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OB Hilbert kündigt Rücktritt aus Semperopernball-Verein an

Darf Wladimir Putin noch immer den St. Georgs-Orden tragen? Dresdens Oberbürgermeister Hilbert sagt "Nein" und kündigt Konsequenzen an.

Von Christoph Springer & Dirk Hein
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OB Dirk Hilbert, hier zusammen mit seiner Frau Su Yeon Hilbert. Das Stadtoberhaupt distanziert sich vom Verein Semperopernball.
OB Dirk Hilbert, hier zusammen mit seiner Frau Su Yeon Hilbert. Das Stadtoberhaupt distanziert sich vom Verein Semperopernball. © Archiv/Robert Michael

Dresden. 2009 erhielt der russische Präsident Wladimir Putin den vom Verein Semperopernball verliehenen St. Georgs-Orden. Der Verein selbst sieht laut einer Stellungnahme keine Möglichkeit der nachträglichen Aberkennung. Die bisher ausgesprochenen Ehrungen von Persönlichkeiten mit dem Orden seien für Leistungen erfolgt, "die im unmittelbaren zeitlichen Kontext zur Preisverleihung standen".

Der 1. Vorsitzende und künstlerische Gesamtleiter des Dresdner Semperopernballs, Hans-Joachim Frey, hatte die damals bereits umstrittene Auszeichnung Putins lanciert. Er gilt als Freund des russischen Staatschefs und hat seit September des vergangenen Jahres die russische Staatsbürgerschaft. Putin hatte ihm diese für besondere Verdienste um die Russische Föderation verliehen.

Seit Kreml-Chef Putin den Angriffskrieg auf die Ukraine befohlen hat, werden die Forderungen nach einer Aberkennung des St. Georgs-Ordens für Putin immer lauter. OB Dirk Hilbert (FDP) äußerte sich Sonntag bei der Demo zum Thema Ballorden für Putin zunächst zurückhaltend: Der Verein des Semperopernballs sei ein privater Verein und der Orden kein offizieller Orden. Aber es wäre ein Zeichen, ihm den Orden abzuerkennen.

Außerdem kündigte er ein "Signal" an die Partnerstadt St. Petersburg an. Wie dieses Signal gesendet werden soll und was genau darin enthalten sein wird, sagte er nicht. Seit Dienstag bietet das Rathaus aber umfangreiche Hilfen für Geflüchtete an, zudem wird um Spenden, zum Beispiel für die Dresdner Hilfsorganisation arche noVa gebeten.

"Passiert dies nicht, trete ich aus dem Verein aus"

Am Dienstag wurde Hilbert dann wesentlich deutlicher. "Ich habe den Opernballverein angeschrieben und habe gesagt, dass ich die unmittelbare Aberkennung des Ordens für Wladimir Putin verlange. Passiert dies nicht, trete ich aus dem Verein aus." Hilbert will dem Verein dafür bis Ende der Woche Zeit geben.

Hilbert ist zwar nur einfaches Mitglied. Sein Wort hatte dennoch immer Gewicht. Im Zusammenhang mit der ebenfalls hochumstrittenen Auszeichnung des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi mit dem St.-Georgs-Orden, stellte Hilbert seine Teilnahme am Ball im Januar 2020 infrage. Al-Sisi bekam den Orden wenige Tage später tatsächlich aberkannt. Zuvor hatte Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers die Moderation des Balls wegen der Verleihung des Ordens an Al-Sissi abgesagt.

So reagiert die Semperoper

Am Dienstag äußerte sich zudem die Semperoper zu dem in ihrem Haus stattfindendem Ball. "Die Semperoper versteht sich zusammen mit ihren Mitarbeitern aus aller Welt, von denen einige aus den vom aktuellen Kriegsgeschehen betroffenen Ländern und Regionen stammen, als ein weltoffenes, dem friedlichen Dialog verpflichtetes Haus", heißt es in der Mitteilung.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine wird aufs Schärfste verurteilt. Zudem distanziert sich die Semperoper Dresden entschieden von Hans-Joachim Frey als künstlerischen Leiter der Veranstaltung.

Auch die Dresdner Grünen positionieren sich. "Es ist unbegreiflich, dass sich der Verein Semperopernball außerstande sieht, den Preis zurückzufordern. Das Mindeste wäre, ihn öffentlichkeitswirksam abzuerkennen", sagt der Landtagsabgeordnete und Stadtrat Thomas Löser.

Zuvor hatte dies bereits Sachsens Vize-Ministerpräsident Wolfram Günther (Grüne) gefordert. Als Verantwortlicher für den aktuellen Angriffskrieg auf den souveränen Staat Ukraine könne Putin einen solchen Dankes-Orden nicht länger tragen, sagte Günther.