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Kommt das Pilotprojekt Straßenbahn nach Ottendorf?

Die Gemeinde Ottendorf-Okrilla wünscht sich eine Straßenbahnanbindung an Dresden. Interesse an einem Testlauf gibt es jetzt vom Verkehrsverbund Oberelbe (VVO).

Von Siri Rokosch
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Ob die Straßenbahn in Zukunft auch bis nach Ottendorf-Okrilla ins Gewerbegebiet fährt? Jedenfalls kommt Bewegung in diese Pläne.
Ob die Straßenbahn in Zukunft auch bis nach Ottendorf-Okrilla ins Gewerbegebiet fährt? Jedenfalls kommt Bewegung in diese Pläne. © Symbolbild. René Meinig

Ottendorf-Okrilla. Für viele Pendler, die vom Dresdner Norden täglich zur Arbeit nach Ottendorf-Okrilla und zurück nach Hause fahren, wäre eine bessere Taktung der öffentlichen Verkehrsmittel eine große Erleichterung. Und auch der Plan der Gemeinde, die Straßenbahnlinie 7 von Dresden-Weixdorf aus nach Ottendorf ins Gewerbegebiet zu verlängern, wird von Firmen und deren Mitarbeitern begrüßt. Nun bekundet auch der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) Interesse - zumindest an einem Test.

Ziel der Stadt Dresden, des Verkehrsverbunds Oberelbe (VVO) und der Dresdner Verkehrsbetriebe war es bislang, die Zugverbindung zwischen Dresden über Ottendorf-Okrilla bis nach Königsbrück durch ein verbessertes Angebot zu stärken. Eine neue S-Bahn soll perspektivisch wochentags halbstündlich bis Ottendorf-Okrilla Nord fahren.

Der große Vorteil der S-Bahnanbindung im Vergleich zur Straßenbahn sei neben der Anbindung Königsbrücks an die Schiene, die kurze Reisezeit bis nach Dresden-Neustadt, die mit einer Straßenbahn nicht zu erzielen wäre, so die Begründung.

Bus-Testbetrieb von Dresden nach Ottendorf

Ottendorf Bürgermeister Rico Pfeiffer (parteilos) hatte allerdings zu Bedenken gegeben, dass neben der neuen S-Bahnanbindung, auch eine Straßenbahn bis ins Gewerbegebiet wichtig sei. Er begründete das damit, dass viele Pendler nach Dresden-Klotzsche, zum Beispiel zum Flughafen oder zu Infineon, und perspektivisch auch zu den sich neu ansiedelnden Chipherstellern im Dresdner Norden fahren müssten. Am Neustädter Bahnhof anzukommen, sei gerade für diese Menschen nicht zielbringend.

Deshalb schlug er vor, in einem Testlauf, einen Bus von der Straßenbahnendhaltestelle in Dresden-Weixdorf bis ins Ottendorfer Gewerbegebiet anzubieten. "Dadurch könnten wir feststellen, wie viele Menschen dieses Angebot tatsächlich nutzen, und daraus ermitteln, ob eine Weiterführung der Straßenbahn angenommen werden würde", so Pfeiffer.

Alexander Buchmann, Redakteur Contentmanagement der Stadt Dresden, teilt auf Nachfrage mit, dass der Landkreis Bautzen beziehungsweise der VVO einen solchen Bus bestellen und finanzieren müsste, da die Strecke nicht mehr im Stadtgebiet von Dresden liege: "Beim VVO findet man die Idee eines Bus-Testbetriebs interessant, um die Nachfrage für eine Anbindung des Gewerbegebietes Ottendorf-Okrilla an Dresden zu untersuchen. Dieser könnte als Vorlaufbetrieb für eine Taktverdichtung der späteren S-Bahn fungieren."

Dabei wäre der Bahnhof Dresden-Klotzsche eine sinnvolle Verknüpfung zum überörtlichen Nahverkehr, so Buchmann." Mit finanzieller Unterstützung durch die Unternehmen im Gewerbegebiet könnte hier durchaus ein die Regionalbahn ergänzendes Angebot entstehen", sagt er.

Taktung für Mitarbeiter im Ottendorfer Gewerbegebiet

Insgesamt gibt es etwa 70 Firmen im Ottendorfer Gewerbegebiet - und damit wahrscheinlich auch genügend Pendler, die eine Straßenbahnanbindung nutzen würden. Von den beiden bestehenden Buslinien fährt eine über Ottendorf nach Radeberg, die andere Buslinie, die 78, nach Dresden-Klotzsche. Allerdings fährt der Bus über Langebrück und Schönborn und deshalb beträgt die Fahrzeit rund 45 Minuten bis nach Klotzsche. Beide Busse fahren zudem nur ein Mal in der Stunde.

Jens Grülling, zum Beispiel, wohnt im Hechtviertel, also in der Dresdner Neustadt. Sein Arbeitsplatz ist aber in Ottendorf-Okrilla, im dortigen Gewerbegebiet. Jeden Tag pendelt er mit Rad, Zug und Bus zwischen seinem Wohnort und der Arbeit. Fällt der Zug aus, verpasst er meistens auch den Bus, denn dieser fährt zu ähnlichen Zeiten ab wie der Zug. Dann heißt es für den Dresdner warten, bis ihn nach einer Stunde der nächste Bus nach Hause bringt.

Allein bei der Deutschen Post DHL in Ottendorf-Okrilla arbeiten etwa 100 Mitarbeiter, die jeden Tag die öffentlichen Verkehrsmittel in die Landeshauptstadt nutzen und sich eventuell über eine aller 20 Minuten oder halben Stunden fahrende Straßenbahn freuen würden. An den Baukosten für eine neue Haltestelle hinter dem Briefzentrum würde sich die Deutsche Post sogar finanziell beteiligen.

Zuletzt hatte Bürgermeister Pfeiffer die ansässigen Firmen in einer Umfrage aufgefordert, mitzuteilen, welche Taktungen für Bus und Bahn für die Mitarbeiter am sinnvollsten wären. Auch daraus erhofft er sich Aussagen über das Nutzungsverhalten einer Straßenbahnanbindung an die Landeshauptstadt.