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Putzig und nervig

Waschbären sind niedlich. Aber nur solange sie einem in Haus und Garten nicht zu nah kommen. Ein Jäger aus dem Müglitztal sagt, wie man sich wehrt.

Von Heike Sabel
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Man sieht es ihm nicht an, aber der Waschbär kann großen Schaden anrichten.
Man sieht es ihm nicht an, aber der Waschbär kann großen Schaden anrichten. © Patrick Pleul/dpa

Sie sehen so unschuldig aus. Fast knuffig und irgendwie kuschlig. Sie tun, als ob sie keinem was zuleide tun könnten. Dabei haben sie es sinnbildlich gesprochen faustdick hinter den Ohren: die Waschbären.

Spätestens wenn sie sich auf dem Dach des eigenen Hauses eingerichtet haben und es von der Decke tropft, dürfte auch der größte Tierliebhaber ins Zweifeln kommen. Das, was da tropft, ist der Urin der ungebetenen Gäste. Und der stinkt nicht nur, sondern richtet auch Schaden an. Wenn es so weit ist, ist es nicht einfach, den Waschbären wieder loszuwerden.

Bernd Hohlfeld weiß das. Er wohnt in Schlottwitz, ist Jäger in Maxen und hat einen Kleingarten in Hausdorf. Kürzlich hat er bei den Müglitztaler Jägern den Umgang mit den Waschbären erklärt und wie Schäden durch sie vermieden werden können. Das Interesse war groß, nicht nur bei Jägern.

Hohlfeld hat in seinem Jagdrevier inzwischen zwei Wildkameras aufgestellt und so seinen fast täglichen bzw. nächtlichen Film mit dem Waschbären in der Hauptrolle. Seit zwei, drei Jahren kommt der putzige Störenfried immer öfter immer näher an die Ort und Menschen heran. Am Schloss in Reinhardtsgrimma und im Bachbett der Lockwitz waren sie nachgewiesenermaßen, auch in Sebnitz, Hertigswalde und Ottendorf will man die Waschbären schon gesehen haben. Klar, der Zweibeiner macht es ihm leicht und der Waschbär ist nicht dumm.

Bei Hohlfelds Gartennachbarn kam er durch die Katzenklappe. Den Schuppen stellte er auf den Kopf. Es lohnte sich für ihn, er fand das Katzenfutter. Da ist der Waschbär nicht wählerisch. Schließlich wurde er mit einer Falle gefangen. Eine solche nicht tödliche Falle auf dem eigenen Grundstück darf man aufstellen. Aber nur Jäger dürfen die Tiere töten.

Im Jagdjahr 2017/18 wurden im Landkreis Sächsische Schweiz 360 Waschbären erlegt. Die meisten davon mit 40 in Wilsdruff, in Rabenau und Graupa waren es jeweils 23. Vorkommen werden aus fast allen Kommunen gemeldet. Da scheint der Waschbär keine Vorlieben zu haben, konstatiert das Landratsamt. Gezählt wurden die Waschbären im Landkreis nicht.

Schnappschuss der Wildkamera von Bernd Hohlfeld.
Schnappschuss der Wildkamera von Bernd Hohlfeld. © privat

In ganz Deutschland schätzte man ihre Zahl 1956 noch auf knapp 300. Diese Population stieg bis 1970 auf etwa 20 000, 2005 ging man schon von einer niedrigen bis mittleren sechsstelligen Zahl aus. Entsprechend stieg die Zahl der getöteten Waschbären.

Manchmal werden auch dem Waschbären schon Tötungsabsichten oder zumindest das Potenzial dazu nachgesagt. In Heidenau wurde im November ein Reh derart zugerichtet, dass vieles auf den Wolf hinwies. Da es aber keine Beweise gibt, wurde sogar der Waschbär verdächtigt.

Für Bernd Hohlfeld ist das sehr weit hergeholt. Trotzdem ist auch für ihn am Waschbär nichts Schützenswertes. Da ist Bernd Hohlfeld in seinem Urteil unerschütterlich. Und nicht nur er. 2016 wurde der Waschbär in der Europäischen Union zur unerwünschten Spezies erklärt. Genau wie Grauhörnchen und Kleiner Mungo.

Insgesamt umfasst diese Liste 37 Pflanzen und Tiere, deren weitere Ausbreitung in Europa bekämpft werden soll. „Das klingt hart“, sagt Hohlfeld. „Ist aber gerechtfertigt.“

Wie kann man sich vorm Besuch des Waschbären in den eigenen Wänden schützen? Die SZ gibt fünf Tipps.