Wie die Beatles eine Pause einlegen müssen

Heiner-Michael Platner sitzt in der Sonne auf seiner Terrasse und denkt an die Beatles. Mit der Erfolgsshow "Yesterday" rockte die Görlitzer Concert- und Eventagentur Platner seit Jahresbeginn die großen Konzertsäle, darunter in München, Nürnberg, Potsdam, Wiesbaden und Düsseldorf. Die meisten Shows der Tournee wurden vor Corona gespielt. Aber nicht alle. Es gab Absagen, darunter in Görlitz am 29. März. Die Mehrzahl der Künstler wollte und musste zudem zurück in die Heimatländer, noch bevor deren Grenzen geschlossen wurden. Musiker und Sänger aus England und Frankreich vor allem erwischte die Corona-Krise mitten in der Tournee.
Künstler proben jeder für sich
Jetzt sind die Künstler in ihrer Heimat und harren der Dinge. Jeder probt für sich allein. Die Erfolgsgeschichte von "Yesterday", die vor fast zehn Jahren begann, entwickelt sich ständig weiter. Eine Voraussetzung dafür: Von allen an "Yesterday" Beteiligten bekam Heiner-Michael Platner, Prokurist der Agentur, jetzt die Rückmeldung, dass sie zur Verfügung stehen, wenn es wieder losgeht.
Das ist für ihn eine Erleichterung, denn auf die Künstler kommt eine doppelte Belastung zu: Sie müssen die "alten" Produktionen, die sozusagen im Stand-by-Modus stehen, drauf haben und gleichzeitig neue Produktionen einstudieren - derzeit alles online. Wann gemeinsam geprobt werden kann, ist derzeit völlig ungewiss. Auch deswegen geht Platner davon aus, dass frühestens Weihnachten wieder Konzerte und Gastspiele möglich sind.
Dass die Künstler der Agentur die Treue halten, kommt nicht von ungefähr. Sie sind "alle noch zum Termin bezahlt worden", versichert Platner. "Das war uns wichtig, weil wir wussten, dass eine schwierige Zeit bevorsteht, vor allem für die Freiberuflichen." Keiner der mit der Görlitzer Agentur zusammenarbeitenden Künstler sei ohne soziales Netz geblieben, versichert der Prokurist.
Termine werden verlegt
So schmerzlich die Konzertabsagen sind, so hoffnungsvoll sind die Aussichten auf den Kulturgenuss zu einem späteren Zeitpunkt. Die Agentur Platner will die ausgefallenen Konzerte nachholen. Einen Termin dafür zu finden, ist aber eine komplexe Sache. Er muss mit den Kulturhäusern im jeweiligen Ort abgestimmt werden. Er muss in die Logistik der neuen Tour passen. Schließlich muss die Agentur die jeweiligen Corona-Bestimmungen der acht Bundesländer beachten, in denen sie spielt.
Acht Tourneen mit 140 bis 150 Gastspielen und dazu zehn bis zwölf Einzelgastspiele hat die Agentur vorbereitet, jeweils für 2020 und 2021. Ob das alles so funktioniert, wie das heute geplant wird, ist abhängig von den Lockerungen in der Krise.
Wie kommt die Agentur finanziell durch die Krise?
Zwischen Oktober und Mai läuft bei der Agentur Platner die Hauptsaison. Die Einnahmen des letzten Drittels bilden die Grundlagen für Investitionen in die neue Saison. Die aber fielen in diesem Jahr durch die Absagen seit März weg. Platner ist deshalb mit der Hausbank im Gespräch. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt er. In diesem Zusammenhang ist er sicher, dass es nicht alle Agenturen durch die Krise schaffen. "Hier trennt sich die Spreu vom Weizen", sagt er. Es werde eine Marktbereinigung in der Branche geben.
Auf das Geld von Ticketverkäufen können Agenturen derzeit kaum zugreifen. Eintrittsgelder liegen bei Veranstaltungshäusern oder Ticketverkäufern und werden dort verwaltet. Diese handhaben es unterschiedlich mit der Überweisung der Gelder an die Agenturen. Denn Eintrittsgelder gehören erst der Agentur, wenn sie die Leistung erbracht hat.
Was passiert mit gekauften Tickets?
Die Bundesregierung schlägt eine Gutscheinregelung vor - ein Gesetz dazu gibt es bislang nicht. Die Käufer von Eintrittskarten zu abgesagten Events sollen nicht das Geld zurückerhalten, sondern Gutscheine. Damit können sie ihre Karten beziehungsweise den Gutschein für einen Nachholetermin der Veranstaltung nutzen.
Wer diesen Termin nicht wahrnehmen kann, soll den Gutschein für ein anderes Event des jeweiligen Veranstalters verwenden. Nur in Ausnahmefällen wird es das Geld zurückgeben. Allerdings haben Ticketkäufer derzeit schlechte Karten, die Tickets in Gutscheine zu tauschen: Es fehlt die gesetzliche Grundlage und fast alle Vorverkaufsstellen sind derzeit geschlossen.
Lediglich für Gastspiele der Agentur Platner im Görlitzer Theater gibt es eine dritte Regelung: Wem die neuen Termine für "Yesterday" und "Super-Abba" ungelegen sind, der erhält sein Geld zurück. "Das ist eine Sonderregelung", erklärt Platner, "die wir nur wegen der langjährigen, engen Zusammenarbeit mit dem Görlitzer Theater treffen können".