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Altes Polizeischulgelände in Liegau-Augustusbad wird Radeberg zum Kauf angeboten

28 Hektar Wald und verfallene Gebäude: Soll Radeberg das Gelände der ehemaligen Polizeischule in Liegau-Augustusbad kaufen? Was der Oberbürgermeister davon hält.

Von Verena Belzer
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Hat das Gelände Potenzial für die Stadt? Das muss demnächst der Stadtrat entscheiden.
Hat das Gelände Potenzial für die Stadt? Das muss demnächst der Stadtrat entscheiden. © Michael Weber/Stadt Radeberg

Liegau-Augustusbad. 30 Jahre Stillstand, 30 Jahre Ruhe, 30 Jahre Verfall: Seitdem die Polizeischule das Gelände zwischen Liegau-Augustusbad und Feldschlößchen verlassen hat, ist dort nichts mehr passiert. Die Gebäude liegen zum größten Teil brach, das Areal ist verwildert. Vom ehemaligen Glanz ist nur noch wenig zu spüren. Dass die Fläche eine reiche Geschichte hat, auch davon sieht man kaum noch etwas. Der Zahn der Zeit hat genagt - unbarmherzig und unaufhörlich.

Und doch gibt es vielleicht Hoffnung für das Areal. Ein Ende des Verfalls, vielleicht sogar neuer Glanz? Eigentümerin der 28 Hektar großen Fläche ist die Dr. Willmar Schwabesche Heimstätten-Stiftung - diese hat die Immobilie der Stadt Radeberg zum Kauf angeboten.

OB Frank Höhme sieht in dem Gelände viel Potenzial

Gerüchte, dass das Gelände verkauft werden soll, hatte es bereits im vergangenen Jahr gegeben. Doch damals hatte der geschäftsführende Vorstand der Schwabeschen Stiftung noch dementiert. Nun also doch. Und am Zug ist jetzt die Stadt, denn ihr wurde ein Vorkaufsrecht gewährt, wie Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) sagt.

"Wir haben jetzt bis Juni Zeit zu überlegen, ob wir die Fläche kaufen wollen", sagt Höhme. "Danach soll das Gelände Investoren zum Kauf angeboten werden. Und da findet sich zu 100 Prozent jemand." Der OB macht keinen Hehl daraus, dass er eher dazu tendiert, das Gelände zu erwerben - angespannte Haushaltslage hin oder her. "Vielleicht gäbe es ja Fördermittel", sagt er. "Wenn man möchte, findet man schon einen Weg." Einen Kaufpreis nennt er noch nicht.

"Man kann hier Visionen entwickeln", sagt Höhme. Es habe in den 90er-Jahren fertige Pläne gegeben, an der Stelle ein Krankenhaus zu bauen. Die damalige Gesundheitsreform habe diese jedoch zerschlagen. "Vielleicht findet man jemanden, der in eine Fachklinik investiert." Die Nähe zum Epilepsiezentrum Kleinwachau sei ein Vorteil, es könnten Symbiosen entstehen. Von den Gebäuden sei aber wohl nur ein minimaler Anteil erhaltenswert, meint Höhme.

Impressionen aus dem 28 Hektar großen Gelände, das nun der Stadt zum Kauf angeboten wird.
Impressionen aus dem 28 Hektar großen Gelände, das nun der Stadt zum Kauf angeboten wird. © Michael Weber/Stadt Radeberg
Zum Kaufpreis macht Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) noch keine Angaben.
Zum Kaufpreis macht Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) noch keine Angaben. © Michael Weber/Stadt Radeberg
Der Großteil der Gebäude ist verfallen und müsste wohl abgerissen werden.
Der Großteil der Gebäude ist verfallen und müsste wohl abgerissen werden. © Michael Weber/Stadt Radeberg
Die Waldflächen konnte erhalten bleiben, meint OB Höhme. Sie könnten als Ausgleichsflächen für andere Baumaßnahmen dienen.
Die Waldflächen konnte erhalten bleiben, meint OB Höhme. Sie könnten als Ausgleichsflächen für andere Baumaßnahmen dienen. © Michael Weber/Stadt Radeberg
Das Areal hat eine reiche Geschichte - doch vom alten Glanz ist nicht mehr viel übrig.
Das Areal hat eine reiche Geschichte - doch vom alten Glanz ist nicht mehr viel übrig. © Michael Weber/Stadt Radeberg
Der Stadt wurde das Gelände zum Kauf angeboten - bis Juni hat sie Zeit sich zu entscheiden.
Der Stadt wurde das Gelände zum Kauf angeboten - bis Juni hat sie Zeit sich zu entscheiden. © Michael Weber/Stadt Radeberg

Den Teil des Geländes, der mit alten Buchen bepflanzt ist, würde OB Höhme stehenlassen. "Diese Flächen könnte man als Ausgleichsflächen für andere Baumaßnahmen nutzen."

Auch Rad- und Wanderwege seien denkbar, die zum Beispiel Liegau mit Feldschlößchen verbinden könnten. "Ein Investor würde den Wald wahrscheinlich abholzen", befürchtet er. "Die Bäume sind bestimmt 150 bis 200 Jahre alt."

Es sei eine Chance, in die Zukunft Radebergs zu investieren. "In eine grüne Lunge für die Stadt", argumentiert Höhme. "Hier können wir gestalten, dafür bin ich dankbar. Denn so viele Möglichkeiten haben wir nicht."

Vom Heilbad zur Polizeischule

Das Areal hat eine lange Geschichte vorzuweisen. Dort ist der Beginn des Radeberger Bergbaus zu verorten - damals wurde nach Silber gesucht. "Deshalb heißt es 'Silberbach' und 'Silberberg'", erklärt der OB. Später hatte Radebergs früherer Bürgermeister Christoph Seydel, nach dem auch eine Straße im Ort benannt ist, dort eher zufällig eine Heilquelle entdeckt.

Er gründete 1719 ein Heilbad, das heutige alte Augustusbad. Weitere Wasserquellen wurden nach 1767 gefunden und insgesamt als schwach kohlensäurehaltige, ziemlich reine Eisenquellen bezeichnet. Diese Quellen hatten der Überlieferung zufolge heilende Eigenschaften, unter anderem bei Hauterkrankungen, Asthma, Blutarmut, Rheumatismus und Gicht.

Das Gelände wurde 1896 vom Leipziger Apotheker Dr. Willmar Schwabe gekauft. Er vereinte es mit den Gütern Förstel bei Schwarzenberg und Gleesberg bei Schneeberg zu einer gemeinnützigen Familienstiftung für Arme und Bedürftige. Als Mitbegründer der (A)OK Leipzig hatte Schwabe das Bad vorzugsweise den Angehörigen der Leipziger Ortskrankenkasse vorbehalten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände von der Roten Armee besetzt, 1959 ging es in Volkseigentum über. Ab 1952 diente das Bad der Volkspolizei. In dem Gelände rund um den Luisenhof befand sich zu DDR-Zeiten ein Altersheim. Die Rückgabe an die Eigentümer, die Dr. Willmar Schwabesche Heimstättenstiftung, erfolgte 1992.