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Wie weiter mit der Altbergbaulandschaft?

Auf den Glashütter Hirtenwiesen muss etwas geschehen. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten.

Von Maik Brückner
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Thomas Witzke, der Chef vom Glashütter Bergbauverein, kennt sich in der Glashütter "Unterwelt" aus.
Thomas Witzke, der Chef vom Glashütter Bergbauverein, kennt sich in der Glashütter "Unterwelt" aus. © Rüthrich

Glashütte. Seit vier Jahren hat sich auf dem Altbergbaugebiet Hirtenwiesen in Glashütte nicht viel getan. Ein Streit zwischen dem Förderverein für den Bergbau im Osterzgebirge und dem dort auch tätigen Kleingartenverein um die Nutzung der Grundstücke ist die Ursache für den Stillstand. Die Stadt Glashütte möchte das ändern und die Hirtenwiesen zu einem Naherholungsgebiet weiterentwickeln. Dazu hat sie sich Rat von einem geologischen Ingenieurbüro in Halsbrücke geholt.

Dieses sollte aufzeigen, wie es weitergehen könnte. In der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses stellte der Chef des Büros, Andreas Benthin, eine mögliche Umgestaltung vor. Demnach gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder die Stadt wird dort allein tätig und sichert alle dort vorhandenen Bergbauanlagen und legt – falls das gewünscht ist – einen Lehrpfad an. Oder aber sie arbeitet mit dem von Thomas Witzke gegründeten Bergbauverein zusammen und entwickelt ein Konzept.

Unter der Glashütter Erde warten so manche Überraschungen. Der Verein will sie auch zeigen.
Unter der Glashütter Erde warten so manche Überraschungen. Der Verein will sie auch zeigen. © Rüthrich

Benthin votierte für Letzteres. Denn die Funde und die noch vorhandenen Stätten des Altbergbaus rechtfertigen das. Die Glashütter Bergbaulandschaft – speziell die auf den Hirtenwiesen – sei demnach einzigartig. Der Beginn des Bergbaus lässt sich für die heutige Uhrenstadt relativ genau auf das Jahr 1490 datieren, sagt Benthin. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde hier intensiv nach Erz gegraben. Als die Bergleute hier nicht mehr so viel fanden, sind die meisten weitergezogen. 1874 wurde der Grubenbetrieb eingestellt und der fast 400 Jahre alte Bergbau in Glashütte endete. Deshalb gibt es kaum Spuren des jüngeren Bergbaus.

Über zwanzig Jahre war der Bergbauverein auf den Hirtenwiesen tätig. Unter anderem kümmerte er sich auch um solche Mundlöcher.
Über zwanzig Jahre war der Bergbauverein auf den Hirtenwiesen tätig. Unter anderem kümmerte er sich auch um solche Mundlöcher. © Kamprath

Das mache das Revier zu etwas Besonderem. „Insgesamt befinden sich in dem Zentralteil des Glashütter Bergbaureviers zwischen Cunnersdorf, Kalkhöhe und Prießnitz etwa 350 Schächte und etwa 70 Stollen“, sagte Benthin. Während einige der Anlagen wie die vom Bergbauverein wieder hergestellten Mundlöcher und eine aus Holz errichtete Kaue gut zu erkennen sind, gibt es dort auch Halden und Pingen – trichterförmige Vertiefungen –, die für einen Laien nicht gleich als solche wahrnehmbar sind. Deshalb plädiert Benthin dafür, hier einen Bergbaulehrpfad anzulegen.

Der würde etwa 800 Meter lang sein und an den wichtigsten Anlagen vorbeiführen. Um den Besuchern auch zu erklären, was wo zu sehen ist, sollte es Hinweistafeln geben. Dazu müssten 13 Infotafeln und zwei Übersichtstafeln aufgestellt werden.

Neue Wege müssten nicht angelegt werden, da es bereits welche gibt, die sich für eine Nutzung anbieten. Der Bergbauverein könnte der Stadt helfen und hier Führungen – auch in die noch vorhandenen Stollen – organisieren. Mit Ausnahmegenehmigungen sei so etwas möglich. Auch die Grundschule, die sich unterhalb der Hirtenwiesen befindet, ließe sich einbinden. Bei Projekttagen würde man den Kindern zeigen, wodurch Glashütte zu einer Bergstadt geworden ist.

©  SZ-Grafik

In seiner Heimatgemeinde Halsbrücke werde von der Schule ein ähnlicher Projekttag angeboten. Allerdings müssten die Kinder dort acht Kilometer laufen, um einen Überblick zu bekommen. In Glashütte wäre der Weg erheblich kürzer. Benthin warb dafür, dass Glashütte schnell zu einer Entscheidung kommt.

Es gebe Handlungsbedarf. Auf den Hirtenwiesen, die längst mit Bäumen bewachsen ist, sind bei den letzten Stürmen Bäume umgeknickt. Er verstehe, dass diese nun aus dem Wald geholt werden müssen. Allerdings dürfe da keine schwere Technik rein. Diese würde die noch vorhandenen Halden und Pingen zerstören. Deshalb müsse hier behutsam vorgegangen werden. Diesen Appell richtete er an die Stadt Glashütte, der der übergroße Teil der Hirtenwiesen gehört.

Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) versprach, den Hinweis an seine zuständigen Mitarbeiter weiterzugeben. Er und die meisten der Mitglieder im Technischen Ausschuss zeigten sich von Benthins Vorschlägen angetan. „Der Bergbau gehört eng zur Stadt.“ Die Hirtenwiesen seien ein Kleinod, das man besser für die Glashütter und deren Gäste nutzen sollte. Eine Entscheidung, welchem Modell man nun folgenden werde, fasste der Ausschuss noch nicht. Das soll erst geschehen, wenn konkrete Zahlen vorliegen. Diese will das Büro Benthin in nächster Zeit liefern.