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Von der Schulbank ins Lehrerzimmer

Ob man wirklich zum Lehrer taugt, kann man bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr testen – so wie Leonie Lundershausen.

Von Udo Lemke
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Leonie Lundershausen besuchte die Afra Grundschule, nun ist sie für ein Freiwilliges Soziales Jahr zurückgekehrt.
Leonie Lundershausen besuchte die Afra Grundschule, nun ist sie für ein Freiwilliges Soziales Jahr zurückgekehrt. © Claudia Hübschmann

Meißen. Es ist ihr altes Klassenzimmer, in dem sich Leonie Lundershausen zum Gespräch trifft. „Ich bin von 2007 bis 2011 hier in die Afra-Grundschule gegangen.“ Das sei schon ein seltsames Gefühl, zumal sie die Schule, die in den vergangenen drei Jahren grundlegend saniert worden ist, kaum wiedererkannt habe. „Ich kenne noch die meisten meiner ehemaligen Lehrer“, erzählt sie. Und nun sitzt sie gemeinsam mit ihnen im Lehrerzimmer.

Leonie Lundershausen hat im vergangenen Jahr ihr Abitur am Franziskaneum abgelegt und sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Pädagogik entschieden. Damit gehört sie zu den 200 jungen Leuten, die das dieses Jahr in Sachsen tun. „Bevor ich mich für ein Lehramtsstudium entscheide, habe ich ein ganzes Jahr lang Zeit zu prüfen, ob es auch das Richtige für mich ist.“

Um das herauszufinden, werden die FSJler in den normalen Schulalltag einbezogen. „Ich darf im Unterricht hospitieren, Pausenaufsichten machen, oder Klassen betreuen, wenn mal jemand krank geworden ist, außerdem kann ich bei der Unterrichtsvorbereitung helfen. Mir gibt das FSJ die Möglichkeit, den Lehrerberuf in allen Facetten kennenzulernen und auszuprobieren.“ 

Neben dieser praktischen Arbeit – dazu gehören etwa auch die Hausaufgabenbetreuung, die Unterstützung bei Schulprojekten und die Organisation von Veranstaltungen – umfasst das FSJ auch 25 Bildungstage. Sie sollen „das Kennenlernen pädagogischer Arbeitsfelder fachlich und methodisch unterstützen“, wie die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung in Sachsen, die das Projekt betreut, auf ihrer Internetseite schreibt.

Dort ist auch zu lesen, dass der Freiwilligendienst mit 150 Euro Taschengeld und einer Pauschale von 150 Euro für Unterkunft und Verpflegung pro Monat entgolten wird. Außerdem sind die Freiwilligen sozial- und krankenversichert und haben Anspruch auf 24 Tage Urlaub. 

Den Freiwilligendienst können Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 26 Jahren leisten. Allerdings können Jugendliche unter 18 Jahren das FSJ nur an einer Grundschule absolvieren, „damit es einen angemessenen Altersabstand zwischen den Kindern und dem Freiwilligen gibt“, heißt es weiter. Außerdem kann man nicht an der Oberschule oder dem Gymnasium, die man gerade absolviert hat, eingesetzt werden.

Weil es nach Angaben der Kinder- und Jugendstiftung deutlich mehr Bewerber für ein FSJ an einer Schule gibt, als die derzeit vorhandenen 200 Stellen, erhöht sich die Chance auf einen Platz, wenn man sich für eine Schule im ländlichen Raum oder Förder- oder Oberschulen entscheidet. Nur maximal acht Stellen werden an Gymnasien vergeben. „Ein FSJ ist auch dafür da, mal etwas Neues kennenzulernen. Das ist manchmal sehr viel inspirierender als das Altbekannte“, heißt es zur Begründung.

Schon seit drei Jahren nutzt die Freie Werkschule das Angebot der FSJ-Pädagogik-Stellen, erklärt Geschäftsführerin Dorothee Finzel. Momentan sei ein junger Mann da, seine beiden Vorgängerinnen hätten mittlerweile ein Lehramtsstudium aufgenommen. Auch an der Freien Werkschule wird das Angebot als sinnvolle Möglichkeit zur Berufsorientierung gesehen, „der FSJler kann ein Jahr in den Berufsalltag reinschnuppern“.

Was Leonie Lundershausen an der Afra-Grundschule betrifft, so fühlt sie sich angenommen: „Es ist ein sehr liebes Kollegium, und die Lehrer sind dankbar, wenn ihnen jemand hilft.“ Schulleiter Henryk Hambsch sieht schon jetzt „eine wertvolle Unterstützung für unsere Mädchen und Jungen“ und wünscht sich auch für die kommenden Jahre eine solche. „Die Afra-Grundschule freut sich über eine Bewerbung als Einsatzstelle.“ 

Auch André Pohlenz, der Leiter der Pestalozzi-Oberschule, möchte gern einen FSJler gewinnen, hat jetzt die Bewerbung der Schule dafür abgeschickt. Zwei Aspekte sind ihm dabei wichtig. „Erstens finde ich es toll, junge Menschen für den Lehrerberuf zu begeistern.“ Und „zweitens wachsen unsere Aufgaben täglich, nur das Kollegium nicht, sodass wir für jede Unterstützung dankbar sind.“

Der Bewerbungszeitraum für das FSJ Pädagogik 2020/21 in Sachsen läuft noch bis zum 30. April, Informationen unter www.fsj-paedagogik.de.

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