Radeberg
Merken

Aus für den Arnsdorfer Naturtummelplatz

Das Projekt "Naturtummelplatz" für Jugendliche in Arnsdorf ist gestorben. Initiatorin Antje Vorwerk zeigt sich von der Gemeinde, aber auch den Anwohnern enttäuscht.

Von Siri Rokosch
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auf dem Naturtummelplatz in Arnsdorf war viel geplant. Antje Vorwerk und Anna wollten Jugendliche "von der Straße" holen. Nun ist das Projekt geplatzt.
Auf dem Naturtummelplatz in Arnsdorf war viel geplant. Antje Vorwerk und Anna wollten Jugendliche "von der Straße" holen. Nun ist das Projekt geplatzt. © René Meinig

Arnsdorf. Der Naturtummelplatz an der Stolpener Straße in Arnsdorf ist Geschichte. Das Grundstück muss am 23. September an den Eigentümer zurückgegeben werden. Es war für die Jugendlichen nur für ein Jahr zur Verfügung gestellt worden. Neben einer fehlenden Fläche für die Weiterführung des Projekts haben auch Drogenfunde zu dem Aus beigetragen. Initiatorin Antje Vorwerk macht aber auch den Anwohnern und politischen Institutionen Vorwürfe, denn eigentlich war ein generationenübergreifender Treffpunkt geplant - doch von den Einwohnern sei kaum jemand dagewesen.

Bis zu 15 Jugendliche nutzten den Platz - bis Drogen ins Spiel kamen

Nur ein Jahr lang konnte das Grundstück an der Stolpener Straße in Arnsdorf von Kindern und Jugendlichen als Naturtummelplatz genutzt werden. Es war vom Eigentümer - einem Anwohner - zur Verfügung gestellt worden. Der Förderverein der Grundschule Arnsdorf hatte den Naturtummelplatz ins Leben gerufen, Vorsitzende war Antje Vorwerk, die nun den neu gegründeten Verein "JuKi" leitet.

Geplant hatte Vorwerk mit einer anderen Fläche: Im Gemeinderat war vor reichlich einem Jahr ein Antrag auf Erbpacht des Grundstückes neben der Kirche eingereicht worden. Antje Vorwerk sagt dazu: "Die Gemeinderäte fanden die einfallsreichsten Gründe, das Grundstück dafür nicht zur Verfügung zu stellen. Ein Rückschlag, der uns als Verein dahin führte, es trotzdem versuchen zu wollen. Denn wir suchten nach Lösungen, nicht nach Problemen."

Die Möglichkeit, das Grundstück an der Stolpener Straße für ein Jahr zur Verfügung gestellt zu bekommen, sei eine einmalige Möglichkeit gewesen, das Projekt zu testen. Es lag nahe an der Schule, sei groß und eingezäunt gewesen. "Das war unsere Chance, allerdings gab es kein Wasser", sagt Vorwerk. Zwei Bauwagen sollten eine Unterkunft bieten. Geplant war, diese von den Jugendlichen "hübsch herrichten" zu lassen. Die Mädchen und Jungen im Alter von 12 bis 16 Jahren besuchten den Naturtummelplatz regelmäßig - 15 seien es im Schnitt gewesen.

"Es gelang uns, wenn auch manchmal nicht einfach, alle unter einen Hut, oder besser unter ein Dach zu bekommen. Ausgrenzungen sollte es nicht geben", erinnert sich die Vereinsvorsitzende. Wir schafften eine Tischtennisplatte an, wollten ein Gewächshaus, wohl wissend, dass im September Schluss sein wird, deshalb alles transportabel. Es schien, als könne das Konzept aufgehen. Wir kochten sogar gemeinsam. Die Jugend ist losgezogen und hat mit Gießkannen Wasser geholt", so Vorwerk. "Doch dann kamen leichte Drogen (Gras) bei einigen sehr wenigen, und damit Zerstörungswut und Aggression. Andere Jugendliche entfernten sich verständlicherweise, da kein Ansprechpartner dauerhaft vor Ort war."

Keine Unterstützung von Anwohnern und Behörden?

Das sei allerdings von dem ehrenamtlichen Verein auch "nicht stemmbar" gewesen, denn es sollte ein generationsübergreifendes Projekt sein. "Wir haben mit den betroffenen Eltern Gespräche geführt, um auf die Situation ihrer Kinder aufmerksam zu machen", berichtet Antje Vorwerk und bedauert, dass es bei Bund und Land, der SAB, bei Stiftungen, beim Landkreis, bei Leader Westlausitz, bei der Polizei keine Finanzierungsangebote für einen Betreuer - ganz oder zumindest teilweise - gegeben habe.

"Wir wurden von einer Stelle zur nächsten geschickt oder bekamen direkt die Ablehnung. Damit war kein festes Fundament gegeben. Und die vielen Säulen, auf denen das Projekt eigentlich stand, kamen ins Wanken", berichtet sie. Vorwerk hätte sich gewünscht, dass "Eltern den Platz nicht als Parkplatz für ihre Teenies angesehen, sondern auch selbst angepackt hätten, Nachbarn nicht gemeckert hätten, sondern den Jugendlichen gezeigt hätten, wie man gemeinsam gärtnern kann – im respektvollen Miteinander, dass die Dorfgemeinschaft auch Verantwortung übernommen und sich gegenseitig unterstützt hätte und das Projekt richtig verstanden worden wäre - als generationsübergreifende Naturtummelplatz".

Vorwerk resümiert, dass es immerhin von einzelnen Familien Hilfe gegeben habe und einigen Jugendlichen der Platz gutgetan habe. "Darüber freuen wir uns sehr und sind für sie auch weiter gern Ansprechpartner. Diese Jugendlichen gehen aus den verschiedensten Gründen nicht in den Sportverein, spielen nicht Musik, sondern hängen ab. Gerade diese Jugendlichen brauchen Halt, den sie vielleicht nicht immer zu Hause bekommen", gibt Vorwerk zu Bedenken.

Verein will weitermachen - mit einer neuen Idee

"Diese Jugend hat Probleme, aber niemanden, der sie mit ihnen angeht. Es ist nicht Sache eines ehrenamtlichen Vereines, kommunale Aufgaben zu übernehmen – das kann nicht gelingen, denn es ist zeitintensiv und anspruchsvoll. Es ist eine kommunale Aufgabe der sozialen Infrastruktur. Diese Jugend ist die Zukunft, sie verdient manchmal auch eine zweite Chance, denn wenn wir nicht in sie investieren, verbauen wir unsere eigene Zukunft", merkt sie an. Gegen diejenigen, welche einen Bauwagen "aufgebrochen und stark beschädigt" hätten, sei eine Strafanzeige gestellt worden.

Der Verein "JuKi", der eigens für den Naturtummelplatz neu entstand, wolle weiter "in Bildung des Dorfs investieren" – für alle Generationen. Nächster Plan sei die Gaststätte "Zur Hoffnung". Dort könne doch ein "generationsübergreifendes Familienzentrum" entstehen, denkt Vorwerk. Der Gasthof steht seit Jahren leer und gehört der Gemeinde.

Haben Sie Anregungen, Wünsche oder Themen, die Sie bewegen? Dann kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail [email protected].