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Vom Dorf auf Weltreise

Sophie Jähnigen aus Ganzig hat in 16 Monaten 15 Länder bereist. Schon im ersten Land landete sie auf der Intensivstation.

Von Christian Kluge
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Für ihre Weltreise hatte Sophie Jähnigen drei Ziele: Spanisch, Tauchen, einen Kampfsport lernen. Letzteres hat die 30-Jährige in China umgesetzt.
Für ihre Weltreise hatte Sophie Jähnigen drei Ziele: Spanisch, Tauchen, einen Kampfsport lernen. Letzteres hat die 30-Jährige in China umgesetzt. © S. Jähnigen privat

Ganzig/Riesa. Das muss man erstmal fertig bringen: Den sicheren Job kündigen, die Wohnung auflösen und ab in den Flieger, um über Monate hinweg die halbe Welt kennen zu lernen. Sophie Jähnigen aus Ganzig (Gemeinde Liebschützberg) hat sich das getraut – und ist jetzt wohlbehalten wieder zurück in Deutschland.

 „Ich muss schließlich auch mal wieder Geld verdienen“, sagt die 30-Jährige, die gerade ihre Eltern Katrin und Matthias Jähnigen in Ganzig besucht. „Ich fange Mitte Februar beim Landesamt für Schule und Bildung in Leipzig an zu arbeiten. Das hat sich jetzt gerade erst ergeben.“

Sophie Jähnigen hatte nach ihrem Abitur drei Jahre in Meißen studiert. „Sozialrecht. Danach habe ich noch zwei Jahre in Berlin den Master of Law gemacht, also öffentliches Recht studiert.“ Anschließend fand die Ganzigerin eine Stelle im Landratsamt Nordsachsen und verdiente sich dort das Geld, was nötig war, um auf Weltreise gehen zu können. 

„Ich bin schon immer gern gereist, war beispielsweise 2010 schon mal in Neuseeland“, erzählt sie. „Den Traum von einer Weltreise hatte ich schon länger.“ Dafür sparte Jähnigen dann und hatte schließlich das Geld zusammen. „Ich hatte auf meiner Reise rund 1.000 Euro pro Monat zur Verfügung – und einen Notgroschen natürlich auch noch.“

Dazu eine gute Reiseversicherung. Die musste Sophie Jähnigen schon zwei Wochen nach Beginn ihrer Reise in Anspruch nehmen. „Meine Weltreise ging in Chile los. Da war ich in den Bergen im Huerquehue-Nationalpark wandern, habe vermutlich einen Sonnenstich bekommen, bin ohnmächtig geworden und ein paar Meter heruntergefallen. Später bin ich im Krankenhaus auf der Intensivstation aufgewacht, nachdem ich eineinhalb Tage bewusstlos war. Zum Glück hatte ich dort einen Arzt, der sehr gut englisch gesprochen hat.“

Der Ngapali Beach in Myanmar gilt als Traum von einem Strand. Auch dort schaute Sophie Jähnigen auf ihrer Weltreise vorbei.
Der Ngapali Beach in Myanmar gilt als Traum von einem Strand. Auch dort schaute Sophie Jähnigen auf ihrer Weltreise vorbei. © S. Jähnigen/privat
Bolivien bietet beeindruckende Ansichten. Überhaupt war die Ganzigerin von Südamerika begeistert.
Bolivien bietet beeindruckende Ansichten. Überhaupt war die Ganzigerin von Südamerika begeistert. © S. Jähnigen/privat
Der Perito Moreno ist ein großer Gletscher in den südamerikanischen Anden. Er liegt im Südwesten Argentiniens.
Der Perito Moreno ist ein großer Gletscher in den südamerikanischen Anden. Er liegt im Südwesten Argentiniens. © S. Jähnigen/privat
Diese Tiere findet man auf der Philippinen-Insel Bohol in einem Naturschutzgebiet.
Diese Tiere findet man auf der Philippinen-Insel Bohol in einem Naturschutzgebiet. © S. Jähnigen/privat

Außer einer kleinen Narbe im Gesicht ist davon zum Glück nichts zurückgeblieben. Weiter ging die Reise von Sophie Jähnigen nach einer Woche im Krankenhaus und nachdem die Versicherungsangelegenheit positiv geklärt worden war. „Ich hatte ja zum Glück auch eine Kreditkarte und die Notfallkasse im Rucksack.“

Kein Problem mit Kolumbien

Zunächst war sie nach dem Chile-Besuch in Argentinien, Bolivien, Peru und Kolumbien. Gab es da keine Schwierigkeiten? Kolumbien ist ja für seinen florierenden Drogenhandel und die damit verbundenen Folgen bekannt. „Ganz im Gegenteil! Dort sind mir die freundlichsten Menschen überhaupt begegnet“, erinnert sich die Ganzigerin an den Besuch dieses südamerikanischen Landes.

Von dort ging es weiter nach Kuba – Jähnigen hatte inzwischen ihren spanischen Wortschatz deutlich verbessert – und weiter nach Mexiko. Dann folgte nach den ersten sechs Reisemonaten ein großer Sprung in den Norden – nach Kanada. Dort war sie von der unglaublichen Weite des Landes, der Natur und  den Grizzlybären tief beeindruckt. „Wer gerne wandert, der wird Kanada toll finden.“

 Orientiert hat sich die Weltreisende während der gesamten Zeit nicht mit Karten aus Papier, sondern mit ihrem GPS-Handy. „Und mit Maps.me.“ Wem das nichts sagt: Das ist eine mobile App, die Offline-Karten bereitstellt. „Sonst hätte ich ja Berge von Landkarten im Rucksack mitschleppen müssen.“ So wog dieser selbst bei der Rückkehr nach Deutschland trotz diverser Souvenirs für Familie und Freunde ganze 14 Kilogramm.

Außer ihrem Sturz erlebte Sophie Jähnigen noch eine weitere körperliche Herausforderung, die es wirklich in sich hatte. Diesmal allerdings freiwillig. „Ich hatte mir vor meiner Reise drei Dinge vorgenommen. Spanisch und tauchen lernen sowie einen Kampfsport.“ Und so ging die Reise von Kanada weiter nach China und dort für zwei Monate in eine Kung-Fu-Schule.

„Dort habe ich dann Shaolin und Sanda gelernt." Shaolin Kung Fu ist die traditionelle Kampfkunst der chinesischen Mönche, Sanda ist chinesisches Kickboxen. "Dies beinhaltet auch den Umgang mit dem Schwert “, sagt Jähnigen und zeigt auf ein langes Schwert, das vor ihr auf dem Wohnzimmertisch liegt. „Da hatte ich wirklich viele blaue Flecken und Muskelschmerzen. Schließlich standen sieben Stunden Sport täglich auf dem Programm, und geschlafen wurde auf Holzpritschen.“

Nächstes Ziel: nochmal Afrika

Deutlich fitter als vorher setzte die Ganzigerin ihre Weltreise fort. Über Myanmar ging es weiter auf die Philippinen, nach Vietnam, Kambodscha und Indien, bevor die letzte Station auf dem afrikanischen Kontinent anstand: Marokko. Und nach Afrika möchte Sophie Jähnigen auch noch einmal reisen, wenn wieder genug Geld in der Kasse ist. „Ich habe auf den Philippinen jemanden aus Malawi kennengelernt. Ein Besuch dort steht ganz oben auf meiner Liste.“

Wer noch mehr über ihre Weltreise erfahren möchte, sollte sich also am 9. Februar im Filmpalast Riesa einfinden. Oder einen Tag davor im Oschatz-Park. Auch dort erzählt die Ganzigerin von ihren Erlebnissen. „Leute, geht auf Reisen", sagt sie. "Das öffnet den Blick und bringt unheimlich viel!“

Multimediavortrag am 9. Februar ab 17 Uhr im Kino Filmpalast Riesa. Der Vorverkauf läuft.