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Dixieland-Finale belebt die Straßen

Die Festivalparade lockt am Sonntag Tausende in die Stadt. Schon zuvor haben sie vor den Bühnen gefeiert - und einen neuen Rekord aufgestellt.

Von Melanie Schröder
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Mit der Parade endet das Dixieland-Festival.
Mit der Parade endet das Dixieland-Festival. © René Meinig

Winkend ziehen sie am Elbufer entlang, animieren in der Nachmittagssonne zum Klatschen. Das Publikum links und rechts der Straße stimmt ein, applaudiert und fotografiert den Zug der Musiker. Wieder einmal belebt das Dixieland-Festival die Straßen der Stadt. Nicht nur am Sonntag zieht es viele Menschen zur Abschlussparade ans Terrassenufer. Auch auf der Dixie-Meile im Zentrum der Altstadt, vor allem in der Prager Straße, wippen Dresdner und Besucher im Takt, schnipsen mit den Fingern, lassen die Haare fliegen oder wagen ein kleines Tänzchen. 

Tagelang hat Dresden geswingt und gejazzt, am Sonntagabend ist das 49. Dixieland-Festival nun zu Ende gegangen. Tausende Menschen hat es ans Terrassenufer zur Dixie-Parade gelockt und zuvor vor die vielen Bühnen. Rund 400 000 Besucher sollen es laut Festival-Sprecher Hendrik Meyer in diesem Jahr gewesen sein, rund 50 000 mehr als noch 2018. Ein neuer Rekord. Wer fragt, warum das Dixieland Jahr für Jahr eine Art Magnetwirkung hat, bekommt meist die gleiche Antwort – die einmalige Stimmung.

Sie imponiert etwa Andrea Dörfelt. Mit ihren Freunden ist sie bei der Blaa Mandag Jazzband aus Dänemark gestrandet. Auffällig ist die Besuchergruppe wegen ihren bunt verzierten Regenschirmen. Seit mehr als zehn Jahren kommen sie zum Dixie-Fest, als treue Fans haben sie sich also auch etwas für ihre Outfits einfallen lassen. Die bunte Vielfalt – das ist nur ein Grund für Andrea Dörfelt, die extra aus Mecklenburg-Vorpommern angereist ist, jährlich auf die Meile zu kommen. „Die Stimmung ist einfach großartig“, sagt sie. Nicht nur die Atmosphäre zieht sie an, sie will auch musikalische Entdeckungen machen. Und die gibt es in diesen Tagen reichlich.

© Christian Juppe
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© René Meinig
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Das internationale Festival erlaubt einen Einblick in die Swing- und Jazzszene Europas. Passend zum Wochenende der Europawahl ist das auch für Anne Luther ein tolles Signal, denn: „In Dresden kommt die Welt zusammen.“ Genau das macht für die sie den Reiz aus. „Hier findet jeder etwas, was ihm gefällt. Alle paar Meter gibt es Musik, man schlendert und flaniert und hat so ein internationales Gefühl wegen den vielen Gruppen von überall her. Diese Stimmung ist besonders.“ Auch bei der Parade am Sonntagnachmittag ist das so: Neben der einer Kombo aus Portugal spielen rund um das Terrassenufer Musiker aus Dänemark, Spanien und Belgien auf. Gut 20 Minuten dauert ihre Parade, rund um die Brühlsche Terrasse bleiben kleine Lücken im Publikum frei.

 „Früher sind mehr Leute gekommen“, sagt Frau Mick, die ihren Vornamen für sich behalten will. Sie gibt zu, etwas enttäuscht zu sein. Der Zug sei schnell zu Ende gewesen, auch hat ihr unter anderem ein Tross an Oldtimer-Autos nicht gefallen. „Das hatte ja nicht viel mit Musik zu tun.“

Die Seniorin besucht das Dixieland-Festival schon seit DDR-Zeiten. „Früher war doch mehr los“, vergleicht sie. Auch auf der Prager Straße ist Ähnliches zu hören: „Für mein Gefühl war die Parade mal größer, mit mehr Autos. Das hatte einen anderen Effekt“, erklärt Familie Borasch. Aber: „Die Stimmung ist über all die Jahre immer toll gewesen. Daran hat sich nichts geändert.“

Tatsächlich mag die Abschlussparade kleiner wirken, als sie tatsächlich ist, erklärt Dixie-Sprecher Meyer dazu. „Wir haben vor ein paar Jahren entschieden, weniger Bands auf Tiefladern spielen zu lassen, sondern mehr Gruppen zu Fuß durch die Stadt zu schicken. Das ist einfach viel näher an den ursprünglichen Brass-Gruppen dran“, erklärt er. „Wir sind jetzt authentischer als noch vor Jahrzehnten.“ Natürlich führe das auch dazu, dass weniger Effekt wahrgenommen wird. „Die Tieflader konnte man auch vom anderen Elbufer noch sehen.“ Mehr Authentizität – dieses Gefühl scheint dennoch viele Menschen zu erreichen. Das zeigt sich etwa vor dem Taschenbergpalais. Hier drängen sich die Fans, stehen eng an eng mit den Musikern. Einige stoßen die Arme zum Takt in die Luft, andere tänzeln vor und zurück. Hier ist das Dixieland-Festival ganz bei sich: Es bringt Lebensfreude auf die Straßen.