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Zittern bis kurz vor Mitternacht

Die beiden CDU-Kandidaten haben die Dresdner Direktmandate bei der Bundestagswahl gewonnen, eines war äußerst knapp.

Von Andreas Weller
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Markus Reichel (r.) und Lars Rohwer (mit Mütze) von der CDU sind die Gewinner der Direktmandate in den Wahlkreisen Dresden I sowie Dresden II – Bautzen II.
Markus Reichel (r.) und Lars Rohwer (mit Mütze) von der CDU sind die Gewinner der Direktmandate in den Wahlkreisen Dresden I sowie Dresden II – Bautzen II. © Christian Juppe

Dresden. Für Lars Rohwer hieß es zittern bis kurz vor Mitternacht. Der bisherige CDU-Landtagsabgeordnete hat sich am Ende äußerst knapp gegen den AfD-Konkurrenten Andreas Harlaß durchgesetzt.

Ständig wechselte die Führung im Wahlkreis Dresden II/Bautzen II zwischen den beiden Kandidaten. Rohwer war die Anspannung nicht anzusehen, aber sie war in seinen Äußerungen zu spüren. „Meine Frau hat mir gerade geschrieben, sie ist froh, dass sie nicht mit bei der Wahlparty ist, sondern das zu Hause verfolgen kann.“

Harlaß fand den Verlauf dagegen „grandios“. „Als Newcomer ist es mir gelungen, Herrn Rohwer und der CDU das Direktmandat zumindest streitig zu machen“, sagte er.

Am Ende siegte Rohwer mit nur 39 Stimmen Vorsprung auf Harlaß und sicherte sich so das Direktmandat. Allerdings ist es bei so knappen Ergebnissen wahrscheinlich, dass eine Nachzählung notwendig ist. „Ich gehe aber davon aus, dass das Ergebnis hält, auch deshalb hat die Auszählung ja so lange gedauert“, so Rohwer.

Ihm sei bewusst, dass taktische Wähler den Ausschlag für ihn gegeben haben, weil sein Ergebnis deutlich über dem der CDU bei den Zweitstimmen liegt. „Dafür bin ich sehr dankbar und werde alles dafür tun, dass es in vier Jahren nicht so knapp wird.“ Damit läutet er quasi bereits den nächsten Bundestags-Wahlkampf ein. Rohwer ist 49 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder.

Kritik an "Campact"-Kampagne

Einige Zeit zuvor stand bereits fest, dass Markus Reichel das Direktmandat im Wahlkreis Dresden I für die CDU gewonnen hat. Reichel ist Dresdens CDU-Chef und Unternehmer. „Ich bin stolz und froh über diesen Sieg.“ Auch ihm sei bewusst, dass das Ergebnis ebenfalls nur möglich war, weil viel mehr Dresdner ihn mit der Erststimme als die CDU mit der Zweitstimme gewählt haben. „Auch deshalb werde ich nun in Berlin die Dresdner vertreten, nicht nur die CDU-Mitglieder.“ Er wolle Ansprechpartner für die Mitte der Dresdner Stadtgesellschaft sein.

Hinter Reichel landete Katja Kipping (Linke) hauchdünn vor AfD-Kandidat Jens Maier. Reichel kritisierte die Kampagne des Vereins „Campact“, der gezielt dafür geworben hat, Kipping zu wählen, um Maier zu verhindern. Das Ergebnis zeige, dass Reichel durchaus in der Lage war, sich im Wahlkampf gegen Maier und Kipping durchzusetzen.

Gar nicht zufrieden zeigte sich Reichel als Parteivorsitzender mit dem Ergebnis für die CDU bei den Zweitstimmen, also die für die Partei. Das sei vorwiegend dem Bundestrend und dem Kanzlerkandidaten Armin Laschet geschuldet, der in Sachsen nicht gut ankomme. „Aber es ist klar, dass es für die CDU und auch andere Parteien so nicht weitergehen kann“, so Reichel. „Wir müssen näher an die Bürger heran und deren Probleme lösen.“ Politiker diskutieren häufig zu abgehoben, meint Reichel. Das wolle er auch als Parteichef in Dresden deutlich verändern. „Den Prozess habe ich bereits begonnen.“

Er brauche nun aber zunächst etwas Zeit, das Ergebnis wirken zu lassen, dann werde es eine intensive Auswertung geben. „Der Wahlkampf war eine der härtesten Herausforderungen für mich in meinem bisherigen Leben.“ Nun stehe er vor einem erneuten Wendepunkt in seinem Leben. „Ich werde für einige Zeit Berufspolitiker.“ Das nehme er sehr ernst, genauso wie den Wählerauftrag. Reichel ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat fünf Kinder.