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Sanierung von Schloss Wachau: "Das Gebäude ist eine Herausforderung"

Das Wachauer Barockschloss wird saniert, hier entstehen zehn Wohnungen und drei Gewerberäume. Das Interesse dafür ist riesig, so Bauingenieur Eiko Großmann. Ein Baustellenbesuch.

Von Rainer Könen
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Das Barockschloss Wachau wird derzeit aufwendig saniert. Bauingenieur Eiko Großmann von der Walther Projektmanagement GmbH hat Erfahrung mit der Sanierung von historischen Gebäuden.
Das Barockschloss Wachau wird derzeit aufwendig saniert. Bauingenieur Eiko Großmann von der Walther Projektmanagement GmbH hat Erfahrung mit der Sanierung von historischen Gebäuden. © Marion Doering

Wachau. Das Interesse sei zuletzt sehr groß gewesen, erzählt Eiko Großmann. Er habe zahlreiche Anfragen erhalten, berichtet der 49-jährige Bauingenieur. Vor allem Wachauer wollten sich zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals, der am 10. September stattfand, das Schloss anschauen - um sich einen Eindruck zu verschaffen, wie in dem alten Gebäude die Historie mit der Moderne verbunden wird.

Denn der neue Schlossbesitzer, die Immobilienfirma Neth, will in dem zwischen 1730 und 1754 entstandenen Schloss Wohnraum schaffen. Dort sollen bis Ende 2024 zehn Eigentumswohnungen und drei Gewerberäume entstehen. Die historischen Räume bleiben erhalten, schließlich steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Da könne man nicht einfach mit den Arbeiten loslegen wie bei einem Neubau, man müsse sich immer mit den Denkmalpflegern absprechen, erklärt Eiko Großmann, einer der Geschäftsführer der Walther Projektmanagement GmbH. Die Dresdner Firma arbeitet seit Jahren mit der Immobilienfirma Neth zusammen und hat bereits viel Erfahrung mit der Sanierung von historischen Gebäuden in der Region gesammelt.

Die Sanierungsarbeiten im Schloss Wachau im aufwendig.
Die Sanierungsarbeiten im Schloss Wachau im aufwendig. © Marion Doering
Ein Blick in den Dachstuhl des Barockschlosses in Wachau.
Ein Blick in den Dachstuhl des Barockschlosses in Wachau. © Marion Doering
Auch im Treppenhaus sind noch die historischen Geländer des Schlosses Wachau erhalten geblieben.
Auch im Treppenhaus sind noch die historischen Geländer des Schlosses Wachau erhalten geblieben. © Marion Doering
Eiko Großmann hat schon Erfahrung bei der Sanierung historischer Gebäude. "Bauliche Überraschungen" sind bei einem solchen Objekt nicht zu vermeiden.
Eiko Großmann hat schon Erfahrung bei der Sanierung historischer Gebäude. "Bauliche Überraschungen" sind bei einem solchen Objekt nicht zu vermeiden. © Marion Doering
Schicht für Schicht kommen alte Wandmalereien im Wachauer Schloss zum Vorschein.
Schicht für Schicht kommen alte Wandmalereien im Wachauer Schloss zum Vorschein. © Marion Doering
In der Holländischen Küche finden sich noch Fliesen aus alten Zeiten.
In der Holländischen Küche finden sich noch Fliesen aus alten Zeiten. © Marion Doering
Deckenmalerei und alter Kronenleuchter sind im Wachauer Schloss pompös.
Deckenmalerei und alter Kronenleuchter sind im Wachauer Schloss pompös. © Marion Doering
Das Maurische Zimmer, das sich auch im ersten Obergeschoss des Wachauer Schlosses befindet, wird nicht verändert und bleibt erhalten.
Das Maurische Zimmer, das sich auch im ersten Obergeschoss des Wachauer Schlosses befindet, wird nicht verändert und bleibt erhalten. © Marion Doering

Hausschwamm erschwert Arbeiten im Wachauer Schloss

Im Wachauer Schloss sind im Erdgeschoss vier Wohnungen geplant. Wer diesen Bereich über die ehemalige Jagdhalle betritt, kann die Wohnräume vorerst nur erahnen. Ein Aufzug für das vierstöckige Gebäude ist ebenfalls geplant. Großmann berichtet von "baulichen Überraschungen". So habe man jüngst im ersten Stock in den Wänden Hohlräume entdeckt. "Da war jedoch nichts drin."

Nicht schön war auch, dass der Hausschwamm an Holzverstrebungen und Zimmerwänden die Arbeiten erschwert habe. Da habe man die mit Wandmalereien verzierten Raumwände nicht herausnehmen können, um an die darunterliegenden morschen Balken zu kommen, erzählt Großmann.

Also habe man die Wände verstreben und mit Bolzen sichern müssen, sodass diese zeitweise in der Luft hingen. In mühseliger Arbeit wurden die morschen Balken durch Stahlträger ersetzt. Das Wichtigste dabei: Die Wandmalereien blieben so unbeschadet.

"Gesamte historische Ausstattung bleibt erhalten"

Als die Gemeinde das Schloss vor drei Jahren an die Immobilienfirma Neth verkaufte und bekannt wurde, was der neue Eigentümer mit dem Schloss vorhat, hatte sich mancher Wachauer gefragt, welche Auswirkungen das aufs historische Interieur haben würde. Auf Jagd- und Musikzimmer, den Weißen Saal oder das Maurische Zimmer.

Im Weißen Saal, der mit 110 Quadratmetern der größte Raum im Schloss ist, soll ein Großraumbüro entstehen. Betritt man jetzt diesen großen, rund sieben Meter hohen Raum, fällt es noch schwer, sich vorzustellen, dass hier einmal ein Büro sein wird. "Der Saal verströmt viel Geschichte", findet Geschäftsführer Großmann, der im ständigen Austausch mit der Landesdenkmalpflege steht. Die beeindruckenden Wandmalereien, die alten Türen und Spiegel, die beiden wuchtigen Kronleuchter. "Die gesamte historische Ausstattung bleibt auf jeden Fall erhalten."

Das historische Parkett des Saals wird mit einem Podest überbaut, die Beheizung soll übers Podest erfolgen und somit den Parkettboden schützen. Die historischen Kachelöfen im Schloss, insgesamt sind es vier, wurden gemeinsam mit zwei Kaminen abgebaut, die Kacheln nummeriert und eingelagert. Nach der Sanierung der historischen Zimmer werde man die wieder aufstellen, sagt Großmann. Öfen wie Kamine hätten dann allerdings nur noch dekorativen Charakter, keine Funktion mehr.

Die Fassaden, die barocke Raumstruktur sowie die Wand- und Deckengestaltungen des 18. und 19. Jahrhunderts bleiben ebenfalls erhalten. Das originale Dachtragwerk bleibt unausgebaut, der umfangreiche Bestand an Wandmalereien, Stuckdecken und Holzeinbauten wird restauratorisch gesichert. Für die neuen Wohnbereiche wurden einige historische Elemente wie Wandmalereien abgedeckt, was bei den als Büro genutzten Räume in der Regel nicht notwendig ist.

Denkmalschutz ist bei Sanierung des Schlosses involviert

Die an der Planung des Projektes beteiligte Architektin Ute Markscheffel erzählt davon, dass man bei der Sanierung von historischen Objekten wie dem Wachauer Barockschloss immer das Denkmalschutzgesetz im Hinterkopf haben müsse. Für sie wie für Eiko Großmann oder Bauleiter Jörg Hamisch ist die Sanierung des Barockschlosses jedenfalls eine "große Herausforderung", sagt Großmann.

Er weist auf die Verkleidungen der Wohnräume hin. Die seien notwendig, um die Anforderungen des Schall-, Brand- und Wärmeschutz zu erfüllen und ein Beispiel, wie schwierig Kompromisse zwischen Erhalten und Nutzen sind. Ein Wohnraum entsteht auch dort, wo sich die Holländische Küche mit den Delfter Kacheln befindet. Das Maurische Zimmer, das sich auch im ersten Obergeschoss befindet, werde nicht verändert und bleibe erhalten.

Eiko Großmann kennt das Gebäude schon lange. Vor mehr als 30 Jahren arbeitete der gelernte Zimmermann bei der ersten Sanierung des Schlosses mit. Er erinnert sich noch gut daran, das ihn schon damals die robuste Bauweise des Schlosses beeindruckt habe. "Diese geballte Manpower, mit der man das Barockschloss vor 300 Jahren gebaut hat, muss seinerzeit enorm gewesen sein", vermutet er.

Technische Hilfen habe es ja in jenen Zeiten keine gegeben, das Schloss sei jedenfalls sehr solide gebaut worden. Das sei auch am Dachstuhl des Schlosses deutlich erkennbar. Hier sind Abstellräume für die Nutzer vorgesehen, außerdem sollen Depots eingerichtet werden, in denen altes und nicht mehr benötigtes Schlossmobiliar untergebracht wird. Eiko Großmann zeigt auf die massiven Holzverstrebungen im Dachstuhl: "Das Holz, das hier verbaut worden ist, ist mindestens 400 Jahre alt."

Besucher können ab 2025 wieder ins Schloss Wachau

Auf dem Rundgang durchs Schloss betont er die gute Zusammenarbeit mit der Landesdenkmalpflege, weist darauf hin, dass man sich bereits von früheren Sanierungsprojekten kenne, was die Zusammenarbeit erleichtere. Bis Ende 2024 muss die Sanierung abgeschlossen sein. Großmann ist optimistisch und glaubt, dass man möglicherweise gar früher fertig sei.

Und dann hätten auch Besucher die Gelegenheit, sich das sanierte Schlossgebäude anzuschauen. Etwa beim Tag des offenen Denkmals. Beim diesjährigen Denkmalstag habe man aus sicherheitstechnischen Gründen von Schlossführungen abgesehen. Frühestens ab 2025 wird man einen Blick ins Schlossinnere werfen können. Allerdings auch nur in die Bereiche, die nicht privat genutzt werden.