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Teure Schuldfrage nach Brand in Milchvieh-Anlage

In Großopitz bei Tharandt brannte bei Lötarbeiten ein Stall samt teurer Melkanlage ab. Dafür ist ein Firmenchef angeklagt. Ihm geht es um sehr viel.

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Wie nach einer Naturkatastrophe. Dieses Bild bot sich nach dem Pfingstsonntag 2020 in Großopitz bei Tharandt.
Wie nach einer Naturkatastrophe. Dieses Bild bot sich nach dem Pfingstsonntag 2020 in Großopitz bei Tharandt. © Egbert Kamprath

Von Walter Neuwirth

Der Inhaber und Geschäftsführer eines Agrartechnik-Unternehmens muss sich aktuell wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung vor dem Amtsgericht Dippoldiswalde verantworten. Die Staatsanwaltschaft sieht in ihm den Verursacher des Großbrandes auf dem Milchviehbetrieb in der Gemeinde Großopitz bei Tharandt am Pfingstsonntag 2020, bei dem das Stallgebäude samt neu eingebauter Melkanlage zerstört wurde.

Gegen den Strafbefehl des Amtsgerichtes Dippoldiswalde in Höhe von 3.000 Euro hatte der Angeklagte Widerspruch eingelegt, eine seitens der Verteidigung offenbar angestrebte Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflage wurde bislang abgelehnt.

Der Inhaber der Agrartechnikfirma selbst hatte am Morgen dieses Pfingstsonntages 2020 Lötarbeiten an einem eingebauten Lüfter vorgenommen. Das Betreiberehepaar des Milchbetriebes war gerade mit dem morgendlichen Melken der 50 Milchkühe beschäftigt als sie vom Handwerker über das gerade ausgebrochene Feuer im Giebel des Stallgebäudes informiert wurden.

Kühe in Großopitz noch gerettet

Das spürbar aufgewühlte Besitzerehepaar berichtete nun vor Gericht nun von der rasanten Ausbreitung des Feuers, wohl auch bedingt durch Wind und die im Obergeschoss gelagerten Strohballen wie auch von der schnellen Hilfe ihrer Nachbarn, wodurch die Kühe noch lebend aus dem Stall gerettet werden konnten.

Binnen weniger Minuten war bereits die Polizei vor Ort, die hinzugerufene Feuerwehr konnte trotz 60 Mann und mehrerer Löschfahrzeuge das Abbrennen des gesamten Gebäudekomplexes nicht verhindern.

Amtsrichterin Daniela Höllrich-Wirth versucht nun die Ereignisse an diesem Pfingstsonntag akribisch aufzuarbeiten. Neben dem Besitzerehepaar erläuterten auch eingesetzte Polizeibeamte sowie ein Kriminalbeamter als Brandsachverständiger dem Gericht die Einzelheiten dieses Unglückes. Der nun angeklagte Handwerker und gleichzeitig Besitzer der Agrartechnikfirma hatte seinerzeit selbst gegenüber der Polizei erklärt, das Feuer vermutlich durch Lötarbeiten ausgelöst zu haben.

600.000 Euro Entschädigung für Stallbetreiber

Bislang erscheint dieser Umstand auch naheliegend und schlüssig, dennoch wurden vom Gericht weitere beteiligte Gutachter vorgeladen, um zweifelsfrei Klarheit zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um ein paar Tausend Euro Strafe. Denn im Hintergrund dieses komplexen Schadensfalles wird zwischen den Versicherungen um mögliche Schadensersatzforderungen gerungen. Darauf hätte ein Strafgerichtsurteil wohl Auswirkung.

Das Besitzerehepaar wurde inzwischen zwar durch einen Vergleich mit 600.000 Euro entschädigt, ein geplanter, moderner Neubau jedoch wird etwa 1,5 Millionen Euro verschlingen.

Angst vor Regress durch die Versicherungen

Für Staatsanwalt Michael Vogler kommt eine Verfahrenseinstellung nicht infrage. Er kann eine, wenn auch unbeabsichtigte Verursachung eines solchen Großbrandes, nicht als Bagatelldelikt werten.

Dem Ganzen gegenüber sitzt ein sichtlich bewegter, bislang unbescholtener Familienvater und gleichzeitig Inhaber einer kleinen Agrartechnikfirma, der nun seine eigene Existenz bedroht sieht, sofern die beteiligten Versicherungen ihn als Verursacher des Schadens in Regress nehmen würden.

In diesem Spannungsfeld bewegt sich dieser Prozess, der nun zunächst auf den 15. September vertagt wurde.