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Spezialisten für die rollende Wohnung

Vater und Sohn Lehmann sind auf Reisemobile spezialisiert. Die werden immer größer. Darauf muss ihre Werkstatt an der Talsperre Malter reagieren.

Von Franz Herz
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Uwe (re.) und Marcel Lehmann vom Karrosseriebau Lehmann in Paulsdorf montieren ein Solarpanel an einem Wohnwagen.
Uwe (re.) und Marcel Lehmann vom Karrosseriebau Lehmann in Paulsdorf montieren ein Solarpanel an einem Wohnwagen. © Egbert Kamprath

Der Technische Ausschuss des Stadtrats Dippoldiswalde hat der Bauanfrage für den Werkstattanbau schon zugestimmt. Die Karosseriebaufirma Lehmann will an der Grenze zwischen Paulsdorf und Seifersdorf an der Talsperre Malter ihre Spezialwerkstatt für Wohnwagen und Reisemobile erweitern. 

Für den Betrieb, den Marcel Lehmann und sein Vater Uwe Lehmann führen, soll das wieder ein Sprung in seiner Entwicklung werden. Derartige Sprünge hat er in seiner Geschichte schon mehrfach erlebt. 

Die Ursprünge der Firma gehen auf eine Stellmacherei zurück, die Martin Kühn, der Großvater von Uwe Lehmann, 1935 in Freital-Somsdorf eröffnet hat. Er hat Leiterwagen hergestellt, später auch Lkw-Pritschen oder Paletten. 1969 übernahm sein Schwiegersohn Harald Lehmann den Betrieb. Das war der erste große Sprung vom Holz zum Metall, denn Lehmann war Karosseriebauer. Er schloss zehn Jahre später einen Vertrag, womit er den Service für Bastei-Wohnwagen übernahm. Damit hat er den Betrieb in eine Richtung gelenkt, die über die Wende hinweg Bestand hatte und der auch sein Sohn Uwe und der Enkel Marcel bis heute folgen.

Von Freital an die Malter gezogen

Der Sohn hatte aber erst einen anderen Weg gewählt. Nach der Karosseriebaulehre hat er in Dresden gearbeitet. „Dort war ich in einer Werkstatt, die auch Westwagen reparierte. Das hat mich mehr gereizt“, erzählt der heute 59-jährige Uwe Lehmann. 1985 ist er aber doch in den Betrieb des Vaters eingestiegen. „Der Arbeitsweg war kürzer, und die Übernahme war absehbar“, nennt er seine Motive dafür. Sein Bruder arbeitete bereits dort, und 1991 haben die beiden Söhne und der Vater eine GmbH gegründet. Allerdings war der Betrieb in Freital sehr eingeengt. Darum wurde der nächste Sprung erforderlich.

An der Talsperre Malter stand nach der Wende der ehemalige Stützpunkt der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) leer. Der hat sich für die Lehmann'schen Pläne gut geeignet. Es gab eine Halle, in der Wohnwagen repariert werden konnten, und ein Schulungsgebäude, in dem die Familie ihre Wohnung eingerichtet hat. Das Grundstück haben sie erst von der Treuhand gemietet und später gekauft. „Seitdem verging eigentlich kein Jahr, in dem wir nicht irgendetwas investiert oder weiter aufgebaut haben“, sagt Marcel Lehmann.

Der 35-Jährige hat Kfz-Mechaniker gelernt und ist 2005 in das elterliche Unternehmen eingestiegen. Er hat es damals alleine betrieben, nachdem der Bruder sich mit einem eigenen Betrieb selbständig gemacht hatte und der Vater erkrankt war. Seitdem ist es wieder stetig gewachsen, ein Mitarbeiter wurde eingestellt und der Bruder ist in Teilzeit auch wieder mit dabei.

Ansprüche an die fahrbaren Wohnungen steigen

Die Spezialisierung auf den Service und die Reparatur für Wohnwagen und Reisemobile haben sie beibehalten. Dafür passt der Standort an der Talsperre: Ferienmobile in der Ferienregion. Auch liegen ganz in der Nähe mehrere Campingplätze, in Paulsdorf, in Malter, am Heidemühlenteich oder in Altenberg. Deren Nutzer machen aber nur einen kleinen Teil der Kundschaft aus. Sie kommen, wenn sie eine Panne haben.

Der Großteil der Kunden wohnt im Umkreis und lässt sein Wohnmobil vor dem Urlaub noch einmal durchchecken, für die Dekra-Prüfung überholen  oder nachrüsten, beispielsweise mit einem Solarmodul oder einer Sat-Anlage. Das ist ein ausgesprochenes Saisongeschäft, das sich vor Beginn der Urlaubssaison drängt. Wenn die Ferien beginnen, sollten die fahrbaren Unterkünfte in Ordnung sein. „Im Herbst oder Winter machen wir dann größere Umbauten, die auch einmal längere Zeit in Anspruch nehmen“, erzählt Uwe Lehmann.

Die Arbeit mit den Wohnwagen hat ihre Eigenheiten. Sie ist nicht so straff durchorganisiert wie die Kfz-Industrie. „Es kann schon einmal vorkommen, dass die Lieferung eines Ersatzfensters zwei Wochen dauert. Der Großteil der Teile wird aber auch über Nacht geliefert“, sagt Uwe Lehmann. Die Kunden wollen in der Regel auch mit dem Meister reden, der dann tatsächlich die Arbeit macht. „Es geht dabei ja um ihre eigene fahrbare Wohnung, etwas sehr Persönliches“, sagt der Handwerker.

Die Ansprüche an diese fahrbaren Wohnzimmer steigen stetig. Sie werden technisch aufwendiger und größer. Deswegen wird auf dem jetzigen Grundstück der Platz knapp. Es geht oft Zeit verloren durch das Rangieren der Fahrzeuge. Auch die Höhe des Einfahrttores wird bei größeren Wagen knapp. 

Deswegen wollen Lehmanns den Erweiterungsbau errichten. Dort soll das Tor 3,40 Meter hoch werden, 33 Zentimeter höher als das jetzige. Heute müssen sie auch mal die Luft ablassen, wenn sie ein Fahrzeug reinfahren. In der neuen Halle sollte das nicht mehr notwendig sein. Alle wichtigen Arbeitsgeräte sollen dann auf einer Stelle konzentriert sein, die Hebebühne, der Bremsenprüfstand, die Lichteinstellung und das Diagnosegerät. 

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