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Stiftung Warentest besuchte staatliche Rentenberater

Es ging um die richtige Altersvorsorge. Das Ergebnis muss allen Versicherten Sorge machen.

Von Steffen Klameth
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Die Frage, wie hoch die Altersrente voraussichtlich sein wird, interessiert viele.
Die Frage, wie hoch die Altersrente voraussichtlich sein wird, interessiert viele. © Shutterstock

Berlin/Dresden. Wie hoch wird meine Rente sein? Reicht sie für ein auskömmliches Leben – oder sollte ich noch zusätzlich vorsorgen? Wer mit solchen Fragen zu einer Beratungsstelle der Deutschen Rentenversicherung geht, bekommt häufig nur unvollständige Informationen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Stiftung Warentest.

„Mehr als ein Ausreichend konnten wir nicht vergeben“, sagte Vorstand Hubertus Primus. Vor allem bei Fragen jenseits der gesetzlichen Rente und beim Ausbau der Altersvorsorge hätten viele Berater gepatzt und konnten gar nicht helfen. Auch die Terminvereinbarung sei teilweise schwierig gewesen. Vor allem lange Wartezeiten hätten genervt. Primus: „Das muss im Interesse der 55 Millionen gesetzlich Rentenversicherten besser werden.“ Die Vorsorgeberatung empfiehlt sich im Alter von Anfang bis Mitte 40.

Für den Test hatten 80 Frauen und Männer jeweils eine der 163 Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung aufgesucht. Sie sollten fragen, wie hoch ihre Altersrente voraussichtlich sein wird und wie sie ihr Renteneinkommen so erhöhen können, um ihren Lebensstandard im Alter zu halten. Jeder gesetzlich Rentenversicherte hat einen gesetzlich verbrieften Anspruch auf kostenlose und unabhängige Beratung über alle Versorgungsformen hinweg.

29 Tage Wartezeit

Sofern es um die gesetzliche Rente und die Anwartschaften ging, sei die Beratung immerhin befriedigend gewesen, urteilten die Tester. Als „Reinfall“ hätten sich dagegen das Ermitteln der gesamten Alterseinkünfte und Tipps zum Ausbau der Altersvorsorge erwiesen. Nur 15 der 80 Berater hätten alle Rentenanwartschaften – etwa aus Betriebs-, Riester- und Rürup-Rente oder privaten Lebensversicherungen – in die Analyse einbezogen. Und nur in 14 Fällen sei das Thema Rentenlücke überhaupt angesprochen worden.

Dabei sei die Qualität der einzelnen Rentenversicherungsträger sehr verschieden gewesen. Die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland zählt bei der Gesamtbewertung zu den Schlusslichtern. Sie betreibt in Sachsen zehn Auskunfts- und Beratungsstellen sowie sechs Sprechtagsorte. Gespräche zur Altersvorsorge sind dort allerdings eher die Ausnahme, wie aus dem aktuellen Jahresbericht hervorgeht. So fanden vergangenes Jahr in den Ländern Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt lediglich 295 solcher Gespräche statt – bei insgesamt über 1,2 Millionen Beratungen.

25 der knapp 300 Berater hätten sich auf die Altersvorsorge spezialisiert, teilte ein Sprecher der Rentenversicherung Mitteldeutschland auf SZ-Anfrage mit. Die Wartezeit auf einen Beratungstermin betrage im Schnitt 29 Tage. Man werde die Ergebnisse der Untersuchung genau analysieren und prüfen, inwieweit man Aktivitäten in diesem Bereich „im Einzelfall verbessern kann.“

Kostenpflichtige Alternativen zur Rentenversicherung sind die Verbraucherzentralen und private Rentenberater. Bei Problemen helfen die Sozialverbände VdK und SoVD; Voraussetzung ist hier eine Mitgliedschaft.