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Was wird an der Hofewiese in Langebrück gebaut?

Eingang und Parkplatz der Hofewiese in der Dresdner Heide sind momentan eine große Baustelle. Bis zum 1. April muss alles fertig sein, denn dann startet die Saison.

Von Siri Rokosch
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Hier am Eingang zur Hofewiese sind zwei der acht neuen und hochmodernen Abwasserkammern zu sehen.
Hier am Eingang zur Hofewiese sind zwei der acht neuen und hochmodernen Abwasserkammern zu sehen. © Marion Doering

Langebrück. Der beliebte Ausflugsbiergarten Hofewiese bei Langebrück in der Dresdner Heide ist derzeit geschlossen. Es ist Winterpause. Inhaber Holger Zastrow nutzt diese Zeit um wichtige und notwendige Baumaßnahmen durchführen zu lassen - leider zu sehr teuren Preisen, wie er sagt.

Der Hofewiese am Gänsefuß in der Dresdner Heide fehlt seit mindestens der Wendezeit ein Abwassersystem. Deshalb war die Bewirtschaftung mit Mehrweggeschirr bislang schwierig. "Dafür muss man Spülen können und das ging nicht", erklärt Holger Zastrow. Zudem konnten die Sanitäranlagen nur in Form von einer "Containerlösung" angeboten werden.

Zastrow habe seit Jahren für ein Abwassersystem gekämpft, sagt er. Selbst die Option bis nach Langebrück Gräben zu ziehen, habe im Raum gestanden. Nun wird momentan eine dezentrale Abwasseranlage gebaut. Diese kann künftig das gesamte Gelände, sowohl den Biergarten als auch das Haus, vom Abwasser befreien.

Neues Abwassersystem für die Hofewiese

Über acht Kammern, die sich am Eingangsbereich neben dem alten Gasthof und neben den Parkplätzen befinden, wird das Abwasser geklärt. Das System verfüge über einen Fettabscheider für den Küchenbereich, an Haus und Scheune, über eine abflusslose Grube, welche nach Bedarf geleert werde, einen Pufferspeicher, der die Abwassermenge reguliert sowie über eine Versickerungsanlage, sagt der Betreiber der Hofewiese. Das heißt, das Abwasser der Hofewiese wird gereinigt und später in das Steingrundwasser geleitet. Herausgefilterte Stoffe werden gesammelt und separat per Lkw abtransportiert.

Während der Bauarbeiten seien viele alte Leitungen, Kabel und Schächte zutage gekommen. Früher wurde die Abwasserproblematik offenbar auch über Sickergruben gelöst.

Zusätzlich zum neuen Abwassersystem ist nun auf dem gesamten Grundstück der Hofewiese auch der Trinkwasseranschluss verlegt worden. Zudem wurden leistungsfähige Elektroleitungen verlegt, wie Holger Zastrow sagt: "Bisher sind uns regelmäßig die Sicherungen durchgeflogen, denn wir haben mit Baustrom gearbeitet." Jetzt kommen noch Glasfaserleitungen hinzu, für ein stabiles Internet.

Inhaber Holger Zastrow vor der neuen Abwasseranlage in der Nähe des Besucher-Parkplatzes.
Inhaber Holger Zastrow vor der neuen Abwasseranlage in der Nähe des Besucher-Parkplatzes. © Marion Doering

Sanitärbereich wird neu gebaut

Auch der Sanitärbereich wird neu gebaut. Mehrere Toiletten für Frauen und Männer kommen an ihren ursprünglichen Platz in das alte Scheunengebäude, links neben den Eingang. Der Sanitärbereich soll im Sommer fertiggestellt sein. Bis dahin bleibt die mobile "Containerlösung" bestehen.

Bauauflage für den Inhaber ist auch die Schaffung einer Löschwasser-Zisterne. Diese soll unterhalb des Parklatzes entstehen und 50.000 Liter Wasser fassen können. Baustart hierfür sei in dieser Woche.

Baumaßnahmen haben sich preislich verdoppelt

Zastrow wünscht sich, dass die Hofewiese ein Ausflugsziel für jedermann bleibt - wie vor 145 Jahren. "Ich möchte nicht, dass die Hofewiese das Schicksal vieler Ausflugsziele teilt und in eine Seniorenresidenz oder in Wohnungen für einige Wohlhabende umgewandelt wird. Die Hofewiese ist für alle da, muss ein öffentlicher Ort bleiben und auch jenen, die sich nicht viel leisten können, schöne Stunden und Erlebnisse schenken. Dafür arbeiten wir, und es wäre schön, künftig mehr Respekt und Unterstützung seitens mancher Behörden zu bekommen. Denn wir schaffen das nur, wenn man aufhört und Steine in den Weg zu legen. Die Parkplatzproblematik ist dabei nur ein Beispiel", betont er.

Die jetzige Investition ist deutlich gestiegen. Von geplanten rund 300.000 Euro liegen die Baukosten für das laufende Gesamtprojekt, bestehend aus der Löschwasserzisterne, den Medien, der Toiletten und der Logistikflächen nun bei mehr als 650.000 Euro. "Und da stoßen wir langsam an unsere Grenzen", sagt Zastrow, der sich von einigen Behörden und Ämtern mehr Unterstützung wünscht: "Wir versuchen schon vor den Antragstellungen für Baumaßnahmen mit allen zuständigen Ämtern Fragen zu klären, doch manchmal habe ich das Gefühl, die reden gar nicht miteinander."

So habe das Denkmalamt ihm zum Beispiel gesagt, er müsse bei einer geplanten Sanierung des Gasthauses die Holztreppe erhalten. Vom Brandschutz sei aber die Auflage gekommen, die Holztreppe abzubauen. "Und dann stehe ich da und frage mich. Was soll ich nun tun?", erklärt der Hofewiesebesitzer.

Saisonstart in der Hofewiese mit Osterwasser

Bis Ende März müssen die Bauarbeiten an der Abwasseranlage, der Löschwasser-Zisterne und den Elektroleitungen abgeschlossen sein, denn am 1. April soll die Hofewiese wieder Gäste empfangen. "Wir öffnet am ersten Aprilwochenende zwischen 10 und 18 Uhr, aber ohne Veranstaltung. Bis Mitte Mai wollen wir dann an den Wochenenden und Feiertagen öffnen und danach auch wieder wochentags, außer an den Montagen, da ist Ruhetag", sagt Holger Zastrow.

Die erste Veranstaltung ist am Osterwochenende geplant. Frühaufsteher können am Ostersonntag bereits 5.15 Uhr in den Biergarten kommen, sagt der Betreiber: "Dann gehe ich mit den Frauen das Osterwasser holen. Die Männer können hier etwas trinken", lacht Zastrow, denn: "Traditionell dürfen die Frauen dabei nicht reden. Und ich versuche natürlich, sie während der Wanderung zum Sprechen zu animieren."

Der Ostermontag stünde danach im Zeichen der Familie. "Beim Familientag gibt es das beliebte Ponyreiten mit dem Ponyhof Langebrück und der Reitschule Bosert. Wir haben Osterbasteln und Kinderschminken und das Puppentheater." Der diesjährige Waldtrödelmarkt wird wegen der Bauarbeiten erst am 23. Juli stattfinden und nicht wie geplant am 23. April.

Personal für die Hofewiese gesucht

Das Hexenfeuer am 30. April soll dann auch wieder Familien und deren kleine verkleidete Hexen und Zauberer ansprechen. "Ähnlich wie zu Halloween wird es eine Hexendisko für Kinder und das Ponyreiten geben und wir verbrennen natürlich auch eine Hexe", verspricht Zastrow.

Für die Bewirtschaftung sucht er dringend noch Personal aus der Gastronomie, vor allem auch Vollzeit, denn gerade bei schönem Wetter würden die Menschen anstehen, und das könne mit mehr Mitarbeitern verhindert werden.

Die Hofewiese hat eine lange Tradition. Der sächsische Kabinettsminister Graf Camillo Marcolini ließ auf dem Gelände 1804 ein Gebäude errichten und die komplette Wiese mit 56 weitgehend noch erhaltenen Sandsteinsäulen einfassen, die mit der Jahreszahl 1804, seinen Initialen und den Kurschwertern verziert sind. Ab 1877 galt das Schankrecht, 1935 wurde das Gaststättengebäude erweitert. Holger Zastrow eröffnete zu Pfingsten 2016 ein Biergartenbetrieb. Wann er das Gaststättengebäude sanieren kann ist noch unklar - geplant ist dies aber weiterhin.