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Verein "Willkommen in Bautzen" fehlt Geld

Das Bündnis berät seit Jahren Ausländer und bemüht sich um deren Integration. Doch das wird immer schwieriger.

Von David Berndt
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Noch berät Eckart Riechmann vom Verein "Willkommen in Bautzen" seine Klienten in der Fleischergasse. Um Geld zu sparen, hat der Verein diese Räume aber gekündigt. Er wird seine Beratungen ab Juli in der Schülerstraße fortführen.
Noch berät Eckart Riechmann vom Verein "Willkommen in Bautzen" seine Klienten in der Fleischergasse. Um Geld zu sparen, hat der Verein diese Räume aber gekündigt. Er wird seine Beratungen ab Juli in der Schülerstraße fortführen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Eckart Riechmann erklärt seinem Klienten alles ganz genau. Der junge Mann aus Afghanistan lebt seit fünf Jahren in Deutschland und ist auf Jobsuche. Er soll seine Bewerbungsunterlagen zusammenstellen und unterschreiben. Eckart Riechmann will sie direkt an den potenziellen Arbeitgeber schicken. Die Zeit dränge, sagt der Berater vom  Verein "Willkommen in Bautzen".

Aktuell finden pro Woche rund 30 Beratungen für Ausländer statt. Und der Bedarf steigt, sagt Eckart Riechmann, vor allem seit das Ausländeramt des Landkreises wieder für den Besucherverkehr geöffnet habe. „Uns liegt daran, dass die Menschen hier in der Region bleiben und eine Perspektive haben.“

Doch für die Beratungen bräuchte der Verein mehr Personal und dafür Geld. Riechmann selbst hat nur 20 Stunden pro Woche zur Verfügung. Dazu kommen je weitere 20 Stunden der beiden Sprachmittler für Arabisch und Persisch. Bei den Beratungen geht es um Hilfe bei Behördengängen, Übersetzungen, Anträgen, Bewerbungsschreiben. „Wir sind ein Bindeglied. Genau das macht unsere Qualität aus“, sagt Eckart Riechmann.

Stadt lehnt Mitfinanzierung ab

Momentan finanziert der Verein diese Beratungen vor allem aus Eigenmitteln wie Spenden- oder Preisgeldern. Die Förderung durch die Ausländerbehörde des Landkreises endete zum 30. April, die der Stadt Bautzen bereits Mitte 2019. Da die meisten Klienten des Vereins mittlerweile seit vier bis fünf Jahren in Deutschland leben und eine Aufenthaltserlaubnis haben, sieht Eckart Riechmann aber gerade die Stadt in der Pflicht. „Somit ist unsere Beratung ein Angebot für Bürger von Bautzen. Wir versuchen, die Beratung zumindest für 2020 aufrecht zu erhalten.“

Der Verein hat für dieses Jahr wieder einen Antrag bei der Stadt gestellt, auch wenn er nicht mehr mit einer positiven Antwort rechnet, auch aufgrund der Corona-bedingten Einsparungen. 

Bautzens Finanzbürgermeister Robert Böhmer bestätigt das. Die Akteure seien mehrfach darüber informiert worden. Bei der Förderung bis Mitte 2019 habe es sich um eine freiwillige Leistung gehandelt. „Eine Fortführung von ausgelaufenen Förderprojekten auf Kosten der Stadt ist grundsätzlich nicht vorgesehen“, so Böhmer. „Dementsprechend gibt es keinen Haushaltsansatz, um eine Personalfinanzierung im Jahr 2020 zu ermöglichen.“ Zudem würden freiwillige Leistungen der Stadt wegen der schwierigen Haushaltslage derzeit ohnehin geprüft. Und bei der Leistung von "Willkommen in Bautzen" handele es sich um eine Aufgabe des Landkreises.

Beratung auch im Ausländeramt

Dessen Sprecherin Cynthia Thor teilt auf Anfrage von Sächsische.de mit, dass die Beratung im Ausländeramt „unabhängig vom jeweiligen Status“ des Ratsuchenden erfolge. Die Behörde „bearbeitet sämtliche asyl- und ausländerrechtlichen Belange“. Das betreffe etwa die Vermittlung von Sprachkursen, die Wohnungssuche oder Bewerbungen. „Dabei wird auch auf Hilfsangebote weiterer Akteure aus der Integrationsarbeit verwiesen“, heißt es weiter. Die Frage, ob die Beratung anerkannter Flüchtlinge aus Bautzen auch Aufgabe der Stadt wäre, sei „durch die Stadt Bautzen zu beantworten“, so die Kreissprecherin.

Dass Beratungsbedarf in Bautzen und Umgebung da ist, bestätigt Heidi Katzki. Die Sozialarbeiterin der Caritas berät Ausländer bei Anträgen etwa zur Befreiung von GEZ-Gebühren oder im Jobcenter. Zu ihren drei wöchentlichen Sprechzeiten, die je zwei Stunden dauern, kämen jeweils acht bis neun Klienten. Die meisten von ihn seien anerkannte Flüchtlinge. Ein Ehepaar aus Syrien hilft ihr ehrenamtlich bei Übersetzungen.

„Wir haben eine gute Beratungsstruktur, aber langsam wird es schwierig“, sagt Heidi Katzki. Sollten ihr Beratungsangebot oder das von "Willkommen in Bautzen" wegfallen, wäre der Bedarf nicht mehr zu decken. Zumindest die Finanzierung ihrer Stelle ist  gesichert. Darum kümmere sich die Caritas. Zudem hat der Finanzausschuss der Stadt in dieser Woche Fördermittel in Höhe von 2.750 Euro bewilligt.  

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