OB-Wahl in Dresden: Zwei vorläufige Sieger

Dresden. Es dauert lange, bis auf der Wahlparty, die Hilberts Verein "Unabhängige Bürger für Dresden" organisiert hat, tatsächlich gejubelt werden kann. Erst als der OB am Sonntagabend gegen 19.20 Uhr an der Galopprennbahn vor seine Anhänger tritt, stabilisiert sich dessen Wahlergebnis deutlich über 30 Prozent. Alles unter dieser Grenze wäre eine Enttäuschung für den Amtsinhaber gewesen, der weitere sieben Jahre an der Spitze der Stadtverwaltung stehen möchte.
"Ich bin außerordentlich dankbar über das Ergebnis, ich verspreche: Wir geben als Team nochmals richtig Gas", sagt Hilbert. Vier Wochen lang will er jetzt erneut in den Walkampf gehen, um dann "eine fulminante Wahlparty zu feiern".
"Hilbert muss deutlich mobilisieren"
Hilbert bedankt sich bei seiner Frau Su Yeon und bei Sohn Lucas: "Du musst aktuell so viel mehr machen als sonst. Danke, dass ihr beide mich gerade ertragen dürft." Und mit Blick ins Rathaus: "Auch dort ein Danke an mein Team, das mich momentan knurriger als sonst erlebt."
Die ersten Gratulationen erhält Hilbert von seiner Partei, der FDP. "Mit 32,5 Prozent liegt Dirk Hilbert mit deutlichem Abstand vor allen anderen Kandidaten und hat nun die besten Aussichten in der Stichwahl als Sieger hervorzugehen", sagt Fraktionschef Holger Zastrow. 2015 erhielt Hilbert im ersten Wahlgang 31,7 Prozent der Stimmen.
Auch die CDU, die auf einen eigenen Kandidaten verzichtet hat und den Amtsinhaber unterstützt, zeigt sich zufrieden. Kreischef Markus Reichel: "Dresden hat gezeigt, wen es sich als OB wünscht. Ich rufe alle Wahlberechtigten in der Stadt auf, im zweiten Wahlgang ihre Stimme Dirk Hilbert zu geben."
Große Erleichterung bei den Grünen
Große Erleichterung und Freude herrscht auch bei den Grünen. Deren Kandidatin Eva Jähnigen erreicht 18,9 Prozent der Stimmen, hat im Laufe der Auszählung SPD-Kandidat Albrecht Pallas überholt, der mit 15,2 Prozent ebenfalls ein beachtliches Ergebnis erreicht.
Im Vorfeld der Wahl hatten sich Grüne, Linke und SPD darauf verständigt, im zweiten Wahlgang den Kandidaten aus den eigenen Reihen zu unterstützen, der die meisten Stimmen erreicht. Da Jähnigen deutlich vor Albrecht Pallas liegt, hoffen die Grünen jetzt auf die volle Unterstützung von Linken und SPD.
Die Grünen sehen für ihr gutes Abschneiden nach einer ersten Analyse mehrere Gründe. Zum einen habe Eva Jähnigen als einzige Frau im Bewerberfeld gepunktet. Jähnigen als gelernte Werkzeugmacherin und Krankenschwester habe zudem als Gegenentwurf zu reinen Berufspolitikern überzeugen können. Zudem konnte Jähnigen in den Bereichen Klima und Verkehr punkten, auch der Rückenwind aus der Bundespolitik half.
"Ich bin sehr froh über das große Vertrauen der Wähler, ich freue mich, auf Platz zwei zu sein", sagt Eva Jähnigen. Das Ergebnis von Amtsinhaber Dirk Hilbert wertet sie "schon als Schlappe". Mit ihr an der Spitze und unterstützt von Linken und SPD sei "eine echte Alternative zu Dirk Hilbert möglich".
Hilbert geht als Favorit in den zweiten Wahlgang
Am Wahlabend wird auch deutlich: Im zweiten Wahlgang wird es wohl ein Duell geben. Selbst wenn die AfD nun Unterstützung, vor allem von "Querdenker" Marcus Fuchs, erhält, scheint die Partei aktuell nicht stark genug zu sein, in das Rennen um den OB-Posten eingreifen zu können.
Hilbert geht dennoch als Favorit in den zweiten Wahlgang. Auch wenn Grüne, Linke und SPD rein rechnerisch zusammen auf eine Mehrheit im zweiten Wahlgang kommen würden, lassen sich Wähler selten auf solche Empfehlungen ihrer Wunschkandidaten ein.
Ein Selbstläufer wird es für den Amtsinhaber zumindest nicht, sagt der Politikwissenschaftler Professor Hans Vorländer von der TU Dresden: "Dirk Hilbert muss nochmals deutlich mobilisieren."
Wenn auch im kleinen Rahmen, aber dennoch ein Gewinner, ist "Querdenker" Marcus Fuchs. Dessen 3,4 Prozent reichen keinesfalls für einen Sieg, sind allerdings ein Achtungszeichen für Dresden.