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Viele Jugendliche fühlen sich ignoriert und manipuliert

Das Thema Umwelt macht Jugendlichen mehr Angst als Terror. Eine neue Studie zeigt auch: Viele sind empfänglich für populistische Positionen.

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Seit den Fridays for future Demonstrationen ist es offensichtlich: Kein Thema beschäftigt die deutschen Jugendlichen mehr als die Umwelt.
Seit den Fridays for future Demonstrationen ist es offensichtlich: Kein Thema beschäftigt die deutschen Jugendlichen mehr als die Umwelt. © dpa/Fabian Sommer

Berlin. Kein Thema macht jungen Menschen in Deutschland so viel Angst wie die Verschmutzung der Umwelt. Nach der am Dienstag in Berlin vorgestellten Shell-Jugendstudie gaben das 71 Prozent der 12- bis 25-Jährigen an. 2015 hatte noch die Angst vor Terroranschlägen vorn gelegen, 2019 gaben das noch zwei Drittel der jungen Menschen an. Die Angst vor dem Klimawandel landet auf Platz drei.

Für die Shell-Jugendstudie werden seit 1953 alle drei bis fünf Jahre junge Menschen zu ihren Einstellungen befragt. 2019 interviewten Wissenschaftler des Instituts Kantar von Anfang Januar bis Mitte März mehr als 2.500 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Unterschiede zwischen Ost und West, zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen sowie zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund eher kleiner werden als größer. Quer durch alle Gruppierungen zeige sich „eine zunehmende Sorge um die ökologische Zukunft, ein Trend zu gegenseitigem Respekt und einer Achtsamkeit in der eigenen Lebensführung, ein starker Sinn für Gerechtigkeit sowie ein wachsender Drang, sich für diese Belange aktiv einzubringen“, heißt es in der Studie.

Insgesamt zufriedener

„Junge Menschen wissen, dass Entscheidungen von heute die Zukunft beeinflussen und sie wollen daran beteiligt sein. Sie fordern zu Recht, dass ihnen nicht nur zugehört wird, sondern dass ihre Forderungen auch Folgen haben“, sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). Fast vier von fünf Jugendlichen sagen, dass sie mit der Demokratie in Deutschland zufrieden sind. Besonders in Ostdeutschland hat sich dieser Wert stark erhöht: Während die Zufriedenheit 2015 noch bei gut 50 Prozent lag, stieg sie nun auf zwei Drittel.

Trotzdem bezeichnet sich weniger als die Hälfte der Befragten als politisch interessiert. Es wachse eine Gruppe heran, die sich von Politik missverstanden, ignoriert und manipuliert fühle und damit Denk- und Verhaltensmuster von Populisten übernommen habe, so die Autoren. Mehr als die Hälfte glaubt, „die Regierung verschweigt der Bevölkerung die Wahrheit“. Ein Drittel ist der Meinung, die deutsche Gesellschaft werde „durch den Islam unterwandert“. 

Mehr als die Hälfte der Jugendlichen hat Angst vor einer wachsenden Feindlichkeit zwischen Menschen, die unterschiedlicher Meinung sind. Diese Polarisierung der Gesellschaft ängstigt mehr junge Leute als etwa wirtschaftliche und soziale Nöte. 52 Prozent sorgen sich um Ausländerfeindlichkeit, nur 33 Prozent haben Angst vor Zuwanderung. Aber: Jeder Zweite ist dafür, weniger Migranten als bisher aufzunehmen. „Das Plädoyer ist aus unserer Sicht ganz klar: Wir brauchen mehr politische Bildung in den Schulen“, sagte Giffey. (SZ/dpa)