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Wachauer Gänse lassen Federn

Im Dezember verspeist und nun gerupft: Der Wachauer Verein "Wunder Land" lässt die alte Tradition des Federnschleißens weiterleben. Die weichen Gänsefeder-Kissen werden an Neugeborene verschenkt.

Von Siri Rokosch
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Federnschleißen im Wachauer Wunderland: Maja Gerstmann, Steffen Jakob, Karin Ehrlich, Marion Missbach. (v.l.n.r)
Federnschleißen im Wachauer Wunderland: Maja Gerstmann, Steffen Jakob, Karin Ehrlich, Marion Missbach. (v.l.n.r) © Daniel Hammer

Wachau. In der Gemeinde Wachau setzt der Verein "Wunder Land" auf Tradition. So werden zum Beispiel am 6. Mai wieder die Schafe geschoren, begleitet von einer Feier für Besucher. Außerdem wird in der Musemsscheune das Leben der Bauern aus verschiedenen Epochen dargestellt, auf dem Hof leben Kühe, Schafe, Pferde, Esel, Schweine und Federfieh.

Eines der ältesten Handwerke ist die Herstellung von Kissen aus Federn. Zum sogenannten Schleißen kamen am vergangenen Freitagabend 20 Frauen aus der Gemeinde an die Schulstraße 6, wie der Vereinsvorsitzende Steffen Jakob sagt: "Schleißen bedeutet das Entkielen von Federn und war früher die Beschäftigung der Landbevölkerung an den langen Winterabenden. Dazu gab es ein Schnäpschen und etwas zu essen. Die Frauen tratschten über alles, was im Dorf wichtig war, und genau so machen wir es auch, seit nun mehr rund 25 Jahren."

Eine sehr ernste Arbeit nur für Gesunde?

Beim Schleißen wird der Flaum der Feder vom Kiel getrennt, denn der Kiel stachelt ansonsten später im Kissen, erklärt Jakob weiter: "Der Kiel wird unter den Tisch geschmissen. Somit sind niesen, husten und lachen verboten, denn sonst fliegen die Flaumfedern durch das ganze Zimmer", sagt Jakob, der selbst in blauer Schürze an der aufwendigen Arbeit von 19 bis 23 Uhr teilnahm.

Die weichen Flaumfedern wurden am Freitagabend in einem Topf gesammelt und werden nun in ein Inlett eingenäht. Nur zwei Kissen, in der Größe eines Sofakissens, können mit den am Freitag gewonnen Federn befüllt werden. "Wie lange die Frauen damals für eine ganze Bettdecke gebraucht haben, kann man da nur erahnen", erklärt Jakob, in Anbetracht der langen Arbeitszeit.

Die Gänse waren im Dezember geschlachtet worden, deren Federn wurden trocken gerupft. Dies geschehe mit Hilfe von heißem Dampf und einem feuchten Tuch, sagt Jakob. Bislang waren die weichen Kissen aus Wachau an die Neugeborenen der Vereinsmitglieder verschenkt worden. "Doch da im letzten Jahr bis heute keine Babys im Verein auf die Welt kamen, verschenken wir die beiden Kissen nun an die Enkelkinder zweier Mitglieder."

Mitmachen kann bei der aufwendigen Arbeit des Schleißens jeder, der möchte - allerdings wohl erst wieder im kommenden Jahr, Anfang März. Denn: "Ob wir die restlichen Federn jetzt noch schleißen werden, steht im Moment nicht fest", erklärt der "Wunder Land"-Vereinsvorsitzende.