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Was darf der Badespaß kosten?

Über diese Frage entbrannte jetzt eine heftige Debatte im Stadtrat in Ebersbach-Neugersdorf. Nun steht fest: Der Bad-Eintritt wird teurer. 

Von Romy Altmann-Kuehr
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So sieht's bei tollem Wetter im Volksbad Neugersdorf  aus. Auch jetzt kann man dort schon baden - wenn man mutig und kälte-erprobt ist.
So sieht's bei tollem Wetter im Volksbad Neugersdorf aus. Auch jetzt kann man dort schon baden - wenn man mutig und kälte-erprobt ist. © Archivfoto: Matthias Weber

An Badewetter ist tatsächlich noch nicht zu denken. Dennoch: Das Neugersdorfer Volksbad ist startklar. Ebersbach-Neugersdorfs Bürgermeisterin Verena Hergenröder (parteilos) gab bekannt, dass das Bad am 15. Mai für Besucher öffnet. Im Freibad Ebersbach geht es erst am 1. Juni los. 

Beschlossene Sache ist auch: Die Preise für die Freibäder in der Oberlandstadt steigen. Die Stadt hat entschieden, dass künftig einheitliche Tarife gelten sollen in den beiden Bädern in Ebersbach und Neugersdorf. Ab dieser Saison kostet die Tageskarte für Erwachsene in beiden Bädern drei Euro, für Kinder von vier bis 18 Jahren werden zwei Euro fällig. Bisher zahlten Badbesucher im Volksbad Neugersdorf 2,50 Euro, Kinder 1,50 Euro. In Ebersbach kostete die Tageskarte für Erwachsene auch bisher schon drei Euro, für Kinder 1,50 Euro. Weiterhin gibt es den Abendtarif, ab 17 Uhr kostet der Eintritt nur noch zwei Euro, Kinder zahlen 1,50 Euro.

Deutlich teurer als bisher werden die Dauerkarten. Sie kosten nun für die Saison 55 Euro. In Neugersdorf zahlten Dauer-Bader bislang 40 Euro pro Saison, in Ebersbach 48 Euro. Die Kinder-Dauerkarte kostet jetzt 32 Euro, zuvor waren es in beiden Bädern 27 Euro. Auch die Dauerkarte für Familien wird mit jetzt 84 Euro statt bisher 70 Euro um einiges teurer.  

Außerdem gibt es ab sofort keine Gruppentarife mehr. Bestehen bleiben die Vergünstigungen für aktive Mitglieder der Feuerwehr von Ebersbach-Neugersdorf. Wer seinen Dienstausweis vorlegt, erhält kostenlosen Eintritt. Auch können Familien, die einen gültigen sächsischen Familienpass besitzen eine Ermäßigung auf die Familien-Dauerkarte bekommen. 

Die neuen Tarife durchzusetzen, kostete die Stadt allerdings mehrere Stunden Diskussionen mit dem Stadtrat. Zu Beginn der Woche musste gar eine Sondersitzung zum Thema Entgeltordnung in den Freibädern einberufen werden. Der Grund: Der Stadtrat hatte in seiner regulären Sitzung Ende Mai den von der Verwaltung vorgelegten Entwurf einer Änderung zur Benutzungs- und Entgeltordung nach langer Debatte abgelehnt. Die Stadt hatte die Änderung der Eintrittsgelder vorgeschlagen und auch an den Öffnungszeiten kürzen wollen. 

Der Vorschlag hatte bei den Bürgervertretern keine Mehrheit gefunden. Die Folge: Die alte Satzung hätte weiter gegolten, also auch die Regelung, dass die Bäder Mitte Mai öffnen. Das ärgerte Bürgermeisterin Verena Hergenröder auch deshalb, weil eigentlich alles mit den Fraktionen besprochen gewesen sei, sagte sie. Außerdem stand sie nun vor dem Problem: Alles war auf den späteren Saisonstart ausgelegt. Zudem habe das Konsequenzen für den Haushalt. Sie ging Kraft ihres Amtes in Widerspruch gegen den Stadtratsbeschluss.  Ein solcher Widerspruch muss vom Stadtrat zeitnah behandelt werden. Deshalb die außerplanmäßige Sitzung. In dieser einigten sich die Räte nun auf den ursprünglichen Vorschlag, was die Preise anbelangt. 

Hintergrund, dass die Stadt überhaupt Änderungen vornehmen wollte,  ist die angespannte Finanzlage. Die Bäder sind ein Zuschussgeschäft. Das machten die Zahlen deutlich, die Andreas Köhler von der Stadtverwaltung jetzt im Stadtrat präsentierte. Auch der heiße Sommer 2018 mit Besucherrekorden kann es nicht retten. Köhlers Betrachtungen betreffen die Jahre 2016 bis 2018. Demnach hatte die Stadt damit gerechnet, pro Jahr durchschnittlich knapp 55.000 Euro an Erträgen zu erzielen. Tatsächlich waren es im Durchschnitt aber nur knapp 38.000 Euro, stellt Andreas Köhler in der Abrechnung fest. 

Demgegenüber stehen Kosten von rund 263.000 Euro jährlich, die die Stadt für das Ebersbacher Bad aufwenden muss. 191.000 Euro sind es für das Neugersdorfer Bad. "Die Erträge sind nicht so hoch wie erwartet, die Aufwendungen sind gestiegen", fasst Andreas Köhler zusammen. Ein Knackpunkt: Der Badebetrieb ist stark wetterabhängig, 2016 und 2017 hatte es recht kühle Sommer gegeben. Eine weitere Zahl aus der Statistik-Kiste verdeutlicht die Finanz-Misere: Rein rechnerisch bezuschusst die Stadt jede verkaufte Eintrittskarte in Neugersdorf im Schnitt mit 5,38 Euro. In Ebersbach sind es sogar 14,60 Euro, die die Stadt zu jedem verkauften Ticket dazu gibt, damit es sich rechnet. 

Dennoch will die Stadt am Erhalt beider Freibäder festhalten. Für die kommenden Jahre hat sie sich weitere Maßnahmen überlegt, damit der Betrieb effektiver wird. So soll eine mechanische Zutrittskontrolle mit Zählwerk eingebaut werden. Das soll dazu dienen, dass jeder Besucher auch richtig erfasst wird. Denn, wer eine Dauerkarte hat, wird ja nur einmal gezählt, nämlich dann, wenn er die Karte kauft. Die tatsächlichen Nutzungszahlen seien unter anderem für die Kalkulation wichtig, so Köhler. 

Die Reduzierung der Öffnungszeiten in Ebersbach auf die Hauptsaison vom 1. Juni bis zum 31. August sollte ebenfalls zur Entspannung beitragen. Das hatte bei den Stadträten zunächst in der Kritik gestanden. "Da beklagen wir uns über sinkende Besucherzahlen und dann kürzen wir auch noch die Öffnungszeiten", schimpfte Steffen Pfister von der CDU-Fraktion. Damit würde das Bad ja unattraktiver für Besucher.  

Nun formuliert die geänderte Satzung: "Der Beginn und das Ende der Badesaison werden für beide Freibäder durch den Bürgermeister gesondert öffentlich bekannt gegeben."

Nachzulesen sind die neuen Bestimmungen auch auf der Homepage der Stadt Ebersbach-Neugersdorf. 

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