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Stiftung übernimmt Café Mokka

Kaffee und Kuchen gibt es weiterhin. Aber auch Angebote gegen die Einsamkeit. Und bald neues Leben in Nieskyer Läden.

Von Frank-Uwe Michel
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Thomas Lange, Ina Lange, Rainer Dittrich, Marlies Dittrich, die kleine Magdalena und Jürgen Vtelensky sind die neuen „Hausherren“ im Café Mokka, das jetzt eine Begegnungsstätte ist.
Thomas Lange, Ina Lange, Rainer Dittrich, Marlies Dittrich, die kleine Magdalena und Jürgen Vtelensky sind die neuen „Hausherren“ im Café Mokka, das jetzt eine Begegnungsstätte ist. © André Schulze

Eine kurze Begrüßung, ein netter Plausch, dann bringt Thomas Lange einen Kaffee an den Tisch. Alles wie immer im Café Mokka? Nicht ganz, denn inhaltlich hat sich außer der netten Bewirtung eine Menge getan. „Wir haben im Frühjahr irgendwann das Schild mit dem Wort ‚Schließung‘ entdeckt, sind dann auf die frühere Inhaberin und den Vermieter zugegangen“, erzählt der junge Mann. Nach ein paar Gesprächen habe man sich geeinigt – mit der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) über die finanziellen Konditionen für das Ladenlokal in der Horkaer Straße, mit Juliane Funke über die Übernahme des Inventars und des bei den Nieskyern gut eingeführten Namens.

Gespräche über „Gott und die Welt“

„Das haben wir natürlich ganz bewusst so gemacht“, erklärt Lange. Denn die Leute würden damit ja etwas verbinden. Nämlich in erster Linie erstklassigen Kaffeegenuss. „Den gibt es bei uns weiterhin, aber vorerst nur mittwochs zwischen 8 und 13 Uhr“, so Lange. Denn er und seine Mitstreiter sind keine Geschäftsleute im eigentlichen Sinne. Sie sind Mitglieder der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Niesky und betreiben das Café Mokka im Auftrag der gemeinnützigen Stiftung „Mission für Süd-Ost-Europa“. 

„Wir hatten schon längere Zeit den Wunsch, ein Objekt zu haben, in dem wir für die Menschen da sein können“, erklärt Lange, der in der Freikirche in der Schlossergasse Vorstand und Gemeindereferent ist. „Uns geht es darum, ganz unkompliziert mit unseren Gästen zusammenzusein. Dabei müssen sie keiner Konfession angehören.“ Mit Angeboten wie der Leseecke, Gesprächen über „Gott und die Welt“, in der Tageszeitung blättern, aber auch Kaffee und Kuchen genießen, wollen die neuen Betreiber der Einsamkeit begegnen. 

„Sie ist die Volkskrankheit der heutigen Zeit. Jeder macht sein Ding, lebt für sich allein, Nachbarn kennen sich oft gar nicht mehr.“ Schon Zweisamkeit sei das Gegenteil von Einsamkeit. „Noch besser ist es natürlich, Freunde zu treffen, Bekannte zu finden, miteinander Kontakte zu knüpfen – mit Leuten, von denen man sich angenommen weiß.“ Im Café Mokka gebe es die Möglichkeit dazu. „Wir wollen Hilfe für die Seele bieten“, beschreibt Thomas Lange den Kernpunkt des Konzepts.

Mehr Angebote im Advent

Dass das Mokka dafür nur ein paar Stunden geöffnet ist, soll keine Dauerlösung bleiben. „Wir wollen das Stück für Stück ausdehnen, es soll sich entwickeln. Denn man braucht ja nicht nur Gäste, sondern auch Mitarbeiter dazu“, erklärt der Initiator des Café-Projektes. In der Advents- und Weihnachtszeit, das stehe schon fest, werde man auf jeden Fall mehr anbieten. Schon jetzt könnten acht- bis zwölfjährige Jugendliche Mittwochnachmittag auf den Rosensportplatz kommen und dort bei den „Nieskyer Kickers“ Fußball spielen. Gemeinsam wolle man überlegen, welche anderen Veranstaltungen machbar sind – zum Beispiel Seniorenkaffee oder Kindervorlesenachmittag.

Der Träger des Cafés, die „Mission für Süd-Ost-Europa“, wurde 1902 in Schlesien gegründet – sozusagen in Nieskys Nachbarschaft. Finanziert wird die Arbeit ausschließlich über Spenden. Die Zentrale der Organisation sitzt in Freudenberg in Nordrhein-Westfalen.

GWG-Chef Wilhelm Fischer ist natürlich froh, dass die Gewerbeimmobilie in der Horkaer Straße, also gleich in seiner Nachbarschaft, nach der zwischenzeitlichen Schließung ab Mitte April jetzt wieder zu neuem Leben gefunden hat. Auch für andere aktuell noch geschlossene Gewerbeeinheiten sieht der Nieskyer Großvermieter – ohne Namen zu nennen – optimistisch in die Zukunft. Fischer bestätigt zumindest, dass es „Lichtblicke“ gibt. In Zeiten des sich verändernden Handels werde es nicht mehr in jedem Fall der klassische Laden sein. Man müsse jedesmal prüfen, was machbar sei. Und teilweise auch überraschende Lösungen akzeptieren.

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