Radeberg
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"Unser Angebot hat sich herumgesprochen": Immer mehr Radeberger kaufen bei Kleiderkammer

In die Radeberger Kleiderkammer kommen neben Geflüchteten auch immer mehr Deutsche. Leiterin Birgit Barth findet das gut: "Unser Sozialkaufhaus ist für alle da."

Von Verena Belzer
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Birgit Barth ist die Leiterin der Radeberger Kleiderkammer in der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße.
Birgit Barth ist die Leiterin der Radeberger Kleiderkammer in der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße. ©  René Meinig (Archiv)

Radeberg. Deutschland debattiert derzeit über sogenannte Obergrenzen für Asylbewerber, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat erst kürzlich seine Forderung nach einer Obergrenze verschärft. "Aktuell sind nicht einmal 200.000 pro Jahr möglich", sagte der CDU-Politiker. In der Radeberger Kleiderkammer, das mehr ein Sozialkaufhaus ist, ist man ganz nah dran an dem Thema. Seit 2016 werden hier Kleidung, Schuhe, Kinderspielzeug, Geschirr und kleine Elektrogeräte an all jene abgegeben, die sie gut gebrauchen können. Anfangs waren das viele Syrer und Afghanen, später kamen Ukrainer dazu.

Doch während in den vergangenen Wochen und Monaten durchaus neue Ukrainer in die Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße kamen, hat Leiterin Birgit Barth einen ganz anderen Trend erkannt: Es kommen immer mehr Radeberger. Rentner, aber auch Familien. "Es hat sich herumgesprochen, dass es bei uns viele Sachen günstig gibt", sagt Birgit Barth.

Die Spendenbereitschaft ist ungebrochen

Die Kleiderkammer ist ein Angebot des Radeberger Vereins "Bündnis Radeberger Land hilft", dessen Vorsitzender der CDU-Stadtrat Holger Wedemeyer ist. Auch ein Möbellager betreibt der Verein, das jedoch aus den aktuellen Räumlichkeiten ausziehen muss und derzeit eine neue Bleibe sucht.

Das Soziale Warenhaus befindet sich im zweiten Stock über dem Radeberger Tisch und ist proppenvoll gefüllt mit Winterkleidung. "An Spenden mangelt es definitiv nicht", sagt die Leiterin, die von 13 Ehrenamtlichen unterstützt wird. Die Kleiderkammer ist immer donnerstags von 9 bis 12 Uhr und freitags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

"Kinderschneeanzüge, Matschhosen, Softshellanzüge, Weihnachtsdeko und funktionstüchtige Elektrogeräte wie Wasserkocher würden wir noch annehmen." Spender, die Sommersachen bringen, müsse sie leider abweisen. "Ich will niemanden vor den Kopf stoßen, aber wir haben dafür einfach keine Lagerkapazitäten."

Secondhand ist Trend und nachhaltig

Oftmals kämen an einem Tag bis zu 40 Kunden in die Kleiderkammer, berichtet sie. Alle Waren werden hier zu kleinen Beiträgen abgegeben. Ein reguläres Kleidungsstück kostet beispielsweise 50 Cent. Schuhe und Jacken sind für einen Euro zu haben, elektronische Geräte kosten zwischen drei und fünf Euro. "Ein Kinderwagen kostet beispielsweise zehn Euro", erklärt die Leiterin. Teller, Tassen, Besteck - alles Centbeträge.

Doch seit es im vergangenen Jahr flächendeckend zu Preiserhöhungen gekommen ist, kämen auch immer mehr Radeberger. "Und zwar allen Alters. Familien mit Kindern, aber auch Rentner."

Irgendeine Art von Bedürftigkeitsnachweis müsse hier niemand vorlegen, sagt Birgit Barth. Sie freue sich, wenn noch mehr Leute den Weg ins Sozialkaufhaus finden würden. "Wir haben ein volles Lager. Wenn die Sachen noch einmal benutzt und getragen werden, ist das toll." Das sei nachhaltig. Und Secondhand ein Trend.

Und sie habe auch beobachtet: "Wer einmal hier bei uns ist, findet auch was. Und kommt gerne wieder."