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Warum das Kabelfernsehen für einige Mieter im Rödertal teurer wird

Ab Mitte 2024 dürfen Vermieter keine Kabelverträge mehr für ihre Mieter abschließen. Das heißt, dass Mieter selbst entscheiden müssen. Wird kein Vertrag abgeschlossen, könnte der Fernseher dunkel bleiben.

Von Siri Rokosch
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Ab Mitte nächsten Jahres könnten einige Mieter im Rödertal das in ihrem Fernseher sehen. Sie sollten sich vorher einen Kabelanbieter suchen.
Ab Mitte nächsten Jahres könnten einige Mieter im Rödertal das in ihrem Fernseher sehen. Sie sollten sich vorher einen Kabelanbieter suchen. © Symbolfoto: Rene Meinig

Rödertal. Viele Mieter in Radeberg, Ottendorf-Okrilla, Wachau und Arnsdorf bekommen keine monatliche Abrechnung ihres TV-Anbieters fürs Kabelfernsehen. Grund ist das sogenannte Nebenkostenprivileg für Kabelgebühren, wonach die Vermieter für die Wohnungen Sammelverträge mit Kabelfernsehanbietern abgeschlossen haben.

Die Mieter haben bislang keinen Einfluss darauf, welcher Anbieter ihnen das Fernsehprogramm ermöglicht. Sie können die Kabelverträge auch nicht kündigen oder ganz darauf verzichten. Die Kosten haben die Vermieter bislang in der Nebenkostenabrechnung auf die Mieter umgeschlagen. Das wird sich nun ändern. Was Mieter wissen müssen.

Kein Kabelfernsehen mehr durch Vermieter gesichert

Das Nebenkostenprivileg für Kabelgebühren endet zum 30. Juni 2024. Ab dem 1. Juli nächsten Jahres müssen sich Mieter damit selbst um ihren Kabelanschluss kümmern.

Der Wegfall der Umlagefähigkeit von TV-Anschlüssen erfolgte im Rahmen der "Novellierung des Telekommunikationsgesetzes" (TKG). Die neuen Regelungen traten am 1. Dezember 2021 in Kraft, aber bis zum 30. Juni 2024 gilt eine Übergangsfrist. Der Vermieter kann die Kosten für den TV-Anschluss dann nicht mehr über die Nebenkosten an die Mieter weitergeben.

Vor allem Wettbewerber wie IPTV-Anbieter hatten Druck auf die Bundespolitik ausgeübt, um das Gesetz zu ändern. Sie wollten mehr Wahlfreiheit für die Mieter und damit mehr Wettbewerb.

Steigende Kosten für Mieter im Rödertal

In Ottendorf-Okrilla betreut die Wohnungsgenossenschaft insgesamt 416 Mietwohnungen. Wie die Vorstände Lutz Herrmann und Lutz Weiß mitteilen, würden die meisten ihrer Wohnungen bereits über Einzelverträge versorgt, sodass es für diese Mieter keine Änderung geben wird. "Bei einem Wohngebiet werden wir von der Betriebskostenumlage zu Einzelverträgen wechseln müssen. Dies bedeutet dann für den einzelnen Mieter höhere Kosten", sagen die Vorstände.

Seit den 1990er-Jahren würde die Wohnungsgenossenschaft Ottendorf-Okrilla von dem örtlichen TV-Shop Herrich versorgt. Die Gebühr für das Kabelfernsehen betrage momentan 60 Euro im Jahr, und somit fünf Euro im Monat.

Die Vorstände gehen von steigenden Kosten für die Mieter aus, weil "durch eine geringere Auslastung der Anlagen die kleinen örtlichen Anbieter wirtschaftliche Probleme bekommen und dann die Preise erhöhen oder ganz aufgeben" müssten. Sieger würden die großen Anbieter sein, "die dann das Monopol haben und höhere Preise durchsetzen können", vermutet die Ottendorfer Wohnungsgenossenschaft.

In der Gemeinde gebe es für die Genossenschaftswohnungen nur einen Kabelanbieter, welcher das TV-Signal liefere, "aber einen Zwang zum Vertrag gibt es nicht". Insofern die Mieter sich über DVBT oder das Internet versorgen oder gar keine Versorgung benötigen, entstünden dem Mieter auch bislang keine zusätzlichen Kosten, versichern die Vorstände.

Die Wohnbau Radeberg hat sich mit ihren Kabelanbietern darauf geeinigt, dass diese im nächsten Jahr das Inkasso übernehmen, sagt Geschäftsführer Sven Lauter. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft arbeite momentan mit Antennen-Einert und Vodafone zusammen. Mieter können nicht frei wählen, welchen Kabelanbieter sie nutzen wollen.

Lauter erklärt, dass es aus Kapazitätsgründen nicht möglich sei, alle Wohnungen zum 1. Juli 2024 umzustellen. "Deshalb beginnen wir bereits ab dem 1. Januar damit", sagt der Geschäftsführer. "Die entsprechenden Mieter wurden bereits informiert. Für die Wohnungen, die nicht zum Neujahr umgestellt werden, erhalten die Mieter rechtzeitig noch die Informationen." Die Kabelgebühren würden ab dem Datum der Umstellung aus den Betriebskosten herausfallen. Sollten die Mieter keine neuen Vereinbarungen geschlossen haben, sei es möglich, dass der Kabelanbieter das Signal für diese Wohnung abschalte. Derzeit bezahlen die Mieter der Wohnbau Radeberg Kabel-Gebühren in Höhe eines mittleren einstelligen Betrags pro Wohnung und Monat.

Auch Lauter rechnet nicht damit, dass die Gebühren sinken werden. "Auf keinen Fall. Die Kabelanbieter müssen für diesen Geschäftszweig schließlich das Inkasso selbst aufbauen, das heißt, sie benötigen zusätzliches Personal, Hardware, Software, Räume und so weiter. Diese zusätzlichen Kosten werden sie auf die Kunden umlegen müssen."

Was das Kabelfernsehen künftig kostet

Die Tele Columbus AG betreut nach eigenen Angaben im Rödertal aktuell lediglich 33 Kunden in Arnsdorf, wie Pressesprecher Tim Stiehl mitteilt. Nennenswerte Preissteigerungen seien für die Mieter mit dem Ende des Nebenkostenprivilegs nicht zu erwarten, sagt er. "Der Preis der dann zu buchenden Einzelinkassoprodukte orientiert sich an dem bisherigen Sammelinkasso-Preisgefüge des jeweiligen Ortes."

Das Düsseldorfer Telekommunikationsunternehmen Vodafone ist Deutschlands größter Kabel-TV-Anbieter mit rund 13 Millionen TV-Kunden und nennt konkrete Zahlen.

Die Kosten für die Kabel-TV-Versorgung würden derzeit je nach Leistungsumfang des Vertrags mit der Wohnungswirtschaft variieren, sagt Pressesprecher Helge Buchheister. Trotz des höheren Aufwands bei Verwaltung und Logistik könne Vodafone das gewohnte Kabelfernsehen aber auch weiterhin zu "sehr fairen Preisen" anbieten, heißt es.

"Den niedrigsten Preis gibt es dann, wenn der Vermieter eine Vereinbarung mit Vodafone geschlossen hat – in diesem Fall wird es für Mieter nur geringfügig teurer als bisher. In der Regel liegt der Preis unter zehn Euro im Monat", sagt Helge Buchheister. Die meisten Mieter würden im Rahmen des Mieter-Tarifs 'TV Connect Start' künftig im Schnitt zwischen acht und knapp zehn Euro monatlich für Kabel-TV zahlen. Bislang liege der Preis für die meisten Mieter im Schnitt zwischen sieben und neun Euro, so Vodafone.

Der Pressesprecher glaubt, dass viele Mieter weiter auf den bewährten Kabelanschluss setzen werden. "Dann bleibt nämlich beim Fernsehempfang alles so, wie es ist. Es muss kein Zusatzgerät installiert werden und auch das Fernsehsignal unterliegt keinen Schwankungen, wie das manchmal je nach Auslastung und Verbindung gerade beim Internetfernsehen vorkommt. Nur das Entgelt für den Empfang wird eben nicht mehr an den Vermieter gezahlt, sondern direkt an den TV-Anbieter." Wie viele Kunden das Unternehmen bereits jetzt im Rödertal betreut, wollte er nicht bekannt geben.