Radeberg
Merken

Warum eine Straßenbahn nach Ottendorf für Dresdner wichtig ist

Die Gemeinde Ottendorf-Okrilla wünscht sich eine Straßenbahnanbindung an die Landeshautstadt. Warum das auch für Dresdner eine Erleichterung wäre.

Von Siri Rokosch
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Für Jens Grülling aus Dresden wäre die Straßenbahn bis nach Ottendorf ein Segen. Er pendelt täglich mit Rad, Zug und Bus bis zur Arbeit.
Für Jens Grülling aus Dresden wäre die Straßenbahn bis nach Ottendorf ein Segen. Er pendelt täglich mit Rad, Zug und Bus bis zur Arbeit. © Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. Jens Grülling ist Dresdner. Er wohnt im Hechtviertel, also der Dresdner Neustadt. Sein Arbeitsplatz ist aber in Ottendorf-Okrilla, im dortigen Gewerbegebiet. Jeden Tag pendelt er mit Rad, Zug und Bus zwischen seinem Wohnort und der Arbeit. Und damit ist er nicht allein. Mindestens fünf Kollegen trifft er morgens im Zug, sagt er. Und wenn die Bahn mal wieder ausfällt?

Ottendorfer Firmen stellen Fahrplanwünsche zusammen

Zugpferd für eine Idee, nach der die Straßenbahnlinie 7 von Dresden-Weixdorf bis ins Gewerbegebiet nach Ottendorf-Okrilla gebracht wird, ist Bürgermeister Rico Pfeiffer (parteilos). Er hat sich auf die Amtsfahne geschrieben, die Gemeinde näher an die Landeshauptstadt anzubinden und schreckt auch vor einem Ortsumbau nicht zurück. Gegenüber Sächsische.de sagt er, dass es im Unternehmerstammtisch Kritik am ÖPNV gegeben habe. "Daraufhin hatten die Firmen in unserem Gewerbegebiet einen Fragenkatalog erhalten, in dem sie etwa fünf Fragen beantworten sollten, was genau sie am öffentlichen Nahverkehr stört und wann die Mitarbeiter wegen ihrer Schichten Anbindungen an den Bus und den Zug benötigen", sagt Pfeiffer. Diese Erhebung unter den Ottendorfer Unternehmen soll nun an den VVO und die Dresdner Verkehrsbetriebe weitergeleitet werden.

Wie der Dresdner nach Ottendorf pendelt

Jens Grülling aus dem Hechtviertel arbeitet bei der Deutschen Post DHL am Bergener Ring in Ottendorf-Okrilla im Stab als Arbeitsvorbereiter: "Bei der Post haben wir die Bemessung. Dort werden die Personalbedarfe bemessen und darum kümmere ich mich seit etwa acht Jahren", erklärt er.

Seit acht Jahren also pendelt er von Dresden nach Ottendorf, früher von Dresden-Löbtau aus und nun aus der Dresdner Neustadt. Seine tägliche Reise zur Arbeit beginnt - damit er pünktlich zum Zug kommt - gegen 6.30 Uhr, mit dem Mobi-Bike. "Dann radle ich los zum Neustädter Bahnhof um den Zug 6.48 Uhr zu bekommen", sagt Grünlling. Mit dem Regionalbahn fährt er bis nach Ottendorf-Okrilla-Süd. Dort steigt er pünktlich 7.11 Uhr in den Bus 761 und fährt noch drei Haltestellen, bis er am Bergener Ring, direkt vor der Post aussteigen kann.

Seine Rückfahrt am selben Punkt sieht ähnlich aus: 15.54 Uhr muss er den Bus erwischen, vom Bahnhof Süd mit dem RB33 ab 16.14 Uhr zurück zum Neustädter Bahnhof fahren.

"Wenn der Zug fährt, ist es angenehm", resümiert er, aber "in letzter Zeit fallen mindestens ein Mal im Monat Züge aus, und das ist nicht toll, denn dann muss ich den Bus nach Hause nehmen. Wenn ich den nicht rechtzeitig erreiche, muss ich eine Stunde auf den Nächsten warten."

Tatsächlich fährt auch ein Bus - die Linie 78 vom Bahnhof Klotzsche in Dresden bis nach Ottendorf-Okrilla. Doch der fährt auch Langebrück und Schönborn an - und ist nur ein Mal stündlich überhaupt unterwegs.

"Der Bus braucht tatsächlich nicht länger als der Zug, aber wenn der Zug ausfällt, erwische ich den Bus eben nicht mehr. Der ist dann auch weg", erzählt Grülling aus Erfahrung.

Für ihn wäre bereits eine Zwischentaktung eine Erleichterung, sagt er. "Oder die Straßenbahn. Wenn die aller 20 Minuten oder wenigstens aller halben Stunden von Ottendorf nach Dresden fahren würde, wäre das für mich und viele andere sicherlich eine Entlastung, vor allem zeitlich." Grülling weiß von 15 Kollegen insgesamt, die auch regelmäßig nach Dresden pendeln.

Marion Oppermann, Chefin einer der neun Deutschen Post DHL-Niederlassungen in Ostdeutschland spricht sogar von etwa 100 Angestellten, die täglich aus Ottendorf in die Landeshauptstadt pendeln. Sie wünscht sich ebenso wie der Bürgermeister eine Straßenbahnanbindung von Dresden-Weixdorf bis vor die Tore des Paketzentrums - mit dem Ziel, die Fahrzeiten von 45 Minuten zu verkürzen. Dafür würde die Post sogar tief in die Tasche greifen.

Dresden hat (bislang) andere Pläne

Bürgermeister Rico Pfeiffer denkt bei den Plänen auch an Menschen, denen der Zug gar nichts bringt: "Viele, die zum Beispiel in Ottendorf wohnen und am Flughafen oder bei Infineon arbeiten, nehmen das Auto, weil sie damit flexibel und schneller sind." Deshalb hat Pfeiffer vor einem halben Jahr den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) und dem Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) ein Pilotprojekt vorgeschlagen. "Wir wünschen uns, dass die Straßenbahnlinie 7 von Weixdorf aus per Bus bis nach Ottendorf verlängert wird, und dann schauen wir, wie viele Menschen dieses Angebot tatsächlich nutzen", sagt der Bürgermeister. Doch bislang wurde diese Idee noch nicht umgesetzt.

Die Stadt Dresden und die Dresdner Verkehrsbetriebe setzen stattdessen auf eine weitere neue Zugverbindung. Ziel sei es für sie, die Zugverbindung zwischen Dresden über Ottendorf-Okrilla bis nach Königsbrück durch ein verbessertes Angebot zu stärken. Eine neue S-Bahn Linie S7 soll perspektivisch wochentags halbstündlich bis Ottendorf-Okrilla Nord fahren. Ob diese Pläne Erleichterung für Pendler aus Dresden-Klotzsche und der Dresden-Neustadt bringen, bleibt abzuwarten.

Haben Sie Anregungen, Wünsche oder Themen, die Sie bewegen? Dann kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail [email protected].