Radeberg
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Warum Nina Bäckerin in Leppersdorf werden will

Wenn andere zu Bett gehen, steht Nina auf. Das sei kein Problem, sagt die 17-jährige, denn die junge Pulsnitzerin hat sich ihren Traum erfüllt, Bäckerin zu werden. In Leppersdorf.

Von Siri Rokosch
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Nina Jungnickel (links) ist die neue "Azubine" in der Leppersdorfer Bäckerei Kunath. Rechts steht Bäckermeisterin Anita Kunath.
Nina Jungnickel (links) ist die neue "Azubine" in der Leppersdorfer Bäckerei Kunath. Rechts steht Bäckermeisterin Anita Kunath. © SZ/Siri Rokosch

Leppersdorf. Die 17-jährige Nina Jungnickel hätte eigentlich auch Pfefferküchlerin werden können, denn sie wohnt in Pulsnitz. Trotzdem hat sie sich entschieden, in der Bäckerei Martin Kunath im benachbarten Leppersdorf eine Ausbildung zur Bäckerin zu machen, denn: "Ich habe schon zu Hause viel gebacken und es macht mir einfach viel Spaß", sagt sie. Dabei klingelt ihr Wecker bereits um drei Uhr morgens. Sobald sie 18 Jahre alt ist, wird sie noch früher aufstehen.

Brötchenteig formen, Torten einstreichen und Pudding kochen

Nina braucht eine halbe Stunde, wenn es draußen noch finster ist, um sich für den Tag zurecht zu machen. Dann fahren sie ihre Eltern nach Leppersdorf, denn diese arbeiten beide im Schichtbetrieb. "Dadurch bin ich bereits an das Leben mit dem zeitigen Aufstehen gewöhnt", erklärt die 17-Jährige. Der erste Bus nach Leppersdorf würde erst kurz vor fünf Uhr ankommen, das sei einfach zu spät, denn dann sollen die Backwaren schon in der Auslage liegen.

Um vier Uhr beginnt für sie die Arbeit in der Backstube. Die meisten anderen Mitarbeiter der Bäckerei Kunath sind zu diesem Zeitpunkt schon da. Sie starten zwischen Mittarnacht und ein Uhr. "Wenn Nina 18 ist, darf sie auch so zeitig beginnen. Jetzt gilt noch das Jugendschutzgesetz", erklärt Bäckermeisterin Anita Kunath.

Nina hat seit Beginn ihrer dreijährigen Lehre im Sommer bislang vor allem Brötchenteige für die Doppelsemmeln zusammengeschoben, wie sie sagt, damit diese auch doppelt bleiben und nicht zu Einzelbrötchen werden. Sie hat Torten belegt, Donauwellen mit Schokoladenmasse bestrichen, Brote rundgewirkt und in Formen gelegt, Pudding für die Kuchen gekocht, Quark angerichtet und den Mohn vorgerichtet. "Am liebsten mag ich es aber, Pfannkuchen zu backen und Kekse", sagt Nina Jungnickel. Und was nascht sie gerne? "Schweinshoren", erzählt sie und lacht.

Nina wird, sobald sie 18 Jahre alt ist, auch das Brotbacken von Grund auf erlernen. Da die Teige dafür bereits ab Mitternacht angerührt werden, stehen momentan noch die Brötchen, die auch etwas später gebacken werden können, im Lehrplan oben.

Derzeit steht Nina hinter dem Verkaufstresen der Bäckerei, wie ihre Chefin erklärt: "Das ist mir wichtig." Denn jeder in der Bäckerei solle ja wissen, was er verkaufe. "Kennen Sie das, wenn Sie in einen Laden kommen und fragen: 'Was ist denn da drin?'" Die Antwort, dass man das leider nicht sagen könne und nachfragen müsse, gebe es in der Leppersdorfer Bäckerei nicht, sagt Anita Kunath. Jeder Mitarbeiter wisse, was in den Backwaren der Bäckerei drin ist.

Nach langer Suche verhalf der Zufall zur Ausbildungsstelle

Nina hatte lange nach einer kleinen Bäckerei gesucht, in der sie ihre Ausbildung zur Bäckerin machen kann. "Leider habe ich nur Absagen bekommen", erzählt sie. Es sollte aber auch keine Großbäckerei sein, denn "Fließbandarbeit" habe sie nicht gewollt. Durch "Mundpropaganda" ist die 17-Jährige dann zu Anita Kunath gekommen.

"Ich habe einen Anruf erhalten, ob ich nicht jemanden ausbilden möchte", erinnert sich die Bäckermeisterin. "Dann ging alles ganz schnell. Nach zwei Tagen war quasi der Ausbildungsvertrag unterschrieben und Nina machte erst danach noch drei Probearbeitstage bei uns", erinnert sich Kunath, die sehr begeistert von ihrem neuen Lehrling zu sein scheint. "Man sagt ihr ein Mal etwas und dann klappt das auch, und manchmal denke ich, das Mädchen hat schon eine Ausbildung hinter sich." Schon nach kurzer Zeit sei Nina fast überall einsetzbar gewesen, auch in der Eisdiele in Großhartau.

Feierabend ist für Nina, wenn sie in der Backstube gearbeitet hat, zwischen zehn und elf Uhr. Dann fährt sie nach Hause und reitet. "Ich wohne auf einem Bauernhof und wir haben auch Pferde. Auf Ron und Heidi darf ich reiten und voltigiere auch", sagt Nina. Zuvor wäre allerdings ein kurzer Mittagsschlaf von etwa einer Stunde nötig, um wieder aufzutanken. Viel Zeit investiert die Auszubildende momentan auch ins Büffeln, denn die Theorieprüfung zum Führerschein steht bevor.

Die Freude auf das Stollenbacken

Nina freut sich bereits auf die Weihnachtsbäckerei, die in den letzten Wochen auch in der Bäckerei Kunath begonnen hat. Am Donnerstag werde wieder Stollen gebacken, nur leider hat die 17-Jährige die gesamte Woche über Verkaufsdienst. Danach wird sie aber auch den Dresdner Christstollen mit kneten und backen.

Immerhin, in dieser Woche darf sie ausschlafen. Der Dienst hinter dem Tresen beginnt erst zehn Uhr und endet für sie 17 Uhr. "Ich freue mich auch auf das Plätzchenbacken in der Vorweihnachtszeit, denn das liebe ich."

Pfefferküchlerin wollte sie dagegen nicht werden, denn das sei ihr zu eintönig. "Ich möchte lernen, alle möglichen Backwaren herzustellen", erklärt sie.

Lehrling für den Verkauf gesucht, aber...

Anita Kunath hat noch gar nicht so viele Lehrlinge in der Bäckerei ihres Vaters ausgebildet. "Als erstes meine Tochter und dann einen weiteren Lehrling." Die Chefin legt Wert auf ein fröhliches Team, die Wissbegierde und die Liebe zum Backen der Azubis, wenn sie ausbilde. "Lehrlinge, die hier eine Ausbildung gemacht haben, arbeiten immer noch in unserer Bäckerei, und falls ich für das kommende Jahr jemanden finde, der mit Leidenschaft den Beruf der Bäckereifachverkäufer erlernen will, dann gerne", erzählt die Bäckermeisterin.

Das Lehrlingsgehalt für Bäcker ist inzwischen zwei Mal in diesem Jahr angehoben worden. So bekommen Azubis im Bäckerhandwerk derzeit 860 Euro im ersten Lehrjahr.

Die Bäckerei Kunath hat von 5 bis 18 Uhr geöffnet und am Samstag bis 10 Uhr. Zwischen Weihnachten und Neujahr sei Ruhezeit, auch in den Filialen in Wachau und Radeberg.