Radeberg
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"Der Aufstieg auf den Radeberger Kirchturm ist ein kleines Abenteuer"

Zum Tag des offenen Denkmals kann man im Rödertal etliche alte Gebäude besichtigen. Auch den Kirchturm der Radeberger Stadtkirche.

Von Rainer Könen
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Hoch oben auf dem Kirchturm der Radeberger Stadtkirche steht Reinhardt Tietze. Besucher können das auch - am Tag des offenen Denkmals.
Hoch oben auf dem Kirchturm der Radeberger Stadtkirche steht Reinhardt Tietze. Besucher können das auch - am Tag des offenen Denkmals. © René Meinig

Rödertal. Was haben das Seifersdorfer Schloss, die ehemalige Dynamitfabrik im Karswald und der Kirchturm der Radeberger Stadtkirche gemeinsam? Normalerweise nichts - an diesem Sonntag, den 10. September 2023, jedoch schon.

Denn zum diesjährigen "Tag des offenen Denkmals" werden im Rödertal diese und weitere historisch wertvolle Gebäude im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen.

Unter dem Motto "Talent Monument" richtet sich das Rampenlicht in diesem Jahr auf Denkmäler, deren Einzigartigkeit erst bei genauerem Hinsehen auffallen. Etwa auf den 26 Meter hohen Kirchturm der über 500 Jahre alten Radeberger Stadtkirche.
Die äußeren Rahmenbedingungen für eine Visite des Turms dürften am Sonntag bestens sein. Das Wetter spielt wahrscheinlich mit, es soll sommerlich bleiben.

136 Stufen bis nach oben

Reinhardt Tietze ist gespannt darauf, wie viele Menschen den Kirchturm besteigen wollen. Der Vorsitzende des Kirchturmbauvereines beschreibt den Aufstieg als ein "kleines Abenteuer". 136 Stufen sind es bis zur Balustrade des 26 Meter hohen Kirchturms - zum Vergleich: Wer den Kölner Dom besteigen will, muss 533 Stufen bewältigen, um die in 100 Metern Höhe gelegene Aussichtsplattform zu erreichen. Das setzt eine gewisse Fitness voraus und es wäre nicht schlecht, wenn man obendrein auch noch "höhentauglich" sei, so der 62-jährige Reinhardt Tietze.

Wer es bis oben geschafft hat, der wird auf jeden Fall belohnt: bei gutem Wetter kann man weit ins Lausitzer Land schauen. Die Fernsicht von bis zu 25 Kilometern sei an solchen Tagen "fantastisch", schwärmt Tietze. Wer diesen "tollen Ausblick" genossen hat, zeigt sich in der Regel beim Verlassen des Gebäudes spendabel, vermutlich dürfte es am Denkmaltag also auch häufig in der Spendenbüchse des Kirchturmbauvereines klingeln. Beim letzten Stadtfest bestiegen 560 Menschen den Turm, es kamen an den beiden Festtagen 540 Euro zusammen. Geld, das für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen am Kirchturm benötigt wird. Derzeit werden die Lattenroste auf der Balustrade erneuert.

Kirchturm wird nur drei Mal jährlich geöffnet

Offiziell wird der Radeberger Kirchturm nur zu drei Events im Jahr geöffnet: zum Stadtfest und Weihnachtsmarkt sowie am Tag des offenen Denkmals. Aber man könne natürlich auch an anderen Tagen hinauf, so Tietze weiter. Allerdings müsse man sich da vorher beim Pfarramt anmelden, so der Radeberger. Tietze weist darauf hin, dass an den Denkmaltagen die Zahl der Besucher bei den Kirchturmbesteigungen in der Regel überschaubar ist. Mehr als 50 Besucher seien es meist nicht. Was aus Tietzes Sicht aber nicht ungewöhnlich ist. Denn: "Am Sonntag sind ja in der Region noch andere Denkmäler geöffnet."
Tietze, der in Radeberg einen Handwerksbetrieb leitet, hofft darauf, am Sonntag vielleicht den ein oder anderen Besucher für die Arbeit im Kirchturmbauverein begeistern zu können. "Unser 30-köpfiger Verein sucht weitere Mitglieder, vor allem junge Leute." Teuer ist die Mitgliedschaft dort nicht. Der Jahresbeitrag sei mit elf Euro doch ziemlich preiswert, betont Tietze. Und dafür kann man dann so oft man mag, den Kirchturm der Radeberger Stadtkirche besteigen.

Wer noch seine Pforten im Rödertal öffnet

Wer öffnet in diesem Jahr zum Tag des offenen Denkmals "Talent Monument" noch seine Türen? Sächsische.de sagt, wohin man am 10. September im Rödertal außerdem gehen kann. Unter anderem sind diese Denkmale geöffnet:

  • Marienmühle Seifersdorf: Von 10 bis 18 Uhr kann die Mühle auf allen drei Etagen besichtigt werden.
  • Zum treuen Hund Seifersdorf: Der alte Gasthof ist zwischen 10 und 18 Uhr für Besichtigungen geöffnet.
  • Schloss Seifersdorf: in der Zeit von 10 bis 18 Uhr werden stündlich Schlossführungen angeboten. Im Rahmen des Denkmaltages findet an diesem Tag auch die Abschlussveranstaltung des 2. Seifersdorfer Schloss- und Parksommers mit der Tanzcompagnie der Landesbühnen Sachsen statt.
  • Schloss Klippenstein: In der Zeit von 10 bis 17 Uhr kann man neben einem Rundgang durch die Dauerausstellungen zur Schloss-, Stadt- und Industriegeschichte auch einen Blick ins ehemalige Gefängnis werfen.
  • Stadtkirche Radeberg: Die Kirche ist von 12 bis 17 Uhr geöffnet.
  • Schlossmühle Radeberg: Zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Am Nachmittag wird die historische Mahltechnik vorgeführt.
  • Kulturebene O66 Wachau: in der Zeit von 11 bis 18 Uhr präsentieren Musiker dort Klanginseln. In der Zeit von 12 bis 18 Uhr wird ein virtuelles Ausstellungsprojekt, der Kunstspeicher Wachau, vorgestellt.
  • Pastor-Roller-Kirche Weixdorf: von 14 bis 17 Uhr Spätsommercafé mit Wandelkonzert, Kirchenführungen um 15 und 17 Uhr.
  • Heimatverein Großerkmannsdorf: um 9 Uhr wird eine Führung durch die Erdwallanlagen der ehemaligen Dynamitfabrik im Karswald durchgeführt.
  • Die Kirchen in Wachau, Seifersdorf, Lomnitz, Grünberg, Kleinwachau und Schönborn sind ebenfalls geöffnet.
  • Das Wunder Land Wachau lädt zum Verweilen in Kunaths Hof aus dem Jahr 1859 ein. Zwischen 10 und 18 Uhr ist die Museumsscheune offen, es werden dort auch Vorführungen stattfinden. Steffen Jakob, Hausherr und Projektleiter, führt durch die ausführliche Ausstellung alter Geräte, Maschinen und Werkzeuge aus dem ländlichen Alltag. Es gibt hausgemachte Kuchen, Kaffee und frische Leckereien aus dem Lehmbackofen. Auf der Hofwiese können vor allem Kinder mit den handzahmen Schafen, Ziegen und Eseln schmusen.