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Wurde auf dem Naturtummelplatz Arnsdorf gekifft?

Auf dem Naturtummelplatz Arnsdorf an der Stolpener Straße sind zweimal "leichte Drogen" gefunden worden. Ein Jugendlicher hatte sie offenbar konsumiert.

Von Siri Rokosch
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Der Naturtummelplatz in Arnsdorf ist Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche. Hier sollten eigentlich Jung und Alt zusammenfinden und voneinander lernen.
Der Naturtummelplatz in Arnsdorf ist Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche. Hier sollten eigentlich Jung und Alt zusammenfinden und voneinander lernen. © René Meinig

Arnsdorf. An der Stolpener Straße in Arnsdorf sollte der Naturtummelplatz eigentlich Kinder und Jugendliche zum Toben, Spielen und Lernen animieren und ihnen Raum für kreative Entfaltung bieten. Das war auch bislang so. Rund 15 Kinder und Jugendliche kamen regelmäßig. Jetzt sind es maximal noch sieben, denn seit Ende März gab es Gerüchte, dass Jugendliche dort "leichte Drogen" konsumieren würden.

Was ist dran an den Drogen-Gerüchten um den Naturtummelplatz Arnsdorf?

Der Förderverein der Grundschule Arnsdorf hatte den Naturtummelplatz ins Leben gerufen, Vorsitzende Antje Vorwerk ist selbst oft vor Ort. Sie bestätigt auf Nachfrage von Sächsische.de, im März erstmals davon gehört zu haben: "Doch damals fanden sich keine Beweise. Anfang Mai kamen dann unsere schon fest etablierten Jugendlichen und sagten, dass sie wieder 'etwas' gefunden hätten." Gemeint sind zwei Päckchen. "Da haben wir uns dahinter geklemmt. Meines Erachtens waren das ein bis zwei Jungs, wobei sich bei dem Zweiten nicht bestätigte, dass er Gras besitze und konsumierte." Die beiden Päckchen habe Antje Vorwerk entsorgt.

Zwischenzeitlich habe der Junge einen Platzverweis erteilt bekommen, doch dieser wurde wieder aufgehoben, wie Antje Vorwerk erklärt, "weil er glaubhaft versprach, nichts mehr zu nehmen". Ein Platzverweis habe ja keinen Sinn, sagt sie, denn "wenn ich ihm den Platz verbiete, wo er positive Dinge erleben kann, ist ihm nicht geholfen". Letzten Endes sei der Konsum von Cannabis ein Endergebnis. Man dürfe aber nicht die Symptome behandeln, sondern müsse die Ursachen bekämpfen.

"Wenn die Kinder auf dem Platz einen Ort haben, wo sie einen Ansprechpartner finden, wo sie sich wohlfühlen, dann haben sie einen Rückhalt und den brauchen sie doch im Leben", sagt Vorwerk.

Welche Hilfe wird den Jugendlichen angeboten?

Bei dem Gespräch mit der Polizei habe diese Beratungsangebote zum Thema Drogen für den Jugendlichen vorgeschlagen, sagt Antje Vorwerk. Diese Möglichkeit könne aber nur angenommen werden, wenn die Betroffenen sich dafür melden, und das sei bislang nicht geschehen.

Zum anderen habe Vorwerk mit der örtlichen Sozialinitiative Kuschnik Kontakt aufgenommen und wünscht sich, dass künftig einmal wöchentlich eine Sozialberatung auf dem Naturtummelplatz stattfindet. Hierzu hofft der Verein auf Unterstützung durch das Landratsamt Bautzen.

Dass der Platz an der Stolpener Straße offensichtlich seit dem Vorfall nicht mehr so gut besucht wird, findet Antje Vorwerk schade. Es gebe ja immer einen Grund, warum Jugendliche so etwas tun, erklärt sie. "Es sollte Sache der Gesellschaft sein, sich mehr um die Belange der Jugend zu kümmern. Die Jugend in die Mitte zu stellen. Warum sollen sich Jugendliche oder überhaupt Menschen in die Gesellschaft einbringen, wenn sie selbst der Gesellschaft egal sind?", fragt sie.

"Ein Kind braucht eigentlich ein ganzes Dorf zur Erziehung und es wäre schön, wenn sich hier bei uns mehr Menschen einbringen würden, ein Zusammensein und voneinander Lernen zwischen Alt und Jung", sagt Antje Vorwerk.

Stattdessen merke sie den Konflikt zwischen Jugendlichen und Älteren. Letztere würden sagen: "Die Jugend kifft und trinkt nur." Und von den Jugendlichen höre sie oft: "Na, die Rentner." Doch das Voneinanderlernen sei das eigentliche Ziel des Naturtummelplatzes.

Wie geht es auf dem Naturtummelplatz weiter?

Der Naturtummelplatz an der Stolpener Straße ist nur eine Interimslösung für ein Jahr gewesen. Er muss im Oktober geräumt werden. Wohin der Treffpunkt mit den Bauwagen dann umzieht, ist noch unklar. An dem Gelände neben der Arnsdorfer Kirche hält Antje Vorwerk aber weiter fest. Diesen hatten die Gemeinderäte aber zuletzt abgelehnt.

Bislang fehlte oft Unterstützung der Anwohner für den Tummelplatz. "Alle gucken nur und sagen 'mal gucken, was passiert'. Das ist schwierig, wenn kaum einer mitmacht", bedauert Antje Vorwerk. Ganz alleine könne sie das Projekt nicht umsetzen. Aktuell habe sie Fördermittel aus dem Regionalbudget Westlausitz beantragt - vor allem für Workshops, die sie unter anderem mit einer Studentin für Landschaftsarchitektur noch anbieten möchte.

Im ersten Workshop soll der Platz gestaltet werden und jeder könne dazu seine Ideen einbringen. Ein Zweiter soll mit dem Sächsischen Landfrauenverband gemeinsam das Thema "Psyche fit und gesund halten" behandeln. Auch ein Förderprogramm "Orte der Demokratie" sei in der Beantragungsphase. Dabei gehe es nicht um politisches Engagement, sondern darum, gemeinsam demokratische Entscheidungen zu treffen.

Bis ein neuer Ort gefunden ist, sollen die neu gestrichenen Bauwagen nun auch innen hübsch ausgebaut werden - natürlich von den Kindern und Jugendlichen selbst. Bis Ende Juni entstehe noch ein Fahrrad-Parcours und das Gewächshaus für Tomaten, Gurken, Melonen und anderes Gemüse und Obst soll auch noch aufgebaut werden. Zudem werde eine Kompost-Toilette errichtet. All das ist für den 10. Juni ab 10 Uhr bei einem Arbeitseinsatz geplant, und über helfende Hände aus der Gemeinde würde sich der kleine Verein sehr freuen.

Der Verein, der sich um den Naturtummelplatz kümmert, heißt jetzt "Juki-Arnsdorf-Verein". Dies sei satzungstechnisch nötig gewesen, weil der bisherige Verein nur einen Geltungsbereich für die Grundschule hatte und der Naturtummelplatz darüber hinaus Kinder anspricht.