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Über riesen Umweg zur Döbelner Kelterei

Die ersten Hobbygärtner bringen jetzt Früchte zum Entsaften nach Neugreußnig. Aber genau das wird mit der Sperrung der Roßweiner Straße bald schwierig.

Von Cathrin Reichelt
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Derzeit ist die Zufahrt über die Roßweiner Straße zur Kelterei noch frei. Doch am 27. Juni startet die Vollsperrung und es geht nur mit riesen Umweg zur Obstabgabe.
Derzeit ist die Zufahrt über die Roßweiner Straße zur Kelterei noch frei. Doch am 27. Juni startet die Vollsperrung und es geht nur mit riesen Umweg zur Obstabgabe. © Lars Halbauer

Döbeln. Es ist traurig, dass die Bauarbeiten genau während der Erntezeit erfolgen, sagt Ronny Thiele, Geschäftsführer der Kelterei Sachsenobst in Neugreußnig. Aus der Zeitung habe er vom Bau des neuen Mischwasserkanals in der Roßweiner Straße erfahren (Sächsische.de berichtete). Der ist mit einer kompletten Sperrung der Straße verbunden.

In die Gespräche, in denen im Vorfeld der Baustelle über Zufahrten und Umleitungen gesprochen wurde, sei sein Unternehmen nicht einbezogen worden. „Es ist schade, dass ich nicht vorher angehört worden bin“, meint Thiele. 

Dass das Bauvorhaben wichtig sei, sehe er ein. Aber weshalb sei es nicht im Frühjahr durchführbar? Jeder wisse, dass ein Apfel im Herbst am Baum hängt, geerntet und verarbeitet wird.

Dass Sachsenobst als für den Verbraucher sichtbare Marke vergessen wurde, sei nicht nachvollziehbar. „Wir sind wahrscheinlich zu weit draußen“, vermutet Thiele. Nun werde genau zu der Zeit, in der im Jahr die meisten Laster die Kelterei anfahren, die Hauptzufahrt gesperrt.

Derzeit bringen täglich ein bis zwei Laster leere Flaschen aus dem Außenlager in Geringswalde nach Neugreußnig und Ware dorthin zurück. Dazu kommt ein Tanklaster. In den nächsten Wochen, also während der Erntezeit, sind es im Durchschnitt zehn Laster täglich. 

Dazu kommen die Hobbygärtner, die ihr Obst abliefern. Auf 20 bis 50 pro Tag schätzt der Geschäftsführer deren Zahl. Dabei habe der eine nur zwei Kisten mit Beeren, Kirschen und später Äpfeln im Kofferraum. Andere kommen mit dem Autohänger und manche sogar mit dem Traktor und dem dazugehörigen Anhänger.

18 Kilometer Umleitung

Wie die Kraftfahrer während der Bauzeit der Roßweiner Straße zur Kelterei in Neugreußnig gelangen, darauf habe das Unternehmen keinen Einfluss. Die offizielle Umleitung führt von Döbeln über die B 175 und Haßlau nach Roßwein und über Niederstriegis nach Ebersbach/Neugreußnig. Die Umleitungsstrecke beträgt rund 18 Kilometer und führt auf der Hermannstraße in Roßwein an der Oberschule und dem Seniorenheim vorbei.

Die Roßweiner Straße in Döbeln wird bald für den Verkehr gesperrt, damit der Bau des neuen Mischwasserkanals in der Roßweiner Straße beginnen kann.
Die Roßweiner Straße in Döbeln wird bald für den Verkehr gesperrt, damit der Bau des neuen Mischwasserkanals in der Roßweiner Straße beginnen kann. © Archiv/Lutz Weidler

Das Einzugsgebiet der Kelterei sei groß. Ronny Thiele schätzt, dass etwa der Hälfte aller Anlieferer die direkte Zufahrt abgeschnitten wird.Die Anlieferung des Obstes aus den Plantagen der Obstland AG übernimmt im Sommer und Herbst stets eine Spedition aus der Region. Für die verlängern sich die Fahrzeiten und erhöht sich der Spritverbrauch. Über die Finanzierung der Zusatzkosten werde es nach Abschluss der Bauarbeiten Diskussionsbedarf geben.

1.500 Tonnen Obst von Gärtnern

Auch sei fraglich, ob sich mancher Hobbygärtner aufgrund der Umleitung auf den Weg nach Neugreußnig in die Kelterei macht. Im Durchschnitt geben die Menschen aus der Region zwischen 1.000 und 1.500 Tonnen Obst in der Kelterei ab. „In guten Jahren sind das 20 bis 25 Prozent der gesamten Obstmenge“, erklärt Thiele. Eine Ausnahme war das vergangene Jahr. Aufgrund der großen Trockenheit seien nur rund 400 Tonnen abgeliefert worden. Ein Limit pro Person gibt es nicht. „Wir sind dankbar für jedes Kilo“, so Thiele.

Die diesjährige Saison hat gerade begonnen. Rote, schwarze und weiße Johannisbeeren, Stachelbeeren und Sauerkirschen können heimische Gärtner zum Mosten in die Kelterei bringen. Das Obst wird vor Ort gewogen. Mit dem Wiegeschein erhalten die Anlieferer Saft.

In der Kelterei von Sachsenobst in Neugreußnig wird derzeit unter anderem Apfelsaft abgefüllt, wie Fanny Meinel zeigt.
In der Kelterei von Sachsenobst in Neugreußnig wird derzeit unter anderem Apfelsaft abgefüllt, wie Fanny Meinel zeigt. © Lars Halbauer

„Es gibt viele treue Stammkunden. Bei denen wird das Lohnmostkonto immer beliebter“, so der Geschäftsführer. Mit dem müssen die Kunden Geld oder Saft nicht sofort mitnehmen, sondern können ihn abholen, wenn sie ihn benötigen. „Solche Konten werden auch vererbt“, meint Thiele. Ihm fällt auch auf, das immer mehr junge Familien Gärten bewirtschaften und sich für das Lohnmosten interessieren. Dabei stehe der Ersparnisgedanke an vorderer Stelle und das gute Gefühl, dass das Obst aus der Region kommt.

Noch bis Ende kommender Woche kann das Obst auf direktem Weg in die Kelterei gebracht werden. Am 27. Juli sollen die Bauarbeiten in der Roßweiner Straße zwischen dem Abzweig zur Industriestraße und dem Ortsausgang Döbeln beginnen. Sie werden voraussichtlich bis November dauern.

Die Obstabgabe:

Ab sofort können Hobbygärtner in der Kelterei von Sachsenobst in Neugreußnig Beerenobst und Sauerkirschen abgeben.

Das ist montags, mittwochs und freitags in der Zeit von 10 bis 18 Uhr sowie jeden ersten Sonnabend im Monat von 10 bis 13 Uhr möglich.

Ausschließlich für Äpfel gibt es vier weitere Annahmestellen in der Region: die Raiffeisen-Handelsgenossenschaft in Hartha, Familie Graichen in Wendishain, die Ablasser Obstgarten GmbH und die Agrargenossenschaft Laas in Cavertitz.

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