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Wie dieser Mann das Streuobst retten will

Alte Apfel- und Birnbäume verschwinden aus dem Landschaftsbild. Ein Tettaer möchte sie erhalten.

Von Constanze Junghanß
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Marcus Ender (rechts im Baum) klettert berufsbedingt mit seinen Kollegen auf alte Obstbäume.
Marcus Ender (rechts im Baum) klettert berufsbedingt mit seinen Kollegen auf alte Obstbäume. © Constanze Junghanß

Wie Bergsteiger sind sie ausgerüstet: Gurt und Seil gehören für Marcus Ender und sein Team dazu, wenn sie in die Kronen der alten Obstbäume klettern. Die Misteln werden entfernt.

Auffällig viele davon gebe es rund um Reichenbach, sagt er. Theoretisch könnten Mistel-Entfernung und auch der Baumverschnitt mit Hilfe einer Hebebühne durchgeführt werden. Darauf verzichtet der Tettaer bewusst. „Die Seilklettertechnik ist umweltfreundlich und funktioniert schneller. Außerdem arbeiten wir mit Akku-Geräten“, erklärt Marcus Ender. Auch die Technik sei deshalb umweltschonender.

Nachgepflanzt wird kaum

Der 31-Jährige studierte in Kassel Ökologischen Landbau und ist außerdem zertifizierter Obstbaum-Pfleger. Letzteres hat einen Grund: Dem jungen Mann aus dem Vierkirchener Ortsteil liegt der Erhalt der Streuobstwiesen als Landschaftstyp und Kulturgut besonders am Herzen. Diese Wiesen könnten vom Aussterben bedroht sein. „Bis etwa 120 Jahre kann ein Apfelbaum alt werden“, sagt der Fachmann.

Er geht davon aus, dass es in einigen Jahren kaum noch solche Streuobstbestände mehr geben könnte. „Die alten Bäume verschwinden aus dem Landschaftsbild“, ist seine Erfahrung. Nachgepflanzt wird kaum. Solche Wiesen, auf denen zahlreiche Insekten Nahrung finden und die Blüten der Bäume bestäuben, gibt es nach Angaben von Marcus Ender vor allem in der Bautzener Region.

In den Gemeinden rund um Görlitz überwiegen die ebenso schützenswerten Obstbaumalleen mit teils sehr alten Apfel- und Birnbäumen. Die gelte es, unbedingt zu erhalten. Standorte sind beispielsweise in Meuselwitz, Krobnitz und Sohland.

Die Pflege von Streuobst sei allerdings eine andere, als die im Klein- oder Hausgarten. Während es Gartenbesitzern vorrangig um eine gute Ernte mit großen Früchten geht, steht beim Streuobst die Langlebigkeit der Bäume im Vordergrund.

Für Weißenberg pflegt er 200 Bäume

Das braucht spezielle Pflege, die der Unternehmer hauptsächlich im kommunalen Bereich sowie für Verbände und Initiativen anbietet. „Landwirtschaftliches Lohnunternehmen und Baumpflege“ heißt seine Firma. Für Weißenberg pflegt er den kompletten Obstbaumbestand der Stadt. „Etwa 2.000 Bäume sind das“, sagt Marcus Ender. Auch für Reichenbach plant er das und kooperiert bereits mit dem Landschaftspflegeverband Oberlausitz, der seinen Sitz in der Kleinstadt hat.

Für den Baumschnitt in Privatgärten fehlt ihm allerdings die Zeit. Aktuell hat Marcus Ender so oder so viel zu tun: Die Monate Oktober bis April gelten als Hauptzeit der Baumpflege.

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