Zum Heimatverein gehören u. a. Dietmar Enge aus Treugeböhla, Max Böhm aus Brockwitz, Frank Schneider aus Linz oder Annelies Bennewitz aus Weißig a. R. Bis zu seinem Tod gehörte auch der Schönfelder Heimatforscher Heinrich Stöcker dazu.

In der Vitrine liegen dabei auch Stücke, die ein Erdbeben in unsere Gegend gebracht hat. Für Danny Duismann verbindet sich dabei auf geniale Weise die Sammelleidenschaft mit seinem Interesse an der Geschichte. 

„Das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 zerstörte mit einem Großbrand und einem Tsunami die portugiesische Hauptstadt fast vollständig“, erklärt der Ortrander, der als Betriebsmeister bei der BASF in Schwarzheide arbeitet. 

Mit 100 000 Todesopfern war dieses Erdbeben eine der verheerendsten Naturkatastrophen der europäischen Geschichte und der Auslöser gigantischer Erdrutschungen. „Überall in Europa war es zu spüren.“

Alles genau dokumentiert: wie diese Zabeltitzer Diamenten.
Alles genau dokumentiert: wie diese Zabeltitzer Diamenten. © Klaus Hauptvogel

So kam der Rote Riss in Großkmehlen zustande, ein Erdriss, der laut Danny Duismann und Vereinsfreund Klaus Hauptvogel auch durch Blochwitz geht. Er brachte versteinerte Eibe ans Tageslicht, die in der Kiesgrube Ponickau zu finden war. 

Dort fand Duismann noch weiteres versteinertes Holz aus einst nordischen Wäldern. In der Kiesgrube Ponickau-Naundorf entdeckte der Sammler Anfang der 90er Jahre noch ganz andere Schätze. „Ich wollte einen Gartenteich anlegen und habe mir große Steine zum Befestigen der Folie geholt“, erzählt der Junggeselle. Auf einem Haufen ausgesiebter Steine habe er Achat gefunden.

 „Erkennbar sind diese Schmucksteine über die Bänderung oder Langstruktur.“ Doch erst aufgeschnitten offenbart sich ihre Schönheit. Dafür hat Duismann einen Steinmetz im Schraden. Auch in der Elbe bei Meißen und in Ottendorf-Okrilla sowie in einer Grube in Seilitz bei Meißen fand er Achate. Sie werden hierzulande zu Untersetzern oder als Windspiel verarbeitet.

Auch diese Funde  wurden am Wegesrand entdeckt.
Auch diese Funde  wurden am Wegesrand entdeckt. © Klaus Hauptvogel

In der Elbe tauchte vor Danny Duismann dereinst auch ein lila Schmuckstein auf: ein Amethyst. Im Gegensatz zum Achat kann man dessen Besonderheit durch die Farbe von außen leichter erkennen. Bernstein sammelte der Ortrander in Senftenberg „bei einer Begehung des Tagebaus“, wie er erzählt.

Neben weiteren Kuriositäten wie fossilen Kiefern- und Pinienzapfen, einer Manganknolle aus Miltitz und Raseneisenstein von einer Ortrander Wiese verweist Duismann stolz auf Glasschlacke aus der sächsisch-königlichen Spiegelfabrik Kostebrau. „Die früheren Quecksilberspiegel in den Schlössern stammten von dort“, erklärt Duismann.

Und herrschaftlich sind zweifelsohne die Zabeltitzer Diamanten, die auch im Grünen Gewölbe in Dresden zu finden sind. „Meine fand ich von 1993 bis 1996 auf einem Feld nördlich von Zabeltitz.“ Die ersten seien ein Zufallsfund gewesen – in einem Maulwurfshaufen.

Man müsse eben offenen Auges durch die Heimat gehen, raten die Lokalforscher Duismann und Klaus Hauptvogel. In dem Sinne ist ihre Ausstellung auch offen für Ergänzungen. Wer will, kann sich gern einbringen – in die Schau und in den Verein. Doch zuletzt gibt der Ortrander noch zu, woher er wohl den siebenten Sinn für seine Funde hat: „Mein Onkel war im Ruhrgebiet Holzschnitzer und Bergmann.“

Funde am Wegesrand

Ausstellungseröffnung: 15. Juli, 17-19 Uhr, Kirchplatz 6 in Ortrand, Stadtgeschichts- und Schradenmuseum

Geöffnet: immer montags 17-19 Uhr bis voraussichtlich Jahresende.