Radeberg
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Kleingartenanlagen in Radeberg: Das kleine Glück im kleinen Grünen

Arbeiten an der frischen Luft, eigenes Gemüse anbauen: Schrebergärten erleben derzeit eine Renaissance. Was die Corona-Pandemie damit zu hat und was ein Kleingarten kostet.

Von Rainer Könen
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Uwe Bauer, Vorsitzender des Kleingartenverein "Robert-Blum-Weg" freut sich, dass Schrebergärten derzeit wieder nachgefragt sind. Der Verein führt sogar eine Warteliste.
Uwe Bauer, Vorsitzender des Kleingartenverein "Robert-Blum-Weg" freut sich, dass Schrebergärten derzeit wieder nachgefragt sind. Der Verein führt sogar eine Warteliste. © René Meinig

Radeberg. Die Plattenbauten von Radeberg kann man von hier nicht sehen - und das, obwohl sie nur ein paar hundert Gartenwegmeter von der am Robert-Blum-Weg gelegenen Kleingartenanlage entfernt sind. Derzeit erwacht die Natur allmählich aus dem Winterschlaf, Vögel zwitschern, hier und da sorgen Frühblüher für ein wenig Farbe in den Kleingärten, das Kreischen einer Säge ist zu hören. Die Kleingartensaison beginnt hier erst Anfang April. Dann wird wieder in den Parzellen kräftig gewerkelt.

Wer Mitglied werden will, kommt auf die Warteliste

Arbeiten an der frischen Luft, das eigene Gemüse auf dem Teller, in der Natur sein: Kleingärten sind wieder mächtig gefragt, erzählt Uwe Bauer, der Vorsitzende des über 120 Mitglieder zählenden Radeberger Kleingartenvereins (KGV) "Robert-Blum-Weg". Die Nachfrage sei groß, der Verein führe eine Warteliste. Wer hier Mitglied werden will, muss sich gedulden.

Schon vor Corona sei das Interesse an einer Parzelle groß gewesen, erzählt Vorsitzender Bauer. Er ist seit 1994 Mitglied im Verein, nutzt und pflegt seinen 525 Quadratmeter großen Kleingarten. Was Uwe Bauer am Laubenpieper-Dasein so schätzt? Man sei schnell raus aus der Stadt, gleich in der Natur, finde Ruhe und Entspannung, treffe auf Gleichgesinnte.

Dass Schrebergärten in der Bevölkerung inzwischen einen höheren Stellenwert haben, hänge sicher auch mit dem gestiegenen Umweltbewusstsein zusammen, meint Bauer. Und dem Wunsch nach Selbstversorgung. "Die Menschen wollen doch heutzutage wissen, was sie essen, Biogemüse aus eigenem Anbau haben, sich gesund ernähren", sagt der 64-Jährige.

Corona hat Nachfrage nach Parzellen verstärkt

Uwe Bauer berichtet davon, dass sich in den Kleingartenvereinen in der Region seit einiger Zeit ein Generationenwechsel vollzieht. Auch in seinem Verein. "Bis vor wenigen Jahren lag der Altersdurchschnitt unserer Pächter bei weit über 60 Jahren. Jetzt liegt er bei knapp 50 Jahren." Die jungen Leute brächten mehr Leben in den 1949 gegründeten Verein, hat Bauer seitdem festgestellt. Es sei in der bis Oktober gehenden Kleingartensaison auf den Parzellen quirliger, lebendiger geworden.

Auch Wolfgang Preller hat diesen Wandel in den hiesigen Laubenkolonien registriert. "Mittlerweile wächst die Zahl der jungen Familien mit Kindern, die eine Parzelle pachten möchten", berichtet der Vorsitzende des Territorialverbandes der Kleingärtner Kamenz. Corona habe diesen Trend noch verstärkt. Seitdem wollen immer mehr Menschen raus aus der Stadt.

Jährliche Kosten etwa zwischen 150 und 250 Euro

Ein Trend, der durch die immensen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln noch einen gehörigen Schub bekommen hat. Um Geld zu sparen, verbringt mancher gar seinen Urlaub zwischen Radieschenbeet und Ligusterhecke. Die Kosten für die Nutzung einer Kleingartenparzelle sind erschwinglich.

Bauer erzählt, dass der jährliche Mitgliedsbeitrag in seinem Verein 55 Euro betrage. Für die Pachtgebühr fallen zwölf Cent pro Quadratmeter an, die Grundgebühren für Wasser und Strom liegen jeweils bei 3,50 Euro, der Strompreis bei 34 Cent, dazu kommen noch Kosten für Grundsteuer A und B sowie Versicherungsbeiträge. Insgesamt bezahlen Pächter in Bauers Verein im Schnitt zwischen 150 und 250 Euro pro Jahr. Bauer: "Ein Kleingarten ist ein preiswertes Hobby."

Klimawandel auch im Kleingartenverein

Uwe Bauer, der als Geschäftsführer eines Kommunikationstechnikunternehmens tätig ist, weiß, wie das Leben in einer Kleingartenkolonie funktioniert. Er ist ja schon lange dabei und seit über 20 Jahren Vorsitzender des Vereines. Und hat in dieser Zeit festgestellt, dass das Leben in so einer Kleingartenanlage nicht problemfrei ist.

Da sei beispielsweise der Klimawandel, sagt Bauer. Die Sommerdürren der vergangenen Jahre hatten Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel des Brunnens in der Anlage. Der sei im vergangenen Sommer beträchtlich gesunken - von acht auf unter fünf Metern. "So was lässt einen nicht kalt", meint der Radeberger.

Und dann gebe es einige "junge Gartenfreunde", wie Bauer sie bezeichnet. Diese stellen den persönlichen Freizeitwert über die Pflege des Kleingartens. Doch dabei vergessen sie manchmal, dass man als Pächter auch Pflichten habe. So müssen sie das Stückchen Grün bewirtschaften und sich an den jährlichen Gemeinschaftsarbeiten des Vereins beteiligen.

Zahlen und Fakten zu Kleingärten

In Radeberg gibt es insgesamt 35 Kleingartenvereine: 30 in der Stadt, zwei in Großerkmannsdorf und drei in Ullersdorf. Die Parzellengröße im Kleingartenverein "Robert-Blum-Weg" liegt zwischen 180 und 680 Quadratmetern.

Der Territorialverband der Kleingärtner Kamenz verzeichnet in der Lessing-Stadt und im Rödertal rund 3.800 Mitglieder in 89 Kleingartenvereinen.

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik werden erst seit 2020 Daten auf Diebstähle in Kleingärten erhoben. 2020 wurden im Rödertal 35 Einbrüche in Kleingärten registriert. 2021 waren es zehn und 2022 lagen sie bei 13.

In Deutschland gibt es insgesamt 901.931 Kleingärten auf einer Fläche von 44.000 Hektar. Rund 900.000 Kleingärtner sind beim Bundesverband Deutscher Gartenfreunde organisiert. 13.453 Vereine sind in 512 Verbänden (Stadt-, Kreis-, Bezirks- und Regionalverbände) organisiert. Die durchschnittliche Kleingartengröße in Deutschland beträgt 370 Quadratmeter.

Mitgliederzahlen: Berlin ist die Hauptstadt der Parzellenpächter. Rund 70.000 Kleingärten befinden sich dort. Mit einigem Abstand folgen Leipzig (39.000) und Hamburg (36.000). Auf Platz vier des Kleingarten-Rankings liegt Dresden mit 23.300 Kleingärten. Was die Mitgliederzahlen anbelangt, ist Sachsen bundesweit Spitze: Mit 189.972 Mitgliedern ist der Freistaat Hochburg der Kleingärtner.