SZ + Leben und Stil
Merken

Wie bringe ich meinem Kind den Glauben bei?

Mit Kindern die Geheimnisse des Glaubens zu entdecken, verlangt Eltern einiges ab. Eine Kolumne von Eva-Maria Hommel.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Kolumnistin Eva-Maria Hommel.
Kolumnistin Eva-Maria Hommel. © dpa/Montage: SZ-Bildstelle

Kinder überraschen uns immer wieder. Als Autorin frage ich mich manchmal, wie ihnen das so mühelos gelingt. Vielleicht kann man sich da ja was abgucken.

So fragte der Mittlere (2) letztens im Auto, warum bei der Flut die Taube komme. Ich brauchte ein wenig, um zu verstehen, dass er die Sintflut meinte. Kannte er vom Bibelstudium. Nicht ganz, es war ein Hörspiel für (größere) Kinder über die Arche Noah. Nachdem ich ihm erklärt hatte, welche Rolle Taube und Ölzweig dabei spielen, hatte er auch mir etwas zu erklären: „Gott hat ziemlich gute Ohren.“

Gut zu wissen. Wir gehen eigentlich gar nicht so regelmäßig in die Kirche. Aber in letzter Zeit häufte es sich: Der Kleine (9 Monate) wurde getauft (wenn ich ihm so viel Wasser übergeschüttet hätte, hätte er geschrien, aber beim Pfarrer fand er es interessant), dann war Ostern und schließlich waren wir noch zu einer katholischen Erstkommunion eingeladen. Seitdem findet der Mittlere alles, was mit Kirche zu tun hat, spannend. So spannend, dass er mir mitten im Gottesdienst ausbüxte und Kurs auf den Hochaltar nahm. Denn er wollte nicht einsehen, dass er nicht auch mal vom Leib Christi kosten durfte. „Einfach laufen lassen“, rief der Pastor in der voll besetzten Kirche. Aber ich wollte dann doch nicht warten, bis der Knirps den Altar erklommen und abgeräumt hätte. Glücklicherweise zog er nicht allzu lange die Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher auf sich. Denn kurz darauf fing unser Baby lautstark an zu meckern und wollte nicht Brot und Wein, sondern Milch.

Beim großen Bruder jedenfalls haben die Kirchgänge einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er könne noch nicht mit nach Hause kommen, erklärte er mir jüngst, im Kindergarten auf dem Bagger im Sand sitzend: „Ich muss erst noch einen Dom und eine Kapelle fertigbauen.“

Damit auch stets genügend Baumaterial verfügbar ist, schleppt der Junge – bewusst oder unbewusst – stattliche Mengen davon mit sich herum. So nach jedem Sandkastenbesuch in seinen Schuhen. Deshalb gilt bei uns die Regel: „Schuhe draußen ausziehen.“ Er lernte das schnell. „Schuhe draußen ausziehen“, sagte der Sohn vor ein paar Tagen, setzte sich auf die Treppe vor der Wohnungstür und zog seine Schuhe aus. Und dann flogen sie in hohem Bogen in die Wohnung, wo sich wieder der Sand auf den Boden ergoss. Zufrieden schaute er mich an: „Hab die Schuhe draußen ausgezieht.“ Da konnte ich ihm nicht widersprechen. Und wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Schuh, äh, Stein.